Norwegen 2005

Donnerstag, 16. Juni
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Und wieder einmal fahren wir nach Norwegen. D.h., heute geht es nur nach Hirtshals im Norden von Dänemark. Unsere Fähre nach Langesund (am Oslofjord) geht früh um eins. Es ist eigentlich eine LKW-Fähre, die aber auch PKW’s mitnimmt.

Die Fahrt durch Dänemark ist langweilig, und wir haben viel Zeit. In Aalborg fahren wir von der Autobahn herunter und weiter an der dänischen Ostseeküste entlang nach Norden.

Gegen 18.30 Uhr sind wir in Skågen, einem kleinen Fischer- und Urlaubsort am nördlichsten Zipfel Dänemarks. Es gibt einen netten Yachthafen und viele Kneipen und Restaurants, in denen sich so nach und nach die Crews der verschiedenen Segelschiffe zum abendlichen Umtrunk einfinden.

      

In einem Fischrestaurant am Hafen essen wir zu Abend. Ganz maritim ist hier der Boden mit Sand bestreut. Dann fahren wir nach Hirtshals. Am Straßenrand erstehen wir noch einen Beutel Kartoffeln. Lebensmittel in Norwegen sind teuer!

Gegen 22.00 Uhr kommen wir am Fähranleger an. Die Zufahrtsstraße ist schon zugeparkt, und vor dem Bürocontainer der Reederei steht eine lange Schlange. Bei den LKW's geht das "Einchecken" offensichtlich nicht so schnell und so dauert es eine ganze Weile, bis wir unsere Bordpapiere bekommen. Der Stau auf der Zufahrtsstraße hat sich inzwischen aufgelöst und wir können uns in die Wartereihen für die Fähre einfädeln. Es ist sehr voll und alles wirkt leicht chaotisch.

                                                    

Eine Fähre ist auch noch nicht in Sicht. Die läuft um 23.30 Uhr ein, und es beginnt das umständliche und quälend langsame Entladen. Offensichtlich ist es nicht so einfach, die Fahrzeuge kontinuierlich hintereinander von der Fähre fahren zu lassen. Immer wieder gibt es große Lücken, in denen gar kein Fahrzeug die Fähre verlässt. Außerdem sind viele Hänger ohne Zugmaschine an Bord, und die müssen umständlich einzeln geholt werden. Insgesamt dauert das Ausschiffen bis fast 1.00 Uhr. Jetzt sollten wir eigentlich schon ablegen. Das Einschiffen wird genauso umständlich und chaotisch gehandhabt wie das Ausschiffen. Reedereimitarbeiter laufen zwischen wartenden Autos hin und her und wählen (willkürlich?) einzelne Fahrzeuge aus, die dann auf die Fähre dürfen. Das geht sehr tröpfelnd, und es dauert jeweils sehr lange, bis insbesondere die LKW ihre Parkpositionen erreicht haben.

Um zwei Uhr sind wir endlich an Bord, und bekommen natürlich (!) keine Kabine mehr. Die Fähre ist ausgebucht. Auf diesen LKW-Fähren sind die Kabinen in erster Linie den LKW-Fahrern vorbehalten, und PKW-Passagiere bekommen nur dann eine, wenn welche frei bleiben. Das ist heute leider nicht der Fall, und so suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen im Aufenthaltsraum. Ich kann mich auf einer Sitzbank ausstrecken und Ulrich hat zwei Sessel zur Verfügung. Rechts neben uns lagert ein Ehepaar mit zwei kleinen Kindern, und links in der Ecke liegen zwei Frauen.

Um halb drei legen wir dann endlich ab, und mir gelingt es, doch ein wenig zu schlafen. Wach werde ich dann gegen 5.30 Uhr vom Zigarettenrauch, der links aus der Ecke kommt. Toll! Glücklicherweise sind die Waschräume sehr sauber. Es gibt zwar keine Dusche, aber man kann sich ordentlich waschen, und mit einem sauberen T-Shirt und geputzten Zähnen sieht die Welt schon ganz anders aus. Und frischen Kaffee gibt es auch!

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Freitag, 17. Juni 2005
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Gegen 7.30 Uhr laufen wir in die Bucht von Langesund ein. Vorbei an einem kleinen Leuchtturm und bunten, norwegischen Häusern geht es auf den Kai zu. Die Fähre muss noch wenden, um anlegen zu können - es ist halt keine moderne "Roll on, roll off"- Fähre, aber um viertel nach acht liegt sie endlich fest, und etwa um neun sind wir von Bord.


Bevor wir uns auf den weiteren Weg machen, buchen wir im Qualityhotel Langesund eine Übernachtung für die Rückfahrt. Da müssen wir nämlich morgens um sieben an der Fähre sein.

Nun fahren wir Richtung Ulefoss. Wir müssen ein wenig suchen, bis wir die richtige Straße gefunden haben, aber dann geht es am Norsjø entlang nach Norden.
Von Bø aus nehmen wir eine kleine Straße zur E 134. In Sauland biegen wir dann ab und fahren quer durch die Telemark nach Rjukan. Die Straße führt uns schon ziemlich hoch in die Berge, und wir sehen die ersten Schneefelder.

Wir kommen auch am Gaustatoppen vorbei, auf dem wir im Jahr 2000 im Zelt übernachtet haben. So können wir alte, schöne Erinnerungen auffrischen. Im Hotel Gaustablick bekommen wir darüber hinaus ein ausgezeichnetes Mittagessen.

Dann geht es weiter nach Norden, durch das Tessungdalen hinauf in die östlichen Ausläufer der Hardangervidda zum Sønstevatn, einem über 1000 m hoch gelegenen See, der uns schon vor fünf Jahren durch seine Lage in einer absolut kargen und unwirtlichen Landschaft fasziniert hat.

Von hier aus geht es weiter nach Geilo und dann am Nordrand der Hardangervidda entlang Richtung Eidsfjord. Hier oben herrscht Winter. Es liegt Schnee und die Seen sind teilweise noch zugefroren. Die Temperatur sinkt auf 2° Celsius, aber die Sonne scheint, und es sieht alles wunderschön aus – noch, denn der Himmel bewölkt sich mehr und mehr und es beginnt zu regnen.

