Skandinavien 2002

 Samstag, 15.06.
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Unser Urlaub beginnt heute gegen 4.30 Uhr. Um diese Zeit starten wir gen Rostock. Die Fähre nach Gedser legt um 8.00 Uhr ab. Wir müssen – wie schon vor zwei Jahren – absichtlich langsam fahren, um nicht zu früh da zu sein. Aber einen gewissen Zeitpuffer braucht man schon.

Alles klappt jedoch problemlos, und wir legen pünktlich ab. An mehreren Stellen auf dem Schiff stehen Fernseher. Es ist Fußballweltmeisterschaft, und Deutschland spielt gegen Kamerun um den Einzug ins Viertelfinale. Ulrich und ich gehen ins Restaurant und trinken einen Kaffee. Das Wetter ist noch nicht gut genug, um draußen zu bleiben.

Erst später zeigt sich die Sonne, und die letzte halbe Stunde bis zum Einlaufen können wir an Deck verbringen.


                      

Die echten Fans sitzen bis zum Schluss vor den Fernsehern und bringen noch die Nachricht mit ins Autodeck, dass Deutschland gewonnen hat!

Vor uns liegt nun die längste und vielleicht auch langweiligste Etappe unserer Reise: wir wollen heute noch bis Stockholm fahren. Das sind von hier aus ca. 800 km, und es gibt keine ganz durchgehende Autobahn. Auf Pausen werden wir da wohl verzichten müssen! Zu-mindest gibt es bei der Fahrt keine besonderen Störungen, und die Strecke quer durch Schweden vermittelt uns schon einen Eindruck von der Weite und Ausdehnung der Wälder in diesem Land.
Das Hotel (wir hatten per Internet gebucht) finden wir problemlos. Die Lage ist nicht schön, aber praktisch, nämlich direkt an der U Bahn. Das Haus macht auf den ersten Blick einen etwas heruntergekommenen Eindruck, was sich auf den zweiten Blick jedoch als falsch erweist: Die Zimmer sind neu renoviert und supersauber. Leider ist das Restaurant reserviert für eine Hochzeitsfeier, und wir müssen zum Essen in die Stadt fahren.

Das Wetter ist mittlerweile sehr schön, und die Altstadt von Stockholm macht einen einladenden und freundlichen Eindruck. Es gibt viele Cafés und Lokale – aber leider keinen kostenlosen Parkplatz. Nicht dass wir zu geizig wären, ein paar Münzen in den Parkautomaten zu werfen, nein, das Problem ist schlicht und ergreifend, dass wir kein schwedisches Geld haben und dass Geldautomaten nur Scheine ausspucken. Versuche mit der Kreditkarte bringen auch nicht den gewünschten Erfolg, und so fahren wir etwas gefrustet wieder aus dem Zentrum heraus und finden dann aber doch ein ganz nettes italienisches Restaurant, wo wir endlich zu unserem Abendessen kommen.
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Sonntag, 16. Juni
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Stockholm präsentiert sich uns mit Regen. Aber was soll's – nach dem Frühstück gehen wir zur U-Bahn, um in die Stadt zu fahren. Unser Auto lassen wir am Hotel stehen, das ist bequemer und billiger. Die Bahnfahrt bis ins Zentrum dauert nicht lang, und im Nieselregen machen wir uns auf nach Gamla Stan, einer kleinen innerstädtischen Insel. Hier liegt das Kö-nigliche Schloss, umgeben von der malerischen Altstadt, die sehr sympathisch ist mit ihren schmalen Gassen und den vielen kleinen Läden, die zum Bummeln einladen.

Zum Mittag wird auch das Wetter besser, und am Schloss bekommen wir zufällig eine Wachablösung mit. Es ist offensichtlich eine besondere Zeremonie mit Musikkapelle und diversen Aufmärschen, wir wissen aber nicht, aus welchem Anlass.


Am Nachmittag fahren wir mit einer kleinen Fähre hinüber nach Djurgarden zum Wasa Museum. Hier ist die Wasa ausgestellt, ein im 17. Jahrhundert gebautes, reich verziertes Königliches Schiff, ein so genanntes Regalschiff. Es war zu seiner Zeit das größte, prachtvollste und am schwersten bewaffnete Schiff, das bis dahin jemals gebaut wurde. Allerdings ist es schon vor seiner Jungfernfahrt gesunken. Angeblich wurde beim Bau gepfuscht. Die Wasa wurde in den 60'er Jahren gehoben und kann nun hier besichtigt werden. Ein sehr interessanter Besuch!

Gegen 16.00 Uhr sind wir wieder am Hotel und holen unser Auto, denn am Abend gehen wir auf die Fähre nach Turku in Finnland. Wir haben genügend Zeit, noch ein wenig herum zu fahren und zu laufen, ein altes Hafenarbeiterviertel anzuschauen und einen schönen Aussichtspunkt mit Blick über Stockholm aufzusuchen, bevor wir uns um 18.30 Uhr in die Warteschlange für die Fähre einreihen. Das Boarding geht etwas schleppend, aber gegen 19.45 Uhr können wir unsere Kabine beziehen. Sie macht einen gepflegten Eindruck und ist recht geräumig (Sie ist ja auch für vier Personen gedacht.).

Zum Abendessen gibt es mehrere Alternativen an Bord. Wir entscheiden uns für das Skandinavische Buffet. Auch hier heißt es erst einmal Schlange stehen, aber im Restaurant verteilt die Menge sich dann sehr schnell, die Fähre ist lange nicht ausgebucht. Das Buffet bietet einiges an frischem Fisch, und wir sind zufrieden. Im Preis sind übrigens alle Getränke inbegriffen. Man zapft sich hier den Wein selber, so wie anderswo Saft oder Cola. Diese Fähren werden von den Skandinaviern mit Vorliebe zum zollfreien Alkoholeinkauf und -konsum genutzt.

Nach dem Essen gehen wir an Deck und bekommen während der Fahrt durch die Schären vor Stockholm ein faszinierendes Farbschauspiel geboten. Der Himmel über uns ist verhangen mit dunklen Wolken, aber am Horizont öffnet sich ein wolkenfreier Streifen, aus dem heraus die tiefstehende Sonne alles in ein märchenhaftes Licht taucht. Irgendwann fängt es an zu regnen und es bilden sich wunderschöne Regenbogen. Es ist fast Mitternacht, als wir endlich in die Kabine gehen.


           

Die Fahrt verläuft ganz ruhig, und das einzige was uns am Schlafen hindert, ist das Licht. Obwohl wir ja noch nicht so weit im Norden sind und die Sonne hier durchaus für eine geraume Zeit untergeht, wird es nicht mehr richtig dunkel. Auch ein Anlegemanöver in Mariehamn auf Åland, einer Inselgruppe zwischen Stockholm und Turku, mitten in der Nacht trägt nicht zum erholsamen Schlaf bei. Aber wir haben ja Urlaub, und da ist schlafen nicht das Wichtigste!