Mittlerweile ist es schon später Nachmittag, und wir brauchen ein Hotel. Gern würden wir im Nationalpark Hardangervidda übernachten, aber die Zufahrtsstraßen zu den Hotels sind noch nicht schneefrei und darum gesperrt. Der Winter hält sich hier sehr lange. Wir müssen weiterfahren und finden schließlich am Vøringsfossen, einem der eindrucksvollsten Wasserfälle Norwegens, das Fossli-Hotel. Das Haus wurde 1891 erbaut und hat Berühmtheiten wie Edvard Grieg beherbergt. Es gibt sich immer noch vornehm, aber der einstige Charme ist schon sehr verstaubt. Zumindest ist die Aussicht auf den Wasserfall wirklich atemberaubend.

Abendessen gibt es um 20.00 Uhr. Einige Hotelgäste nehmen vorher ihren Aperitif in der Lounge. Wir haben geduscht und uns frisch gemacht. Es gibt ein Buffet für 180 NOK (= 25 €)/Person. Zur Auswahl stehen Brot, Käse, Elchschinken und Lachs, eine für meine Begriffe recht teure "Brotzeit". Dafür ist der Kellner sehr distinguiert. Er scheint noch aus der Anfangszeit des Hotels übrig geblieben und serviert in einer grau-schwarz gestreiften Satinweste. Sehr stilvoll, aber irgendwie wartet man ständig darauf, dass er wie beim 90. Geburtstag über den Tigerkopf stolpert.

Nach dem Essen gehen wir noch hinaus zum Wasserfall. Er hat eine Fallhöhe von ca. 300 Metern und ist wahrhaft faszinierend. Von unserem Zimmer aus können wir ihn auch sehen, und von seinem Rauschen lassen wir uns in den Schlaf wiegen.

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Samstag, 18. Juni
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Das Frühstücksbuffet ist etwas umfangreicher als das Abendessen, zumindest gibt es noch gekochte Eier zusätzlich, so dass wir uns gut gestärkt auf den Weg machen können. Wir schauen uns den Vøringsfossen noch einmal von unten an, und dann fahren wir über Ulvik nach Osten.

In Voss stoßen wir auf die E 16, und das letzte Stück ist schnell geschafft.

In Stamnes in einem kleinen Coop kaufen wir noch ein. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ferienhaus in Kaland. Beim ersten Mal fahren wir an der Einfahrt vorbei, aber als wir zurückkommen, ist auch gerade das Eigentümerehepaar eingetroffen und weist uns den Weg. Das Haus liegt unten an einem Hang, der zum Fjord hinunter führt. Das Auto müssen wir oben parken, und dann geht es etwa 150 – 200 Meter steil bergab. Für den Gepäcktransport hat der Besitzer ein kleines Raupenfahrzeug. Das ist wirklich sehr hilfreich.

Das Haus (oder besser: Anwesen) gefällt uns auf Anhieb. Zusätzlich zum Hauptgebäude mit großem Wohnraum, Küche, Bad, zwei Schlafzimmern und einem Hems (offener Dachboden) steht noch ein so genanntes Gästehaus mit einem weiteren Schlafzimmer zur Verfügung.

Es gibt mehrere Veranden, eine Sauna und einen Essplatz mit Außenkamin auf dem Bootssteg. Hier ist auch der Fischreinigungsplatz. Im Bootshaus befindet sich im ausgebauten Dachgeschoß noch eine zusätzliche Schlafmöglichkeit.

Alles ist sehr liebevoll eingerichtet und ausgestattet. Wir müssen kaum etwas wegräumen, was wir ja sonst in Ferienhäusern sehr gern tun.

Nachdem wir unser Schlafzimmer (mit Blick auf den Fjord) ausgesucht und die Taschen verteilt haben, ziehen wir uns schnell um und machen eine Probefahrt mit dem Boot. Ulrich fängt gleich einen respektablen Köhler, wir können also schon am ersten Abend Fisch essen.

Der Fischreinigungsplatz am Fjord ist sehr angenehm.

… und der Fisch schmeckt ausgezeichnet!

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Sonntag, 19. Juni 2005
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Der Morgen zeigt sich nicht unfreundlich. Vorsichtig lugt die Sonne zwischen den Wolken hervor. Wir lassen es ruhig angehen und machen erst einmal Feuer im Kamin, denn richtig gemütlich warm ist es nicht. Und dann muss auch noch das Brot fürs Frühstück gebacken werden.

Es wird eins, als wir endlich zum Boot hinunter gehen. Die Sonne hat sich schon wieder verzogen und es nieselt leicht. Aber wir haben ja unser Ölzeug. Heute fahren wir den Eidsfjorden Richtung Norden entlang. Schon an der zweiten Stelle, an der wir anhalten, fange ich einen recht großen Dorsch, und beim nächsten Stopp hat Ulrich einen Leng an der Angel. Das ist reichlich fürs Abendessen - und als ob sich das in diesem Teil des Fjords herumgesprochen hätte, beißt auch kein weiterer Fisch mehr an. Wir fahren bis Eidslandet, einem kleinen Ort mit einer handvoll Häuser. Mittlerweile wird der Regen stärker. Trotzdem werfen wir auf dem Rückweg noch an einigen Stellen die Angeln aus – man könnte ja einen Vorrat an Fisch einfrieren. Aber es tut sich nichts mehr, außer dass ich beim letzten Versuch mal wieder meine Montage einbüße.

Triefend nass kommen wir zu Hause an. Unsere Hosen waren wohl doch nicht so wasserdicht wie sie es sein sollten! Während Ulrich den gefangenen Fisch ausnimmt, wird er von einigen Möwen genau beobachtet. Die Fischabfälle tut er in eine Plastiktüte, die er beim Bootssteg unterstellt. Wir wollen sie morgen mit hinausnehmen und die Abfälle in den Fjord werfen. Seltsamerweise ist die Tüte am nächsten Tag nicht mehr da. Ob da wohl die Möwen zugeschlagen haben?

Nachdem wir uns trocken gelegt haben, machen wir es uns daheim gemütlich. Der Regen hat aufgehört, und wir sitzen sogar einen Augenblick auf dem Balkon. Etwas später knistert ein gemütliches Feuer im Kamin, und mit Lesen, Musik hören und einem guten Abendessen geht der Tag angenehm zu Ende.

Über dem Fjord ziehen interessante Nebelschwaden auf und zaubern immer neue schöne Bilder.