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Montag, 17. Juni
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Früh um 7.30 Uhr Ortszeit (in Finnland müssen wir die Uhren um eine Stunde vorstellen) legen wir in Turku an. Wir haben bereits ein kleines Frühstück in der Cafeteria mit einem ersten Blick auf die finnische Küste hinter uns. Von der Fähre aus fahren wir gleich in einen Stau hinein, und es geht nur langsam vorwärts.

Nach einiger Zeit sehen wir den Grund: die finnische Polizei macht flächendeckende Alkoholtests bei allen Fahrzeugen, die von der Fähre kommen.

Auch Ulrich muss pusten!

Ähnlich rigoros geht es dann auf der Strecke nach Helsinki weiter, zwar nicht mit Alkohol-, aber mit Geschwindigkeitskontrollen. Auf den ca. 170 Kilometern zwischen Turku und Helsinki fahren wir bestimmt an 20 "Starenkästen" vorbei. Offensichtlich sind die finnischen Verkehrsteilnehmer nur durch drastische Maßnahmen im Zaum zu halten.

Gegen 10.00 Uhr sind wir in Helsinki und parken das Auto am Olympiastadion, laut Reiseführer der letzte kostenlose Parkplatz vor der Innenstadt, die aber von hier aus bequem zu Fuß zu erreichen ist.

Wir gehen durch einen Park am Töölönlahti, einem See, entlang und kommen an der Finlandiahalle vorbei (hier wurde 1975 das Schlussdokument der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa/KSZE unterzeichnet), bevor wir das Stadtzentrum erreichen. Rund um den Bahnhof, der mit seiner monumentalen Architektur an die deutschen Bauten der Nazizeit erinnert, gibt es Geschäftsstraßen, teilweise auch Fußgängerzonen mit großen Kaufhäusern.

Obwohl die Sonne scheint, macht die Stadt einen nicht nur freundlichen Eindruck. Es ist schwer zu sagen, woran das liegt, aber es fehlt wohl das letzte Quäntchen Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Vieles erinnert an sozialistische Städte auf dem Weg in den Kapitalismus. Man spürt deutlich, dass Helsinki seine Bezüge eher im baltischen Raum hat als im skandinavisch/europäischen Bereich. Auch deutet in der Architektur nichts hin auf das bekannte finnische klare, moderne Design.

Die einzig richtig schöne Straße ist die, die zum Hafen hinunterführt. Sie hat Boutiquen und Geschäfte und einen breiten Park in der Mitte. 


                             

In einem Café essen wir hier eine Kleinigkeit zu Mittag, bevor wir in einem Bogen wieder zum Auto gehen.

Eine kleine Rast machen wir in der Felsenkirche (Temppeliaukion Kirkko). Sie ist direkt aus dem Fels herausgehauen und mit einer Glaskuppel überdacht und zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Helsinkis. Eine Pianistin spielt gerade Werke von Sibelius.

Unser Hotel liegt etwas außerhalb der Innenstadt am Congress Center. Als große Schwierigkeit erweist es sich, hier einen Supermarkt zu finden, in dem wir Wasser und Obst für die morgige Weiterfahrt kaufen können. Aber schließlich gelingt es uns, und wir fahren endlich zum Hotel, einem Holiday Inn mit internationalem Standard. Und für's Abendessen gibt es auch ein gutes Restaurant.

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Dienstag, 18. Juni
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Heute soll nun - nach den diversen Stadtbesichtigungen - unser richtiger Natururlaub mit einer Fahrt durch die finnische Seenplatte beginnen. Wir haben uns eine nette Route ausgeguckt, bei der man nicht nur die Hauptstraßen entlang fährt, sondern sich zwischen den Seen hindurch windet.

Kaum sind wir aus Helsinki heraus, wird die Landschaft sehr schön, aber auch recht eintönig: Ein See nach dem anderen, eingebettet in hauptsächlich Nadelwald mit ein paar Anteilen Laubbäumen, und alles natürlich ganz flach. Das Wasser kann man oft gar nicht sehen, weil die Bäume im Weg stehen. Uns fehlen die weiten Blicke, die wir so lieben!


 

Weil es uns hier nicht so gut gefällt, wie wir gedacht hatten (obwohl es objektiv gesehen sicherlich sehr schön ist), fahren wir doppelt so weit wie geplant, und suchen uns mit Hilfe der Empfehlungen des Finnischen Tourismus-Büros einen Campingplatz in Vitasaarii aus, im Norden der finnischen Seenplatte. Wir hatten uns ja vorgenommen, ab hier rustikal zu übernachten, und dies können wir nun heute zu Genüge ausprobieren. Die Hütte für 34.- € die Nacht ist kaum größer als unser Zelt und bietet auch nicht viel mehr an Ausstattung. Die sanitären Anlagen sind bescheiden, und die schöne Lage des Campingplatzes zwischen Bäumen an einem Seeufer gefällt auch etlichen Mücken.


      

Das Hotel, in dem wir dann zu Abend essen, hat auch nicht gerade drei Sterne, aber es scheint das beste am Ort zu sein, und wir bekommen einen ordentlichen Fisch.

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Mittwoch, 19. Juni
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Nachdem es nachts um eins fast sonnig war - die Sonne war zwar untergegangen, schickte aber sehr schönes, orangefarbenes Licht über den Horizont -, ist heute Morgen alles grau in grau. Bald fängt es auch an zu regnen, und nicht zu knapp! Wir kommen kaum trocknen Fußes von den Duschen wieder zurück in die Hütte. Glücklicherweise haben wir nicht viel zu packen, so können wir uns unverzüglich wieder auf den Weg machen. Der Abschied fällt nicht schwer. Zum Frühstück halten wir an einem netten Café an der Autostraße. Es gießt weiter wie aus Kübeln, und schnell haben wir den Entschluss gefasst, in Finnland nicht noch einmal zu übernachten, sondern heute durchzufahren bis in die schwedischen Berge. Einen Stopp machen wir noch an der Nordspitze des Bottnischen Meerbusens, in Oulu, dem Firmensitz von Nokia. Leider sind die Handys hier genauso teuer wie zu Hause!

  

Nun aber fahren wir weiter über die schwedische Grenze Richtung Lappland. 40 km nördlich von Överkalix überqueren wir den Polarkreis.

Wir sind im Bereich der Mitternachtssonne, und ab jetzt bzw. ab übermorgen, wenn Mittsommernacht ist, wird nachts die Sonne nicht mehr untergehen. Momentan versteckt sie sich allerdings immer noch hinter den Wolken, aber zumindest der Regen hat aufgehört.

In Gällivare weichen wir westlich von unserer geplanten Route ab in Richtung des Muddus Nationalparks. Erste Rentiere am Straßenrand verkünden uns, dass wir nunmehr in Lappland sind.

In Porjus finden wir ein nettes Hotel, in dem wir uns für die Nacht einmieten. Die Erfahrung mit den rustikalen Unterkünften gestern reicht aus. Campingplätze sind nun mal nicht gerade unsere Leidenschaft.

Nach dem Abendessen im Hotel fahren wir noch ein wenig umher, die Landschaft hier ist wunderschön, und mittlerweile vertreibt auch die Sonne die letzten Wolken. Im Hotelzimmer gibt es sogar "Verdunklungsrollos". Wir benutzen sie aber nicht, sondern genießen lieber unsere erste Nacht mit Sonne (fast) rund um die Uhr.