Montag, 20. Juni 2005
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Außer weißem bis grauem Nebel ist kaum etwas zu sehen, als wir am Morgen aufstehen. Der Fjord sieht immer noch sehr interessant aus, und das Bild wechselt ständig. Was allerdings bleibt, ist der Regen. Es sieht so aus, als müssten wir uns auf einen gemütlichen Tag zu Hause einrichten. Erst einmal wieder den Kamin anmachen - hoffentlich reicht das Holz, das die Hüttenbesitzer uns gegeben haben, bis zum Ende der Woche! Und dann ein ausgiebiges Frühstück, Ulrich hat Eierkuchen gebacken.

Der Rest des Vormittags geht dann ganz gemächlich herum. Ulrich spleißt ein neues Tau für den "Fischtöter" und ich versuche (vergeblich), mit Hilfe von Ulrichs Handy einen Internetzugang fürs Laptop zu bekommen.

Etwas später fahren wir nach Stamnes zum Coop, wir brauchen Mineralwasser. Wir verbinden den Ausflug mit einer kleinen Sightseeingtour, sofern man bei dem Nebel von Sightseeing überhaupt reden kann. Über der Wasseroberfläche des Fjords hat er sich den ganzen Tag noch nicht aufgelöst! Trotzdem fahren wir eine sehr schöne Strecke rund um das gegenüber von Stamnes liegende Fjell. Eine kleine Straße führt uns zwischen Fjord und Felsen durch einen wildromantischen Wald, zu dem das feuchte Wetter sehr gut passt. Auf dem Rückweg fahren wir noch bis Eidslandet, wo wir gestern mit dem Boot gewesen sind. Hier gibt es eine Tankstelle und einen Lebensmittelladen, den wir alternativ zum Coop einmal anschauen könnten. Jetzt hat er allerdings schon geschlossen.

Auf der Strecke nach und von Eidslandet müssen wir durch mehrere sehr rustikal in den Felsen gehauenen Tunnel. Sie sind nicht verkleidet und auch nicht beleuchtet. Es ist teilweise schon bedrückend, und man hat das Gefühl, man führe in eine Grube ein. Aber genau solche Sachen machen ja auch den Reiz von Norwegen aus. Wir befinden uns hier in einem der reichsten Länder Europas, und trotzdem wird offensichtlich auf unnötigen Luxus oder Schnickschnack verzichtet. Als ich später am Abend die Nachrichten anschaue (Wir können hier genau einen Fernsehsender empfangen!), steht der Meteorologe mit einem Zeigestöckchen vor der Wetterkarte, wie in Deutschland vor 20 Jahren.

Heute Abend gibt es keinen Fisch, sondern Spaghetti mit Tomatensauce. Uns ist es ja gestern leider nicht gelungen, mehr als eine Tagesration Fisch zu fangen.

 

Dienstag, 21. Juni 2005
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Heute ist Sommeranfang, Mittsommernacht, die kürzeste Nacht des Jahres. Vor drei Jahren waren wir an diesem Tag in Senja, oberhalb der Vesterålen und Lofoten, also sehr viel weiter nördlich als heute, und die Sonne stand 24 Stunden am Tag am Himmel. Aber auch schon hier ist es faszinierend, wie lange es hell bleibt. Die Sonne geht erst abends nach 23.00 Uhr unter, und richtig dunkel wird es für uns eigentlich nur, wenn wir im Schlafzimmer die Vorhänge zumachen.

Das ist hier schon etwas anders, aber immerhin sieht der Himmel heute etwas freundlicher aus als gestern. Die Wolken sind heller, und man kann die Sonne hinter ihnen zumindest ahnen. Das heißt für uns natürlich, wir starten zu einer Angeltour. Heute fahren wir in den Romarheims- und in den Mofjorden Wir erleben wunderschöne Landschaft und fahren unter steil aufragenden, schroffen Felswänden und faszinierenden Wasserfällen hindurch. – Und wir fangen viele Fische! Insgesamt bringen wir zwei Dorsche, einen großen und einen mittleren, einen großen Köhler, einen Leng und einen kleinen Rotbarsch mit nach Hause.

Einen kleinen Köhler entlassen wir wieder in die Freiheit. Das wollten wir eigentlich auch mit dem Rotbarsch tun, aber der war wohl schon tot, als ich ihn oben hatte. Also nehmen wir ihn mit, fotografieren ihn und werfen ihn dann den Möwen zum Fressen hin.

Leider wird der zweite Teil unserer Angeltour dadurch getrübt, dass es wieder zu regnen beginnt, aber was soll's. Es ist auch nicht ganz so schlimm wie vorgestern, von gestern ganz zu schweigen.

Nachdem Ulrich die Fische filetiert hat, schalten wir den Saunaofen ein und schließen unseren Ausflug skandinavisch stilecht mit zwei Saunagängen ab. Zum Abendbrot gibt es heute "Gemischte Fischplatte" mit Currysauce und Reis. Und für morgen ist auch noch eine Portion Fisch im Kühlschrank!

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Mittwoch, 22. Juni 2005
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Das kleine Hochdruckgebiet von gestern war offensichtlich nicht besonders stabil. Heute hängt der Fjord schon wieder voller Wolken, und es regnet. Es ist nicht daran zu denken, mit dem Boot hinaus zu fahren, und so entschließen wir uns, Dale, einem kleinen Städtchen in ca. 30 km Entfernung, einen Besuch abzustatten. Hier werden die berühmten Strickwaren "Dale of Norway" hergestellt. Die Fabrik hat einen Laden, aber die Sachen gefallen uns nicht. Wir haben ja auch nicht viel Gelegenheit, dicke Wollpullover mit Norwegermuster zu tragen.

Den Rest von Dale kann man vergessen, hier tobt nicht gerade das Leben. Und weil es immer noch regnet, fahren wir die Landstrasse rauf und runter, in der einen Richtung bis Stanghelle und in der anderer Richtung nach Voss. Voss ist immerhin ein lebhaftes Städtchen mit einigen Geschäften und einem breiten touristischen Freizeitangebot. Als wir am Samstag auf dem Weg nach Kaland hier durchgefahren sind, fand gerade ein Fußballturnier für Kinder statt, und Unmengen kleiner Fußballer strömten durch den Ort. Heute gibt es einen Gleitschirmwettbewerb, der auch viele Zuschauer anzieht. Wir halten uns ein Weilchen auf, kaufen ein paar Zeitungen und trinken eine Tasse Kaffee. Dann fahren wir zurück.

Das Wetter wird zusehends besser und wir können sicher noch mit dem Boot hinaus. In Dale frischen wir im Coop noch unsere Vorräte auf, und dann geht es schnell nach Hause, und das Boot wird klar gemacht.

Es ist schon nach vier, und weit wollen wir nicht mehr. Wir fahren Richtung Stamnes und dann in den Veafjorden hinein. Dieser Fjord, der auf der Karte so langweilig aussieht, erweist sich als "wildes" Gewässer. Der Wind pustet kräftig hindurch, es gibt leichten Wellengang und sehr starke Strömungen, die das Angeln eher ungemütlich machen. Ulrich erwischt einen Leng, dann wird es uns aber zu kalt, und wir fahren zurück. Wir probieren das Anglerglück noch an einigen anderen Stellen, aber es ist einfach zu kalt, um sich länger irgendwo aufzuhalten. Außerdem ist die Zeit doch ziemlich schnell vergangen. Als wir zu Hause ankommen, ist es schon acht, und gegessen haben wir auch noch nicht. Da wird die Sauna heute ausfallen müssen – schade! Gut, dass wir wenigstens noch Fisch von gestern haben, denn der Leng hätte nicht für ein Hauptgericht ausgereicht. Immerhin bildet er einen guten Grundstock für das Essen von morgen.

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Donnerstag, 23. Juni 2005
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Ich will mich ja nicht wiederholen, aber es regnet schon wieder. D.h. es ist ein weiteres Mal Sightseeing mit dem Auto angesagt. Heute fahren wir in die Berge hinauf. Die Gegend ist wunderschön. Dieser sehr üppige, feuchte Nadelwald mit den vielen Farnen und Moosen hat schon was! Die Berggipfel sind noch schneebedeckt, und von den steilen Felswänden toben unendlich viele Wasserfälle hinab. Wir fahren weit in ein Hochtal, das Modalen, hinein. Um dort hin zu kommen, müssen wir durch einen 3,5 km langen, natürlich unbeleuchteten Tunnel, ganz schön unheimlich! Hier gibt es mehrere Kraftwerke - kaum ein Wasserlauf ist ungenutzt - und die längste Lakstrappa (Lachstreppe) Norwegens.

In einem kleinen Laden kaufen wir Wasser und Kuchen und picknicken an einem See, natürlich im Auto. Denn die Sonne zeigt sich heute überhaupt nicht, im Gegenteil, der Regen wird immer stärker.

Unter den sprudelnden Wasserfällen wird das Auto kostenlos gewaschen!

Und nachmittags lockt uns wieder die Sauna. Heute springen wir auch hinterher in den Fjord. Das ist schöner, als unter die kalte Dusche zu gehen.

Danach ist (Was auch sonst?) gemütlicher Abend zu Hause angesagt. Leider ist das Holz mittlerweile nicht mehr ganz trocken, und es brennt nur zögerlich. Zeitweise müssen wir sogar auf den elektrischen Radiator zurückgreifen!

Ja, nun habe ich eigentlich alle Zeit der Welt, um ein ausführliches Tagebuch zu schreiben, und dann gibt es kaum etwas zu berichten. Aber die Ruhe ist sehr wohltuend, das Saunen ist gesund, und die viele Feuchtigkeit labt die Haut. Es ist also ein richtiger Wellnessurlaub.

Freitag, 24. Juni 2005
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Egal, wie das Wetter ist, heute fahren wir noch einmal mit dem Boot hinaus. Erstens wollen wir noch die westliche Hälfte des Romarheimsfjordens anschauen und zweitens ist der Fisch zu Ende. Also packen wir – nach einem ausgiebigen Frühstück – trotz der vielen grauen Wolken unser Angelzeug. Sicherheitshalber ziehen wir noch eine zusätzliche Schicht Pullover an, und dann kann es losgehen. Aber der Wettergott meint es heute gar nicht so schlecht mit uns, es bleibt wenigstens halbwegs trocken. So haben wir die Chance, noch ein wenig mehr vom Fjord und seinen Seitenarmen zu erkunden. Bis zum Osterfjorden kommen wir nicht, das wäre unser Ziel bei richtig schönem Wetter gewesen, aber immerhin halten wir es fast fünf Stunden auf dem Wasser aus. An einer besonders zugigen Stelle mit einer starken Strömung fangen wir auch zwei stattliche Dorsche, das Abendessen für heute und morgen. Einen kleinen Köhler, den ich noch erwische, werfe ich wieder zurück, er schwimmt munter davon.

An unserem Bootssteg wimmelt es wieder von winzigen Mücken. Sie sind heute besonders lästig, und Ulrich sucht beim Ausnehmen der Fische Schutz unter einem Moskitonetz.

Nun geht es zum Aufwärmen noch in die Sauna, und dann müssen wir unsere Taschen packen. Für heute Abend haben sich die Hausbesitzer angesagt, zum Abrechnen und um unser Gepäck nach oben zum Auto zu transportieren.

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Samstag, 25. Juni 2005
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Abschied von Kaland! Das versprochene schöne Wetter ist ausgeblieben, so dass das Wegfahren nicht ganz so schwer fällt.

Aber unterwegs wird das Wetter besser, und wir können die Fahrt nach Süden am Samnangerfjorden und am Bjørnaforden entlang genießen. In Vage ergänzen wir unsere Vorräte, bevor wir uns dann in Hodnanes auf die Fähre nach Jektavik begeben. Das ist unsere einzige Fähre heute. Die anderen Fjordüberquerungen gehen über Brücken oder durch Tunnel. Der von Leirvik nach Valevag ist 8,5 km lang und führt 260 m tief unter dem Hardangerfjorden durch. In Leirvik haben wir noch eine kleine Pause gemacht. Der Ort ist nicht besonders ansprechend. Es gibt eine kleine Fußgängerzone, einen Yachthafen und diverse Kneipen, aber alles ist nicht so, dass es zum Verweilen einlädt. Also fahren wir recht schnell weiter nach Bokn. Auf dieser Halbinsel liegt am Sunnalandstraumen unser Domizil für die kommenden sechs Tage. Es ist viel zu früh. Wir hatten unsere Ankunft für 19.00 Uhr avisiert, weil wir nicht wussten, wie lange die Fahrt dauert, und nun ist es erst 16.30 Uhr. Wir werden versuchen, den Eigentümer anzurufen, vielleicht kann er früher kommen.