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Donnerstag, 20. Juni
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Weil es hier so schön ist, beschließen wir, noch einen Abstecher zu machen und fahren am Stora Lulevatten, einem ca. 150 km langen See, entlang. Die Landschaft ist sehr reizvoll, und wir geraten weit in die Berge hinein, der Bewuchs wird karger und die Schneefelder größer. 

  

Obwohl wir gern noch weitergefahren wären, kehren wir an der Ritsem Fjällstation um. Die Fahrt hat eh schon deutlich länger gedauert als eingeplant, und es ist mittlerweile bereits Mittag. Noch einmal begegnen wir einer kleinen Gruppe Rentiere, dann aber geht’s fast geradewegs in Richtung schwedisch-norwegische Grenze. Nur "fast" geradewegs, weil wir uns noch einen kleinen Abstecher zum Eishotel in Jukkasjärvi in der Nähe von Kiruna gönnen. Hier wird jeden Winter in einer isolierten Halle ein ganzes Hotel aus Eisblöcken gebaut. Im Moment gibt es nur eine Eisbar zu besichtigen und ein Iglu, in dem man übernachten kann.

Wir übernachten heute in Abisko, im gleichnamigen Nationalpark. In einem Camp bekommen wir eine funkelnagelneue Hütte mit Küchenausstattung, und sogar mit Biotoilette. So kann man sich dann doch wieder für das "rustikale" Übernachten erwärmen. Allerdings ist die Lage nicht so berauschend, und auch das Hauptgebäude mit den Duschen ist nicht ganz so neu wie die Hütten. Dafür gibt es eine Sauna, die bei dem kalten Wind in den schwedischen Bergen sehr angenehm ist.

Zum Abendessen müssen wir mit Fisch und Chips vorlieb nehmen. Das Selbstbedienungsrestaurant ist das einzige Angebot am Ort.
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Freitag, 21. Juni
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Heute Morgen können wir die Duschen nicht benutzen, weil die Jugendgruppe, die im Haupthaus übernachtet, sich dort eingeschlossen hat. Wenigstens haben wir ja noch Waschgelegenheiten im Haus, in Küche und Toilette, das geht dann auch schon mal. Dafür bekommen wir einen Preisnachlass.

 Von Abisko aus sind es noch etwa 30 km bis zur norwegischen Grenze. Die Berge sind hier recht unwirtlich, und es liegt stellenweise Schnee. Nach dem Überqueren der Grenze fahren wir weiter nach Westen, und nördlich von Narvik treffen wir auf die Nordmeerküste. Eigentlich wollten wir von hier aus mit einer Fähre auf die Vesterålen übersetzen, wo wir unser erstes Ferienhaus gemietet haben.

Da wir aber einen Tag früher als geplant hier sind, fahren wir zunächst einmal noch weiter die Küste entlang in Richtung Norden mit der Idee, eine andere Fährmöglichkeit zu finden.

Bald setzt sich auch die Sonne durch, und wir lernen ein weiteres reizvolles Stück Norwegen kennen. Zunächst folgen wir der E 6, biegen aber dann nach Westen ab und umfahren die Halbinsel Lavangen auf kleineren Straßen. Über Salangen und Sørreisa kommen wir nach Finnsnes.

  

In der Touristeninformation hier empfiehlt man uns, in Hamn i Senja zu übernachten und morgen früh von Gryllefjord aus nach Andenes an der Nordspitze der Vesterålen, ca. 150 km von unserem Zielort entfernt, überzusetzen. Diesem Rat folgen wir und sind sehr zufrieden.

Die Halbinsel Senja hat wunderschöne Küstenstraßen, und das Hotel, in dem wir übernachten, ist malerisch in den Gebäuden eines alten Fischerhafens untergebracht. Auf das ganz besonders "malerische" kleine Zimmer ohne Bad verzichten wir allerdings zugunsten einer großzügigen Familiensuite mit zwei Schlafzimmern, Bad, Wohnraum und Kochnische. Vielleicht etwas übertrieben für die eine Übernachtung, aber es gibt nichts dazwischen.  


          

Vor dem Abendessen fahren wir noch ein wenig die Bucht entlang und machen an einem schönen Strand einen Spaziergang, und nach dem Essen (es gibt recht guten Fisch) bummeln wir rund um das Hotel. Es ist Mittsommernacht, die Nacht im Jahr, in der am Polarkreis als der südlichsten Stelle die Sonne auch nachts nicht untergeht. Wir sind allerdings schon viel weiter nördlich, übrigens genau am nördlichsten Punkt unserer Reise. Hier steht die Sonne bereits seit Mitte Mai ununterbrochen am Himmel, und sie geht erst Ende September wieder unter. Trotzdem wird diese Nacht in ganz Nordskandinavien gefeiert. Im Hotel ist eine Gruppe junger Mädchen, die es sich trotz arktischer Lufttemperaturen im hoteleigenen Warmwasserpool, der urig in einem alten Fischtrawler untergebracht ist, gut gehen lässt.


Samstag, 22. Juni
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Heute soll es nun zu unserem ersten Feriendomizil in Straumsjøen auf den Vesterålen gehen. Um 10.00 Uhr startet die Fähre in Gryllefjord.

  

Anfangs sieht es nach einer wolkenverhangenen Überfahrt aus, aber der Himmel klart immer weiter auf, so dass wir auch einige Zeit an Deck verbringen können.



   

In Andenes angekommen, fahren wir zunächst zum Walforschungszentrum, um uns dort nach Walbeobachtungstouren zu erkundigen und reservieren für nächsten Mittwoch.

Dann machen wir uns auf den Weg nach Süden zu unserem Zielort. Die Sonne scheint mittlerweile vom wolkenlosen Himmel, und wir kriegen einen ersten Eindruck von der wunderschönen Landschaft hier. Man sieht gleichzeitig blaues Meer, helle Sandstrände, schroffe Klippen und schneebedeckte Berge. Faszinierend!

Wir kommen nicht besonders schnell vorwärts und brauchen für die 150 km bis Straumsjøen fast drei Stunden. (Die Whale Watching Tour, für die wir diese Strecke ja zwei Mal fahren müssten, streichen wir darum schnell wieder von unserem Plan.) Gegen 15.30 Uhr sind wir aber dann doch am Ziel, und nachdem wir noch ein paar Vorräte eingekauft haben, fahren wir zu unserem Haus. Wir sind sofort begeistert: Die Lage ist wunderschön, zum Fjord hinaus gibt es große Fenster, das Haus ist gemütlich und nett eingerichtet, hat eine umlaufende Terrasse und einen kleinen Kieselstrand.

    

Nachdem wir uns eingerichtet haben, begutachten wir das Boot und machen eine Probefahrt. Der Motor ist etwas störrisch, aber am Ende lässt er sich doch zum Anspringen überreden. Unsere Angeln haben wir natürlich auch dabei - aber wie wir es ja schon aus anderen Urlauben kennen: Da wo wir die Pilker ins Wasser lassen, flüchten die Fische. Pilker sind übrigens Gewichte unten an der Angelschnur, die selber auch Haken haben. Zusätzliche Haken sind dann noch an den so genannten Twistern, den Plastikködern, die etwas weiter oben an der Schnur befestigt sind. Trotz dieser verlockend vielen Haken beißt nur eine einsame Kliesche (ein Plattfisch) an. Leider hat das Tierchen Würmer, was wir allerdings erst nach dem Braten, aber glücklicherweise vor dem Essen feststellen. Trotzdem macht die Bootsfahrt Spaß. Weit aus unserem kleinen Fjord können wir uns aber nicht hinauswagen. Er mündet gleich ins offene Meer, das momentan doch ziemlich unruhig ist, und dafür ist das Boot nicht so gut geeignet.

          

Zum Abendessen gibt es also nicht den erhofften Dorsch, sondern Nudeln mit Tomatensauce, aber die schmecken auch.

Es ist schon ziemlich spät, als wir auf den Hems (ein offener Dachboden) klettern, wo wir unsere Schlafstatt eingerichtet haben. Es gibt zwar auch unten zwei Schlafzimmer, aber sie sind beide sehr klein mit nur schmalen Betten. Hier oben ist es viel gemütlicher, und durch große Dachfenster schauen wir auf den Fjord hinaus. Die ständige Helligkeit - es gibt nicht einmal den Hauch einer Dämmerung - ist wunderschön, aber auch gewöhnungsbedürftig. Man verliert ein wenig das Zeitgefühl, und der Schlaf ist nicht ganz so erholsam wie in der Dunkelheit. Wir brauchen hier aber auch weniger davon. Das mag am Urlaub liegen oder am Melatoninhaushalt im Gehirn, der ja abhängig unter anderem vom Licht den Schlaf- Wachrhythmus steuert. Uns soll's egal sein, wir genießen es einfach!
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Sonntag, 23. Juni
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Die Sonne scheint weiter vom blauen Himmel, und beim Frühstück genießen wir den wunderschönen Blick auf die Bucht vor unserem Haus. Es gibt ein paar andere Ferienhäuser, Bootsstege, ein Fischrestaurant (das einzige Restaurant überhaupt in weitem Umkreis) und eine kleine Fischfabrik, vor der zwei Fischkutter festgemacht haben. Manchmal kommt vom Berg ein Fischadler herab, um sich seine Mahlzeit zu holen. Begleitet ist er dann immer von einigen Möwen, die ihn offensichtlich vertreiben wollen. Und gar nicht so selten gelingt ihnen das sogar.

    

Auch heute steht natürlich Bootfahren auf dem Programm. Unsere Angelversuche sind wieder erfolglos, besonders viel Fische scheint es in unserem winzigen Fjord (er ist mit ca. 3,5 km Länge wirklich nur sehr klein) nicht zu geben. Zumindest beißt bei uns keiner an. Einen Pilker verliere ich mal wieder, er verhakt sich im Boden und lässt sich nicht wieder befreien.
Gegen 15.00 Uhr sind wir zurück und machen uns auf, die Gegend zu Fuß ein wenig zu erkunden.

   

Es gibt hier einen wunderschönen Wanderweg, später dann Trampel- und Kletterpfad, der hinaus zu zwei Leuchttürmen führt. Die Landschaft erinnert, wie an so vielen Stellen hier in Nordnorwegen, durchaus an das schottische Hochland, was durch die Schafe, die die Wiesen bevölkern, noch verstärkt wird. Durch die nördliche Lage bleibt auch schon in geringer Höhe der Bewuchs nur sehr klein, es gibt keine Bäume, sondern Grasland mit Flechten und kleinen Wiesenblumen, mancherorts auch Beerensträucher. Hier speziell finden wir Moltebeeren, eine Beerenart, die nah am Boden wächst und ausschließlich hoch im Norden vorkommt.

Die Ausblicke sind fantastisch, und es ist herrlich, nach einer anstrengenden Klettertour oben auf der Klippe zu sitzen und aufs Meer hinauszuschauen. Schnell sind fast vier Stunden vergangen, bevor wir wieder zu Hause sind. (Wir können uns ja Zeit lassen. Die Dunkelheit überrascht uns frühestens in ein paar Wochen!)

In einer geschützten Ecke sitzen wir noch auf unserer Terrasse in der Sonne. Bis gegen 21.30 Uhr wird sie nun jeden Abend direkt in unser Wohnzimmer scheinen, dann verschwindet sie hinter einer Bergecke. Meist spiegelt sie sich so grell auf der Wasseroberfläche, dass wir die Vorhänge zuziehen müssen.

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Montag, 24. Juni
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 Heute Morgen steht ein großer Fischreiher an unserem kleinen Strand, eine Schnepfe gesellt sich dazu, und später schwimmt auch noch ein Otter vorbei. Es wird nie langweilig hier.

Der Himmel ist ein wenig bedeckt, und wir fahren mit dem Auto, um die nähere Umgebung, den Landkreis Bø, zu erkunden. Die Orte sind winzig und lange nicht so schön gelegen wie Straumsjøen. Es gibt auch so gut wie keine touristische Infrastruktur. Man findet keine Souvenirlädchen, noch nicht einmal einen Kiosk, an dem man Ansichtskarten kaufen könnte. So bleiben wir auf das Angebot im Supermarkt angewiesen.

Das Wetter bessert sich zusehends, und das Meer wird immer ruhiger. Wir starten also am Nachmittag einen erneuten Versuch, mit unserem Boot ein Stück aus dem Fjord hinaus aufs offene Meer zu fahren. Das geht ganz gut, aber zum Angeln ist es immer noch zu unruhig. Unabhängig vom Wind herrscht hier eine deutliche Dünung, und das Boot schaukelt ständig auf und ab. So gibt es die Kartoffeln zum Abendbrot wieder ohne Fisch.

Aber der Jagdtrieb lässt uns nicht ruhen, und das Meer wird im Laufe des Abends immer ruhiger. Gegen 23.00 Uhr machen wir das Boot wieder startklar und fahren hinaus.

Es ist wunderschön, die Meeresoberfläche ist spiegelglatt, und alles ist in das goldene Licht der tiefstehenden Sonne getaucht. Auch südlich des Fjordausganges bleibt das Meer ruhig, und wir können den Motor ausmachen um zu angeln. Das ist bei diesem Licht und zu dieser Uhrzeit (es ist etwa Mitternacht) ein faszinierendes Erlebnis. Alles sieht so wunderschön aus, wie es selbst die tollste Postkarte oder das schönste Photo nicht vermitteln kann.

Und als ob das alles nicht schon Grund genug für den mitternächtlichen Ausflug wäre, erweist sich die Gegend auch noch als sehr "fängig". Innerhalb einer knappen Stunde fangen wir ca. 10 Dorsche und Köhler (Seelachs), von denen die meisten groß genug sind, um sie zu behalten.