Wir finden die Hütte problemlos, können es allerdings zunächst nicht glauben, dass dieses alte, ungepflegte Haus die von Elchferien als "sehr gut ausgestattet" angepriesene Hütte sein soll. Aber sehr gut ausgestattet hat offensichtlich nichts mit sehr gut aussehend zu tun. Das Haus ist das richtige, obwohl die Fotos im Prospekt entstanden sind, als die Nachbarhäuser noch nicht gebaut waren. Und das "Naturgrundstück", auf dem das Haus steht, erweist sich als kleiner, steiler Abhang vom Parkplatz zum Hauseingang hinunter.

Wir schleppen schon einmal unser Gepäck hinunter und schauen Boot und Bootssteg an. Den Hausbesitzer haben wir erreicht, er wird gleich kommen. Vielleicht ist ja die nach Prospekt "mit neuen Möbeln möblierte und sehr gut ausgestattete Hütte" von innen ganz toll.

Diese Hoffnung wird leider schnell enttäuscht. Die Möbel sind zwar wirklich nicht so alt, wie wir es schon in anderen norwegischen Hütten erlebt haben, aber durchaus schon mehrere Jahre in Gebrauch, so dass die Polster durchgeschlissen sind. Das Wohnzimmer hat ein schönes großes Fenster zum Straumen hinaus, das ist aber sehr dreckig. Dreckig ist auch die Küche, und das Bad hat Campingplatzqualität und ist mindestens genauso dreckig wie die Küche. Tiefkühltruhe, Waschmaschine und Trockner machen auch keinen besseren Eindruck. Im Schlafzimmer gibt es zwei Etagenbetten, von denen eines auseinander genommen ist. Die Betten stehen nebeneinander, und damit ist das Schlafzimmer eigentlich auch voll, aber wir wollen hier ja nicht laufen, sondern schlafen.

Der Eigentümer schiebt alles auf die Leute, die vor uns da waren. Allerdings ist der Dreck, den man hier sieht, nicht in ein paar Tagen entstanden. Aber Herr Nilssen fühlt sich offensichtlich nicht dafür verantwortlich, seine Hütte selber zu reinigen, wenn seine Gäste dies nicht tun.

Es scheint, dass wir durch das letzte Haus verwöhnt sind, und es fällt uns doch schwer, uns hier wohl zu fühlen. Allerdings haben wir nicht vor, uns den Urlaub vermiesen zu lassen. Wir krempeln also die Ärmel hoch und machen Hausputz. Und als das Geschirr gespült ist, die versiffte Pfanne nach draußen gebracht, die gröbsten Verschmutzungen im Bad entfernt sind und der Esstisch aus der dunklen Küche an das große Wohnzimmerfenster gerückt ist, geht es uns schon besser.

Nun haben wir Muße für eine kleine Probefahrt mit dem Boot. Auch das ist nicht in Ordnung. Es hat kleine Löcher im Rumpf und der Motor ist nicht so stark wie im Prospekt angegeben. Außerdem ist der Propeller angeschlagen. Herr Nilssen hat uns für morgen (Sonntag) einen anderen Motor versprochen und für Montag oder Dienstag ein neues Boot. Wir sind sehr gespannt.


Sonntag, 26. Juni 2005
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Heute werden wir unsere neue Umgebung mit dem Boot erkunden. Herr Nilssen ist pünktlich und tauscht den Bootsmotor aus.

Wir fahren in nördlicher Richtung aus dem Sunnalandstraumen heraus und wollen die Insel, die er von Vestre Bokn abtrennt, umrunden. Immer wieder legen wir Angelpausen ein, zunächst jedoch ohne Erfolg. Ein paar kleinen Makrelen schenken wir die Freiheit. Das Wasser im Kramsundet, in den wir jetzt fahren, ist etwas unruhig, und das Boot schaukelt teilweise kräftig. Von hier aus können wir nach Karmøya hinüber sehen. Am Eingang zum Boknafjorden gehen wir in einer kleinen Bucht in Are, einem Ort mit einer Hand voll Häuser, kurz an Land. Es gibt hügelige, vermooste Wiesen mit ein paar Schafen. Und weiter geht es in den Boknafjorden hinein. Man darf sich von der Bezeichnung allerdings nicht täuschen lassen. Wir befinden uns hier nicht in einem tief eingeschnittenen Fjord im Landesinneren, sondern fast im offenen Meer, und der Boknafjorden ist eher eine Meeresstraße. Ständig sehen wir die Fähren zwischen Arsvågen (dem Fährhafen von Vestre Bokn) und Stavanger hin und her fahren. Wir drehen selber auch eine Kurve durch diesen Hafen und schauen uns alles ganz aus der Nähe an. Dann fahren wir langsam von Süden her wieder in die Bucht hinein, von der der Sunnalandstraumen abzweigt. Hier beißen auch endlich ein paar Fische (ein Köhler und zwei Dorsche), ganz bei uns in der Nähe, an dem kleinen Leuchtturm, an dem wir gestern auch schon waren. Das wird auch Zeit, denn Ulrich ist etwas schlecht geworden von der Schaukelei auf dem Boot. Das Wetter ist zwar ganz toll, die Sonne scheint die ganze Zeit, aber es bleibt auch sehr windig. Leider haben wir darum auch den Sonnenschutz vergessen, und das rächt sich mit einem kräftigen Sonnenbrand auf Händen und Gesicht.

Nachdem die Fische ausgenommen sind und Ulrich die Abfälle weggefahren hat, können wir gemütlich zu Abend essen (Fisch in Senfsauce, Kartoffelpüree und Salat).



Montag, 27. Juni 2005
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In der Nacht fängt es an zu regnen, und als wir aufstehen, ist alles grau in grau. Hat uns nun das schlechte Wetter von Stamnes eingeholt?

Nun – für heute steht sowieso nicht Boot fahren auf dem Plan. Wir wollen auf die Halbinsel Karmøya mit dem Hauptort Haugesund und dem Fischerörtchen Skudeneshavn, das auf der anderen Seite des Kramsundets liegt, nur etwa 10 km von uns entfernt. Gestern haben wir hinüber geschaut.