    

Wir sind richtig euphorisch, als wir gegen zwei Uhr morgens wieder an Land gehen. Ich stelle schon einmal die Tiefkühltruhe an, während Ulrich unten am Strand die Fische ausnimmt. Und dann kommt die große Ernüchterung: bis auf zwei Köhler haben alle Fische Würmer, und zwar so viele, dass wir sie nun wirklich nicht essen mögen. Das ist schon frustrierend, aber das Erlebnis des Angelns unter der Mitternachtssonne bleibt trotzdem unvergessen.

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Dienstag, 25. Juni
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Auch heute laden uns Sonne und ruhige See zu einer Bootsfahrt ein. Nur zum Angeln haben wir keine rechte Lust. So machen wir lediglich eine kleine Rundfahrt. Wir kommen weiter als in den letzten Tagen, und an einem kleinen Sandstrand können wir uns im Windschatten der Felsen sogar sonnen. Nach einiger Zeit wird es dann aber doch zu kühl. Auch später zu Hause auf unserer Terrasse müssen wir uns warm anziehen, jeder kleine Windhauch ist gleich eisig kalt. Aber wir sind ja nicht zum Sonnen hierher gekommen! Im Gegenteil - wir sind eh schon überrascht, dass das Wetter so gut ist.

    



Mittwoch, 26. Juni
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Heute räumen wir doch wieder einmal unsere Angelausrüstung ins Boot. Obwohl das Wasser deutlich unruhiger ist als gestern, versuchen wir unser Glück außerhalb des geschützten Fjords. Lange halten wir die Schaukelei allerdings nicht aus. Ulrich erwischt nur einen Köhler, und ich habe mehrere Hänger und verliere unseren "fängigen" roten Gummimack (ein Gummiköder, der wie ein langer Wurm aussieht und angeblich von den Dorschen ganz besonders geliebt wird). Genervt machen wir uns bald auf den Heimweg.

Nachmittags fahren wir dann doch lieber mit dem Auto, um in die Nachbarbucht nach Nikvåg zu gelangen. Hier gibt es mitten im Ort Felsen, in denen Hunderte von Dreizehenmöwen nisten. Die Luft ist voll von ihrem Geschrei und Geflatter. So etwas findet man sonst nur an abgelegenen Stellen viel weiter draußen im Meer. In anderen Urlauben haben wir anstrengende Klettertouren auf uns genommen, um solche Plätze zu erreichen.


     

Die Halbinsel Vindhamran (hämmernder Wind) macht ihrem Namen alle Ehre. Es weht eine äußerst starke Brise, und in Hovden, an der Spitze, muss man schon aufpassen, dass man nicht weggeweht wird. Aber die Umgebung ist fantastisch. Hier stehen große Trockengestelle für Stockfisch, und in den Dünen nisten viele Möwen, teilweise direkt an der Straße. Manche sitzen noch auf den Eiern, andere sind schon mit ihren Jungen unterwegs. Sie werden sehr wütend, wenn man sie aufstöbert. Auf Ulrich, der zum Fotografieren natürlich nah herangeht, fliegen sie immer wieder neue Angriffe, und sie hacken ihm fast in den Kopf.

             

Leider sind wir nicht warm genug angezogen, um einen längeren Spaziergang zu machen, und außerdem bekommen wir langsam Hunger. Heute wollen wir in dem Fischrestaurant in Straumsjøen essen. So fahren wir nur noch auf eine Mole hinaus und genießen den Blick über Meer und Berge. Dann machen wir uns auf den Heimweg.

Das Restaurant erweist sich als sehr einladend. An weiß gedeckten Tischen sitzen wir gemütlich im ausgebauten Dachgeschoss mit Blick auf "unseren" Fjord. Die Küche ist erstaunlich gut. Schon die Fischsuppe zu Beginn schmeckt exzellent, und auch die Hauptgerichte (Ulrich hat Heilbutt und ich Seeteufel) sind wirklich empfehlenswert. Weil wir uns auch noch Nachtisch gönnen, gehen wir recht satt nach Hause. Leider sind die Preise so, dass wir uns das nicht jeden Tag leisten können.

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Donnerstag, 27. Juni
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Heute legen wir einen Ruhetag ein, zumindest einen halben. Den Vormittag vertrödeln wir; Ulrich fährt in den Ort, um neue Gummimacks zu kaufen - denn schließlich wollen wir ja doch noch weiterangeln in diesem Urlaub -, und ich schreibe Tagebuch.

Nachmittags fahren wir, nachdem wir uns noch zwei kleine Orte in der Nachbarschaft angeschaut haben, wieder nach Hovden, wo wir gestern schon waren. Heute sind wir besser ausgerüstet für längere Wanderungen.

Ein Aufstieg auf einen Felsen in fast orkanartigem Wind bringt uns einen wunderschönen Blick über die Bucht. Dies ist eindeutig schon jetzt ein Urlaub der schönen Aussichten!

  

Bei den Fisch-Trockengestellen gehen wir durch die Dünen hinunter an den Strand. Sind es weiter oben die Möwen, die sich beim Nisten gestört fühlen, so stürzen sich hier Scharen von Küstenseeschwalben und Austernfischern, die ihre Brut bedroht sehen, auf uns.

 Über Strand und Steine gehen wir weiter auf die Halbinsel hinaus, wo an der exponiertesten Stelle ein Windrad steht. Ein Stückchen weiter bei einem kleinen Leuchtturm sitzen wir eine Weile und beobachten die Flugkünste der Möwen. Hier sind es die ganz großen Mantelmöwen, die man sieht, während man sonst eher Silbermöwen, Dreizehenmöwen und manchmal auch Lachmöwen (mit braunen Köpfen) findet.
Gründlich vom Wind durchgepustet fahren wir wieder nach Hause. Heute Abend gibt es Dorsch! ... Es stand ein Fischhändler im Örtchen. 



Freitag, 28. Juni
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Unser letzter Tag in Straumsjøen bricht an. Die Sonne scheint übrigens immer noch unverdrossen, so dass ich manchmal vergesse, es besonders zu erwähnen. Da der Tank von unserem Boot noch voll ist, stellt sich nicht die Frage, was wir heute machen werden, obwohl die See nicht ganz so ruhig ist. Schon von unserem Haus aus kann man deutlich die Schaumkronen draußen auf dem Meer sehen. Trotzdem fahren wir hinaus, und Ulrich kümmert sich auch nur selten um mein Geschrei, wenn ich meine, dass es jetzt wirklich zu gefährlich wird. Immer müssen wir noch wenigstens "um die nächste Ecke" schauen. Zumindest finden wir auf diese Art direkt gegenüber dem Fjordausgang einen kleinen Archipel von Felseninselchen, der von diversen Seevögeln bewohnt ist. Wir beobachten Möwen, Austernfischer, Seeschwalben, Gryllteisten und Eiderenten, und als wir uns nähern, flüchten einige Robben, die sich auf den Felsen gesonnt haben, ins Wasser. Wir fahren lange zwischen den Inselchen hin und her und kommen den Tieren sehr nah. Dies ist ein ganz anderes Erlebnis, als Vögel mit dem Fernglas in ihren Brutfelsen zu beobachten. Hier sind wir viel dichter dran. Sehr schön!

Bevor wir am frühen Nachmittag nach Hause fahren, legen wir noch einmal an dem kleinen Sandstrand an, den wir schon kennen.

       

Die Vogelshow ist damit übrigens noch nicht zu Ende! Ulrich gelingt es, einen der Adler, die hier im Berg zu Hause sind, mit dem Fernglas bis zu seinem Nistplatz zu verfolgen, und als wir unser Teleskop auf die Stelle einrichten, entdecken wir dort noch einen zweiten. Den ganzen Nachmittag können wir ihre Versuche beobachten, in den Fjord zu kommen um Fische zu fangen. Jetzt werden sie dabei nicht mehr nur von Möwen, sondern auch noch von einigen Raben attackiert. Man hat es offensichtlich hierzulande nicht leicht als König der Lüfte.

Nebenbei packen wir unsere Sachen zusammen, denn morgen geht es nach Napp auf den Lofoten, in unser nächstes Ferienhaus.

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Samstag 29. Juni
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 Abschied von Straumsjøen - wir stehen früh auf und räumen das Auto ein. Noch einmal schwimmt der Otter für uns eine Ehrenrunde, dann geht es los in Richtung Süden. Die Fähre hinüber auf die Lofoten legt zwar erst um 11.50 Uhr ab, aber wir wollen uns für die Fahrt Zeit lassen und noch den einen oder anderen Ort anschauen. In Stokmarknes legen wir eine Shoppingpause ein, bevor wir weiterfahren nach Melbu, dem Fährort. Schon von der Straße aus hat man einen wunder-baren Blick auf die berühmte Lofotenwand mit ihren schroffen, schneebedeckten Bergen.

Dort angekommen, stellen wir uns ans Ende der Warteschlange für die Fähre, um dann leider erleben zu müssen, dass sie diverse Fahrzeuge vor uns ihre Klappe schließt und losfährt. Mist! Laut Fahrplan kommt die nächste erst in eineinhalb Stunden. Aber offensichtlich werden wegen des Andrangs zusätzliche Fähren eingesetzt, denn schon bald kommt wieder eine in Sicht, und sie bringt uns nach einer halben Stunde Fahrzeit mit ständigem Blick auf die Lofotenwand nach Fiskebøl.

Neugierig auf die legendären rauen Inseln im Nordmeer fahren wir von Bord und machen uns auf den Weg weiter nach Süden. Die Straße führt fast ausschließlich am Wasser, an verschiedenen Fjorden entlang.

Einen kurzen Abstecher machen wir nach Henningsvær, einem "Postkartenort" an der Strecke. So einsam wie in Straumsjøen sind wir hier nicht mehr. In der Nähe eines kleinen Sandstrandes ist die Straße verstopft von Caravans und Wohnwagen.  
In Svolvær und Leknes halten wir kurz an, um einzukaufen. Auch diese Städtchen haben ganz andere Dimensionen als die Orte auf den Vesterålen, und überall ist es voller Menschen. Selbst wenn wir uns freuen, hier einmal wieder eine deutsche Zeitung zu bekommen, hoffen wir doch, dass es bei unserem Ferienhaus ruhiger ist.
Gegen 15.30 Uhr passieren wir dann den Nappstraumentunnel und sind auch schon am Ziel. Erst einmal fahren wir zwar am Haus vorbei, aber beim zweiten Anlauf klappt es.

So wie wir in Straumsjøen spontan begeistert waren, sind wir hier enttäuscht. Das Haus ist nicht besonders gut ausgestattet und darüber hinaus dreckig, und auf dem gleichen Grund-stück, ca. 10 m entfernt, liegt eine Baustelle. Na toll!

Eine Hausübergabe findet nicht statt, der Schlüssel steckt einfach. Zumindest ist das Haus schön gelegen direkt am Wasser, am Nappstraumen, einem Gezeitenstrom zwischen dem Vestfjorden und dem offenen Meer.

   

Momentan weht ein äußerst kräftiger Wind, und das Wasser schlägt große Wellen - grundsätzliches Lofotenwetter oder stürmische Ausnahme? An Bootfahren ist für mich auf jeden Fall nicht zu denken, obwohl Ulrich mir versichert, dass das Boot, das zum Haus gehört (ein wirklicher Lichtblick!), auch mit solchen Wetterverhältnissen problemlos klarkommt.

Aber zunächst müssen wir sowieso das Haus herrichten: Sperrmüll, überflüssige Möbel und dreckige Teppiche auf den Zwischenboden, Esstisch ans Fenster, Sitzgruppe umarrangieren und die Einstecksprossen von den Fenstern entfernen, damit man einen besseren Blick über den Straumen hat. Das Teleskop wird aufgestellt, und nun muss nur noch gründlich geputzt werden, und das Häuschen ist schon ganz gemütlich.

Ich bin nicht böse darum, dass über all dem so viel Zeit vergangen ist, dass es zu spät ist, um das Boot noch auszuprobieren.


Sonntag, 30. Juni
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 Das Wetter zeigt sich heute moderat, das Wasser ist ruhiger, und die Sonne kämpft sich durch. Ulrich überredet mich zu einer Testfahrt noch vor dem Frühstück, und die überzeugt mich wirklich von den Fähigkeiten des Bootes. Es liegt sehr sicher auf dem Wasser, und auch an der Stelle etwas nördlich von unserem Haus, wo sich offensichtlich regelmäßig höhere Wellen auftürmen, hat man kein unsicheres Gefühl, obwohl das Reiten auf den Wellen manchmal schon an eine Achterbahnfahrt erinnert.


Beim Frühstück sitzen wir am Wohnzimmerfenster. Wir schauen hinaus auf den Nappstraumen und die kleinen Klippen mit der Slipanlage für das Boot. Es gibt hier Möwen, die sich auf den Felsen vor dem Haus und in dem Berg hinter dem Haus tummeln, und sehr viele Austernfischer, die mit ihren piependen Rufen versuchen, das Lachen und Schimpfen der Möwen zu übertönen. Sie sind nette, freundliche Tiere, und die Lofoter warten jedes Jahr sehnsüchtig auf ihren Ruf, weil er den Frühling ankündigt. Eiderenten schwimmen mit ihren Jungen vorbei, und an den Ufern stehen Reiher. Auch an dem Vogeldreck auf unserem Auto kann man nun immer sehr deutlich sehen, wie eng wir hier mit den Seevögeln zusammenleben.

Heute wollen wir die Gegend ein wenig per Auto erkunden. Wir fahren nach Süden, auch um zu sehen, wo man hier einkaufen und tanken kann, ohne jedes Mal durch den 65.- NOK (ca. 17.- €) teuren Nappstraumentunnel fahren zu müssen, der die einzige Verbindung nach Norden darstellt. Leider sind wir nicht sehr erfolgreich. Die nächste Tankstelle, und auch der nächste Supermarkt befinden sich in Ramberg, ca. 35 km von uns entfernt.