Mit dem Auto sind es allerdings 75 km. Die Fahrt nimmt also Zeit in Anspruch. Das Wetter ist wechselhaft mit einer Tendenz zum Besseren, und als wir gegen Mittag in Haugesund sind, scheint sogar schon die Sonne. Haugesund ist de Hauptort in dieser Gegend und offensichtlich Versorgungszentrum. Die Stadt ist umgeben von großen Supermärkten, Tankstellen und anderen großen Läden. Es hat durchaus amerikanische Ausmaße. Der Ort selber hat eine ganz netten Fußgängerzone und eine Uferpromenade, die gerade neu angelegt wird. Wir bummeln ein durch die Straßen, kaufen ein paar Postkarten, stöbern in einem schönen Laden für Bootsausstattungen herum, erstehen hier ein Messer, und zu guter Letzt, bevor wir weiterfahren, kaufen wir noch einen Wegwerfgrill. Schließlich haben wir am ersten Urlaubstag Grillkohle gekauft!

Dann fahren wir weiter nach Skudeneshavn, Norwegens Sommerstadt, wie sie genannt wird. Dieser Ort hat eine wunderschöne Altstadt mit den typischen weißen Holzhäusern. Und auch die neuen Gebäude fügen sich sorgsam ein. Rund um das Hafenbecken stehen solche Holzhäuser, jedes mit einem Bootssteg. Sehr schön! Hier könnten wir uns auch unseren Urlaub vorstellen.

Im … essen wir ein spätes Mittagessen. Ich bestelle geräucherten Dorsch (gar nicht schlecht!), und Ulrich isst eine Fischsuppe.

Auf dem Weg nach Skudeneshavn waren wir an der Westseite Karmøys entlang gefahren, auf dem Rückweg nehmen wir die Ostseite. Hier führt ein schönes Sträßchen entlang mit Blick auf Bokn und den Sunnalandstraumen, wo unsere Hütte steht.

Im Supermarkt besorgen wir noch ein paar Vorräte, und bevor wir nach Hause fahren, schauen wir uns in Arsvågen noch den Fähr-Fahrplan nach Stavanger an. Vielleicht fahren ja einmal dorthin, und wenn nicht, brauchen wir die Information auf jeden Fall für die Rückfahrt.

Und als wir zu unserer Hütte zurückkommen, glauben wir unseren Augen nicht zu trauen. Am Steg liegt ein funkelnagelneues Boot mit einem funkelnagelneuen Motor. Es geschehen wirklich noch Zeichen und Wunder. Wir haben Herrn Nilssen bitter Unrecht getan.

Klar, dass wir uns schnell anziehen, um eine Probefahrt zu machen, die Angeln nehmen wir natürlich auch mit. Wir fahren zu dem kleinen Leuchtturm bei uns in der Nähe. Boot und Motor sind sehr gut, und zufrieden können wir unsere Angeln auswerfen. In der starken Strömung wird das Boot immer schnell hinausgetrieben, aber die Fischausbeute ist gut: ein großer Köhler und zwei Dorsche.

Ulrich nimmt die Fische gleich im Boot aus, und die Möwen stürzen sich auf Köpfe und Eingeweide. Filetiert wird heute nicht, diese Fische wollen wir morgen grillen. Für heute Abend haben wir noch Fisch von gestern, dazu gibt es Pellkartoffeln und Salat. Beim Essen können wir auf der gegenüberliegenden Seite des Straumens Reiher beobachten.

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Dienstag, 28. Juni 2005
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Beim ersten Blick auf das Wasser heute Morgen sieht es aus, als ob es regnet. Aber das, was wir für Regentropfen halten, sind tausende kleiner Quallen, die im Wasser treiben.

Heute fahren wir mit dem Boot in östlicher Richtung rund um Vestre Bokn, natürlich mit diversen Angelstops. Die Ausbeute ist mäßig, aber zwei Dorsche und ein Köhler bleiben übrig. In Føresvik am Supermarkt halten wir kurz an, kaufen aber nur ein Eis. Dann geht es weiter nach Süden in den Boknasundet, vorbei an Alvestadkroken, und bei Arsvågen biegen wir wieder in den Boknafjorden ein, nicht ohne vorher durch den Fährhafen gefahren zu sein.

Nun fahren wir noch nach Süden hinaus zum großen Seezeichen Arsgrunnen. Hier wird die See aber sehr kabbelig, so dass wir unsere Angelversuche schnell einstellen und zurück zum kleinen Leuchtturm fahren. Aber auch hier beißt kein Fisch mehr an. Ulrich nimmt die Fische wieder auf dem Wasser aus, und dann geht es heimwärts.

Nachdem das Boot wieder sauber ist (Bei einem neuen Boot macht das Putzen ja Spaß!), werfen wir den Grill an. Ich decke den verrosteten Tisch mit einem großen Vorhang, und so können wir stilvoll auf unserm Bootssteg zu Abend essen.

Links von uns gibt es schöne, neue Ferienhäuser, aber nur eines von ihnen ist noch bis heute vermietet. Hier wohnen zwei deutsche Ehepaare, die schon seit vielen Jahren hierher kommen und auch unser Haus kennen. Sie sagen, es sei schon immer ungepflegt gewesen und auch die Löcher in dem alten Boot seien schon länger vorhanden – umso verwunderlicher, dass wir ein neues Boot bekommen haben!

Das Haus rechts von uns gehört einer norwegischen Familie, die selber dort Urlaub macht. Es macht fast noch einen schlechteren Eindruck als unseres. Auch das übernächste Haus sieht heruntergekommen aus. Hier wohnt eine größere Gruppe (8-10 Leute) aus Deutschland, wir haben sie aber nicht kennengelernt.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Straumens zieht eine recht abenteuerliche Gruppe ein, drei Erwachsene mit sieben oder acht Kindern. Es scheint niemand etwas dagegen zu haben, wenn die Jungs allein mit dem Boot über den Straumen preschen, uns ist es dabei nicht geheuer. Aber es passiert nichts, vielleicht muss man den Kindern nur genug zutrauen.

Sonst ist noch ziemlich ruhig hier, die Ferien fangen ja auch erst jetzt so langsam an.

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Mittwoch, 29. Juni 2005
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Heute ist Sight-Seeing angesagt. Wir fahren nach Stavanger – ein nicht ganz preiswertes Vergnügen, denn wir müssen die Fähre benutzen, diverse mautpflichtige Tunnel passieren und für das Befahren des Stadtgebietes von Stavanger auch noch bezahlen. Das bedeutet, dass dieser Ausflug ohne Benzin- und Parkhauskosten allein schon knapp 70 Euro kostet. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und besonders die Tunnel sind ein Erlebnis für sich. Der längere ist ca. 6 km lang und führt 223 m tief unter dem Meer durch, bei dem kürzeren sind es immerhin noch 4,5 km in 133 m Tiefe. Auch die Fährüberfahrten sind sehr angenehm, und das Wetter ist einfach toll.

In Stavanger herrscht ein ziemlicher Rummel. Es findet zurzeit gerade ein Beachvolleyball-Tournier statt, und die Gegen rund um den Hafen ist zugestellt mit "Spielplätzen". Entsprechender Betrieb herrscht auch rundum, und allein das Finden eines Parkplatzes kostet eine Menge Zeit. Wir kommen zwar recht schnell in ein Parkhaus hinein, aber drinnen drehen wir noch etliche Runden, bis wir endlich das Auto abstellen können. Zumindest sind wir aber direkt am Hafen, und wir können uns sofort ins Getümmel stürzen.

Stavangers Einkaufsmeile liegt in der Altstadt mit vielen schönen Holzhäusern. Man sieht auffallende viele junge Leute, insbesondere auch viele junge Frauen mit Kinderwagen. Das ist uns schon mehrmals in Norwegen aufgefallen. Es scheint sich hier wirklich noch zu lohnen, Kinder zu kriegen. Auch das Angebot in den Läden ist eher "jung" und unkonventionell.

Beim alten Brandwachtturm, der auf einer Anhöhe steht, machen wir in einer Kneipe eine kleine Pause, bevor wir uns langsam auf den Rückweg machen. Am Hafen essen wir noch Waffeln und schauen kurz einem Volleyballspiel zu, und dann machen wir uns auf den Heimweg. Man kann nicht direkt sagen, dass der Ausflug sich gelohnt hat, aber wenn man schon einmal hier ist, muss man natürlich auch Stavanger besuchen.

Natürlich steigen wir nachmittags noch einmal ins Boot und umrunden unsere kleine Insel. Das Wetter ist fantastisch. Da stört es gar nicht, dass kein Fisch anbeißt. Erstens haben wir noch Fisch von gestern im Kühlschrank und zweitens sind wir mittlerweile auch gar nicht böse, wenn wir auch einmal wieder etwas anderes essen dürfen.

Aber heute ist noch mal gegrillter Fisch am Steg angesagt.

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Donnerstag, 30. Juni 2005
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Heute ist unser letzter Tag am Sunnalandstraumen. Morgen müssen wir abreisen. Das Wetter zeigt sich weiterhin von seiner besten Seite. Heute Vormittag wollen wir etwas laufen. Bisher war unser Urlaub ja noch nicht besonders sportlich, und nach den ersten Metern sind wir auch prompt außer Atem. Wir wollen 4-5 km bis zum Ende der Insel gehen. Unser Weg führt anfangs eine schmale Straße entlang, die sich auf und ab durch die Insel zieht. Am Ende befindet sich eine Bucht mit einer kleinen Marina.

Danach gehen wir weiter über Felder und an den Klippen entlang – mit schönen Blicken auf das Meer. Die Gegend hier ist übersäht von alten Befestigungsanlagen aus dem zweiten Weltkrieg. Etliche Schafe grasen auch hier und die Landschaft erinnert sehr an den Norden von Schottland. Wir laufen lange umher und versuchen, ans Wasser zu kommen, aber das gelingt uns nicht. Trotzdem ist es sehr schön, und als wir wieder zu Hause ankommen, sind etliche Stunden vergangen und wir sind froh, uns doch einmal bewegt zu haben.

Nach einer kleinen Stärkung mit Erdnüssen und Müsliriegeln rüsten wir uns dann für die tägliche Bootstour. Wir wollen nach Føresvik zum Tanken und dann vielleicht noch ein wenig in der Gegend umherfahren. Die Angeln nehmen wir nicht mit. Zum Abschluss des Urlaubs gibt es Spaghetti und Tomatensauce zum Abendessen. Wir verzichten auch auf unsere Ölhosen, die Sonne scheint nämlich immer noch vom strahlend blauen Himmel.

Wir fahren südlich um die Insel herum, vorbei an Arsvågen mit seinem Fährhafen und dann nach Norden durch den Boknafjorden nach Føresvik. Dort kommen wir nach einer guten halben Stunde an und tanken die Bootskanister voll. Die Tankstelle ist unbesetzt und man muss im Coop nebenan bezahlen. Das ist nicht ungewöhnlich in Norwegen.

Auf dem Rückweg halten wir noch in Alvestadkroken an. Hier gibt es einen "Landhandel", so heißen in Norwegen kleinere Lebensmittelläden. Wir kaufen etwas Marmelade und fertige Pfannkuchen, die man in der Mikrowelle warm machen kann (mit einer neuen Pfanne hat es nämlich nicht mehr geklappt). Für Ulrich gibt es noch ein Eis, und dann fahren wir weiter Richtung Süden. Vor Arsvågen wird das Meer sehr unruhig. Wir sind jetzt bald an der Südspitze der Insel, um die wir herumfahren müssen. Sicher ist es hier am Ende des Boknafjordens etwas unruhiger – denken wir noch, als es beständig schlimmer wird. Die Wellen werden höher und höher. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir in Arsvågen in den Hafen gefahren. Aber nun ist es zu spät. Ulrich hat alle Mühe, das Boot gegen die bis zu zwei Meter hohen Wellen auf Kurs zu halten und dafür zu sorgen, dass es nicht umkippt. Er muss versuchen, in einem großen Bogen auf unsere Bucht zuzufahren. Auf direktem Weg geht es nicht, obwohl der Weg nicht mehr weit ist, aber dann würde das Boot parallel zu den Wellen geraten und sofort kentern. Schon jetzt ist es schlimm genug. Noch nie habe ich mich so ausgeliefert gefühlt wie in diesem kleinen Boot. Anfangs sitze ich vorne im Bug, aber das Boot knallt von den Wellenkämmen derart hart immer wieder auf das Wasser, dass ich es bald hier nicht mehr aushalte. Ich krauche (laufen geht natürlich nicht mehr) zu Ulrich ins Heck und glaube nun wirklich, dass unser letztes Stündchen geschlagen hat. Von hier aus sieht alles noch viel schlimmer aus als von vorne. Der Bug geht bei jeder Welle steil nach oben und versperrt die Sicht nach vorne. Dann knallt er wieder hinunter. Uns ist beiden ganz schön mulmig, aber Ulrich beruhigt mich immer wieder. Sollte ich mal wieder unnötigerweise in Panik geraten sein?