Ein wirklich netter, malerischer Fischerort ist Nusfjord. Allerdings gehört er mindestens zur Hälfte den Dreizehenmöwen, die dort überall an den Häusern, in Fenstern, auf kleinen Vorsprüngen und wo es sonst noch möglich ist, ihre Nester gebaut haben. Vielleicht kommen wir auch einmal mit unserem Boot hierher! 

           

Wir fahren noch bis Sund, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Eine kurze Pause legen wir an einem der schönen Sandstrände von Flakstad ein. (Im Radio, im Norwegischen Rundfunk, hören wir, wie Deutschland das Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft gegen Brasilien mit 0:2 verliert.)

Nun wollen wir natürlich auch noch angeln und versuchen es geschickterweise direkt vor der Haustür, wo der Nappstraumen am engsten und somit die Strömung am stärksten ist. Zwei Effekte: Der Pilker (quasi das Gewicht an der Angel) wird in Windeseile abgetrieben und erreicht den Boden erst weit weg vom Boot. Beim Einholen der Angelschnur zieht man die Twister dann nah über den Grund, und sie verhaken sich – Ergebnis: die Montage reißt ab, weil das Boot in der starken Strömung nicht schnell genug manövriert werden kann, um die "Hänger" zu umfahren. Darüber hinaus treibt das Boot auch immer viel zu schnell in die Stelle mit den hohen Wellen hinein, so dass wir zwar unseren Spaß mit dem Boot haben, die Angelversuche aber schnell wieder aufgeben. Gut, dass es hier jedes Geschäft auch Angelzubehör führt, so dass wir die Löcher, die die Strömung in unsere Ausrüstung reißt, auch wieder stopfen können.

    

Also gibt es heute Abend doch das Huhn, das Ulrich gestern vorsichtshalber gekauft hat.

Nach dem Abendessen, gegen 23.00 Uhr, machen wir noch einen Spaziergang in die Sonne. Pfeifend fliegen junge Austernfischer in der Gegend umher und versuchen, die viel größeren Möwen zu jagen. Eine aufgeschreckte Seeschwalbe verfehlt nur um Haaresbreite unsere Köpfe. Zum ich-weiß-nicht-wievielten Male in diesem Urlaub sind wir absolut begeistert vom Licht der Mitternachtssonne.

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Montag, 1. Juli
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Heute ist zum ersten Mal seit langer Zeit der Himmel wolkenverhangen, obwohl nachts um drei unser Wohnzimmer noch in goldenes Sonnenlicht getaucht war. Beim Frühstück regnet es sogar etwas. Also entschließen wir uns, nach Leknes zu fahren (durch den teuren Tunnel), um die nötigen Einkäufe für diese Woche zu erledigen.

Bis wir mit dem Frühstück fertig sind, hat sich das Wetter schon wieder gebessert, es hat aufgehört zu regnen, und die Sonne lässt sich blicken.

Auf dem Weg nach Leknes schauen wir uns noch Ballstad auf der Ostseite des Nappstraumen an. Leider überzeugen die meisten Orte hier auf den Lofoten nicht gerade durch Liebreiz, auch wenn manche, wie z.B. Nusfjord, eben ganz besonders malerisch und urig sind.

Aber auf die Lofoten kommt man ja auch nicht wegen der netten Örtchen, sondern wegen der grandiosen Landschaft, und davon gibt es wahrhaftig genug. Wir können uns oft gar nicht satt sehen und müssen uns sehr zusammenreißen, nicht Film um Film abzufotografieren angesichts der ständigen Postkartenmotive. Mit meiner Digitalkamera bin ich da besser dran. Jeden Abend sortieren wir am Laptop, welche Bilder wir behalten wollen. – Es sind natürlich die meisten!

Leknes ist auch nicht ansprechender als Ballstad, aber es gibt einige Geschäfte und sogar ein kleines Shopping-Center. Also machen wir einen Stadtbummel, bevor wir uns bei RIMI und COOP mit Lebensmitteln eindecken.

 Und dann geht es schnell wieder heim. Der Himmel ist mittlerweile ganz blau, und das Boot (und hoffentlich auch die Dorsche) warten. Heute fahren wir den Nappstraumen in südlicher Richtung hinunter, und gleich beim ersten Angelversuch reißen sich die Fische um unsere Gummimacks. Leider sind es fast ausschließlich Seelachse (Köhler). Die schmecken zwar auch gut, sind aber bei Weitem nicht mit Dorsch zu vergleichen. An anderen Stellen haben wir gar kein Glück mehr, so dass wir uns mit den Köhlern und einem kleinen Dorsch zufrieden geben müssen. Zusammen ergibt das eine leckere Fischsuppe und einige gebratene Seelachsfilets zum aufgewärmten Reis von gestern.

Aber vor dem Kochen und Essen gibt es immer noch eine Menge Arbeit. Zuerst muss das Boot mit einer Seilwinde auf die Slipanlage gezogen werden. Das ist ordentliches Armmuskeltraining und geht sowieso nur dann, wenn man es vorher geschafft hat, ganz gerade auf die Holzschienen zu fahren. Gestern hat Ulrich das sehr elegant im ersten Anlauf hinbekommen, heute dauert es etwas länger. Genauso viel Kraft kostet es übrigens, das Boot wieder ins Wasser zu bringen. Die Holzschienen, auf denen es liegt, sind nicht besonders glatt, und Ulrich und ich müssen uns zu zweit jedes Mal ganz schön anstrengen, um das Boot hinunter zu schieben.  
Zur Abendroutine wird es nun, dass Ulrich die gefangenen Fische am nahe gelegenen Sandstrand ausnimmt. Zum Filetieren benutzt er heute noch die Filetierbank direkt beim Boot, in den nächsten Tagen wird er auch das am Strand erledigen - im Schein der spätabendlich tiefstehenden Sonne. Zwischendurch müssen wir uns immer wieder klarmachen, dass wir weit im Norden sind, und nicht irgendwo an südlichen Strandgefilden - wo sonst kann man abends um 22.00 oder 23.00 Uhr am Strand (in der Sonne!) noch Fische ausnehmen? Nur die Temperaturen (einen warmen Pullover braucht man schon) erinnern uns dann doch an die Realität des Nordpolarkreises.

    

Peu à peu verschiebt sich unser Tagesablauf. Oft sind wir erst gegen 21.00 Uhr vom Angeln zurück, und bis zum Abendbrot wird es 23.00 oder 24.00 Uhr. Wir gehen jeden Tag später ins Bett und sind immer noch fasziniert von der ständig scheinenden Sonne. Das schönste Licht in unserer Hütte haben wir morgens um drei, da scheint die Sonne strahlend golden durch die Fenster.
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Dienstag, 2. Juli
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Langsam wird es sicher eintönig, immer nur von der Sonne zu schreiben, aber sie scheint schon wieder, und beim Frühstück können wir die auslaufenden Fischkutter beobachten.

Heute Vormittag erkunden wir die allernächste Umgebung. Wir fahren ca. 5 km bis zum Ende unserer Straße nach Myrland, einer kleinen Ansiedlung, und laufen dort ein wenig umher. Mutterschafe mit ihren Jungen belagern den Weg und die Hänge, und man hat einen schönen Blick aufs offene Meer hinaus. Wir sind am nördlichen Ende des Nappstraumen.