Mittlerweile sind wir beide triefend nass. Es ist das erste Mal, dass wir die Ölhosen nicht anhaben. Wenigstens haben wir unsere Jacken dabei. Aber das Wasser kommt jeweils direkt von vorne, da ist man nur wenig geschützt.

Bei solchem Wellengang, wie er heute herrscht, kommt man nur erschreckend langsam voran, einmal tatsächlich und zum anderen vom eigenen Gefühl her, aber irgendwann erreichen wir dann doch den kleinen Leuchtturm, der die Einfahrt in geschütztere Gewässer markiert.

Wieder einmal haben wir unser Urlaubsabenteuer gehabt, und wieder einmal sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Diesmal war es aber sehr hart an der Grenze. Ich war unterwegs nicht unberechtigt in Panik, auch Ulrich hatte zwischendurch Zweifel, ob wir es wohl schaffen. Höhere Wellen hätte das Boot nicht verkraftet. Und glücklicherweise wusste Ulrich auch, wie er steuern musste, sonst wären wir mit Sicherheit gekentert. Die Schwimmwesten lagen übrigens die ganze Zeit in einer Kiste im Boot. Keiner von uns hat in dieser Situation daran gedacht, sie anzuziehen. Aber wahrscheinlich hätten wir das auch gar nicht mehr geschafft, als uns die Situation bewusst wurde. Doch wir sind heil zu Hause, das ist die Hauptsache, auch wenn mir noch jedes Mal, wenn ich daran denke, die Knie zittern.

Nun aber müssen wir die Koffer packen, es ist schon später Nachmittag, und morgen wollen wir zeitig los. Schnell haben wir die Arbeit geschafft und beschließen den turbulenten Tag bei Spaghetti und Tomatensauce auf dem Bootssteg. Es ist immer noch sehr windig, und selbst das Wasser in unserem kleinen Straumen ist sehr bewegt. Kein Vergleich zu gestern und vorgestern, wo die Wasseroberfläche glatt wie ein Spiegel war.

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Freitag, 1. Juli 2005
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Heute fahren wir nach Langesund. Dort werden wir übernachten, morgen früh um 8.00 Uhr geht dann unsere Fähre nach Hirtshals.

Gegen 9.30 Uhr haben wir alles im Auto verstaut und können uns auf den Weg machen. Den ersten Teil der Strecke bis Stavanger kennen wir schon. Dann verlassen wir die E39 und fahren nach Osten. In Gjesdal und Sirdal führt die Bundesstraße 45 in die Berge hinauf. Die Strecke ist zwar nicht so spektakulär wie die Fahrt durch die Hardangervidda auf dem Hinweg, aber es ist trotzdem sehr schön. Im Setesdal geht es dann ein Stück nach Norden, bevor wir wieder nach Osten abzweigen und am Holfjell noch einmal richtig in die Berge kommen. Danach wird es flach, wir biegen in die B 38 ein, die uns nach Kragerø bringt. Von hier aus ist es nicht mehr weit. Es geht die Küste entlang nach Langesund. Kurz vor 18.00 Uhr kommen wir im Qualityhotel in Langesund an. Nach kurzem Erfrischen gehen wir gleich ins Restaurant. Schließlich haben wir seit dem Frühstück nichts Richtiges mehr gegessen. Heute ist Freitag, und es gibt ein mexikanisches Buffet. Nichts Herausragendes, aber von unserem Tisch aus haben wir einen schönen Blick auf den Yachthafen.

Nach dem Abendessen laufen wir noch ein wenig herum. Das Hotel beherbergt diverse Tiere: Kaninchen, Hühner, Gänse, Ziegen, Schafe und ein Schwein – nett! Dazu gibt es viele sehr laute Möwen und elegante Küstenseeschwalben, denen wir beim Fischfang zusehen. Wir stehen auch noch lange auf der Terrasse und beobachten den Bootsverkehr rund um den Yachthafen. Dann aber zieht es uns ins Bett. Wegen des lauten Möwengekreisches (und auch wegen der Musik aus der Bar) müssen wir leider die Fenster schließen.

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Samstag, 2. Juli 2005
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Unser definitiv letzter Urlaubstag! Heute Nacht irgendwann wollen wir zu Hause sein.

Wir stehen zeitig auf, um sieben sollen wir an der Fähre sein. Das Hotel ist auf die Fährpassagiere eingestellt, und das Frühstücksbuffet öffnet um kurz vor halb sieben, allerdings nur ein reduziertes ohne Eier und ohne meine geliebten Pfannkuchen. Aber immerhin haben wir etwas gegessen, als wir losfahren. Gen Fähre gibt es auch schon einen Stau, und nur langsam bewegen wir uns vorwärts. Heute sind deutlich die PKW's und Wohnmobile in der Überzahl, und es ist auch nicht ganz so chaotisch wie auf der Hinfahrt, aber von einem geordneten Wartebereich, wie bei anderen Fähren, immer noch sehr weit entfernt. Immerhin stehen wir irgendwann in Reihen und warten auf die Fähre. Heute ist es eine "normale" Autofähre und keine reine LKW-Fähre. Alles geht sehr viel zügiger als vor zwei Wochen, und halbwegs pünktlich legen wir ab. Vor uns liegen fünf lange Stunden an Bord. Wir haben Glück und finden einen kleinen Tisch in einer Ecke. Die Fähre hat verschiedene Restaurants und Aufenthaltsbereiche, sie ist aber auch sehr voll. Viele norwegische Familien mit noch mehr Kindern starten offensichtlich in den Urlaub. Es ist laut und unruhig, aber es herrscht eine freundliche Atmosphäre.

Um 13.30 Uhr kommen wir in Hirtshals an. Vor uns liegen noch ca. 800 km, davon … km langweilige Fahrt durch Dänemark. Aber auch das bringen wir gut hinter uns.

Zum Abschluss des Urlaubs gönnen wir uns noch ein schönes Abendessen in Eckernförde mit Blick auf den Hafen, bevor wir uns auf die letzte Etappe machen. Die Autobahn ist leer, wir können schnell fahren, und gegen 0.30 Uhr sind wir in Berlin.

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