 Auf der anderen Seite der Napp-Halbinsel fahren wir dann noch nach Vikten und besichtigen eine Glasbläserei, die in allen Reiseführern erwähnt ist. Die Produkte sind richtige Kunstwerke, und man kann leicht 1000.- € und mehr für eine Glasschale loswerden.
Bald verlangt es uns aber wieder nach flüssigem Boden unter den Füßen und der Einsamkeit unseres Bootes. Das Wasser ist tiefblau und ganz glatt, und wir können ein ganzes Stück aufs offene Meer hinausfahren und später in die andere Richtung bis in den Vestfjorden.

Unsere Angelversuche sind nicht besonders erfolgreich, nur einige Köhler beißen natürlich an, aber es ist wunderschön, einfach nur so durch die Gegend zu tuckern. Für die schnellere Fahrt (ca. 50 km/h schafft das Boot) bin mittlerweile ich zuständig. Das Boot schlägt nämlich selbst bei ruhiger See oft heftig auf die Wasseroberfläche auf, und das ist im Heck an der Ruderpinne deutlich besser zu ertragen als vorne im Bug. Ulrich ist da nicht so empfindlich. Wenn wir also rasen wollen, gehe ich ans Steuer. Ein "Mann-über-Bord-Manöver" mit meiner Mütze, die mir dabei vom Kopf geflogen ist, fahre ich auch ganz professionell.

Die Zeit vergeht wie im Flug, und obwohl wir bereits mittags losgefahren sind, ist es schon wieder nach acht, als wir heimkommen. Direkt vor unserem Leuchtturm, an der engsten Stelle des Nappstraumen, fange ich doch noch einen Dorsch, so dass wir heute nicht nur den gemeinen Seelachs essen müssen. Die Strömung ist aber wieder so stark, dass das Boot in Sekundenschnelle abtreibt, und flugs sind wir an der Stelle, wo ich schon Sonntag eine Montage verloren habe. Prompt passiert natürlich das Gleiche noch einmal, und einen Augenblick später hängt auch Ulrich fest. Flott ist seine gesamte Angelschnur abgerollt, und ich schaffe es nicht, das Boot gegen die Strömung richtig zu manövrieren, so dass auch seine Montage abreißt. Schade - ein oder zwei Dorsche mehr hätten uns schon gefallen.

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Mittwoch, 3. Juli
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Heute steht ein Landausflug auf dem Plan. Wir wollen ans Südende der Lofoten, nach Reine, Moskenes und Å, das ca. 50 km von uns entfernt liegt. Einen Teil der Strecke kennen wir schon, am Sonntag waren wir bis Sund. Eine alternative Fahrtroute gibt es leider nicht, wir sind auf die Hauptstraße, die E 10 angewiesen.


Reine ist sehr schön gelegen, in einer Bucht direkt vor ganz schroffen Felswänden, bietet aber als Ort sonst keine besonderen Attraktionen. An "fotogenen" Plätzen treffen wir nun immer öfter auf Reisebusse, die ihre Rundfahrtgäste zum Bilder machen kurz aussteigen lassen, um dann gleich wieder weiter zu fahren. In Moskenes schauen wir auch zum Hafen hinunter. Von hier aus werden wir am Samstag zurück aufs Festland, nach Bodø, übersetzen. Wir versuchen, einen Platz auf der Fähre zu reservieren, aber das geht nur telefonisch. Da die örtliche Telefonzelle Kreditkarten offensichtlich nur theoretisch akzeptiert, muss ich doch mein Handy benutzen, was bestimmt den Preis für die Überfahrt noch einmal deutlich erhöht. Aber es ist uns sicherer. Selbst heute ist die Warteschlange für die Mittagsfähre schon sehr lang, und am Wochenende wird es bestimmt noch voller.


 In Å besichtigen wir ein Freilichtmuseum. Es ist ganz interessant, aber auch wieder ein Anlaufpunkt für Touristen. Schon auf den Zufahrtsstraßen muss man sich ständig mit Reisebussen herumplagen, oder noch schlimmer, mit den vielen Autofahrern, die ihre geliehenen oder wenig benutzten Caravans und Wohnanhänger nicht hundertprozentig im Griff haben und damit die Straßen blockieren. Das ist es, was uns an den Lofoten gar nicht gefällt. Die Straßen sind voll von Gespannen und Caravans, und an jeder Ecke laufen fotografierende Touristen hin und her. Nicht dass wir nicht auch Touristen wären und fotografierten, aber wir hätten es natürlich gern exklusiv für uns allein. Von daher haben uns die Vesterålen besser gefallen.

Darum sind wir ganz froh, als wir wieder an unserem Haus sind, das Boot zu Wasser lassen und so den "Menschenmassen" entfliehen können. Auf dem Nappstraumen sieht man außer den professionellen Fischkuttern nur sehr vereinzelt einmal ein anderes Boot.

In der Einfahrt zu unserem Haus nisten zwei Möwen. Die Jungen sind wohl gerade geschlüpft und machen erste Ausflüge auf dem Schotterweg. Die beiden Alten passen argwöhnisch auf, fliegen sofort Angriffe, wenn sich jemand nähert und stellen sich sogar dem Auto in den Weg. Wir müssen aufpassen, sie nicht zu überfahren.

Nachdem uns auch heute wieder nur Köhler an die Angel hüpfen, wagen wir uns noch mal in die "Stromschnellen" bei unserem Haus. Wir lassen diesmal den Motor an, und einer hält damit das Boot auf der Stelle, während der andere angelt. Das ist zwar nicht gemütlich, aber effektiv: innerhalb einer viertel Stunde haben wir zwei passable Dorsche, die für's Abendessen ausreichen. Elegant fahre ich danach das Boot auf die Holzschienen. Das kann ich mittlerweile gut. Dafür gerate ich noch regelmäßig in Hektik, wenn ein anderes Boot ins Sichtfeld kommt.  
Nach der Abendroutine (Fische ausnehmen am Strand, Essen machen, Geschirr abwaschen) sind wir heute sogar schon vor Mitternacht im Bett.
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Donnerstag, 4. Juli
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Heute Morgen sieht es gar nicht freundlich draußen aus. Ein starker Wind treibt dunkle Wolken über den Himmel, aber bis auf einen kurzen Regenguss bleibt es trocken. Die Sonne zaubert, wenn sie einmal durch die Wolkenschicht scheint, wunderschöne Lichtreflexe aufs Wasser. Während des Frühstücks gehe ich ein paar Mal hinaus, um zu fotografieren. Wenn wir uns später an diesen Urlaub und an die Lofoten erinnern werden, wird das immer auch mit Licht zu tun haben!

Im Laufe des Vormittags reißt die Wolkendecke auf (natürlich!), aber der Wind weht weiter und treibt das Wasser in verschiedenen Blau- und Türkistönen, verziert mit weißen Schaumkronen, an unserem Fenster vorbei. Ulrich ist draußen und wäscht das Auto. Die Möwen bewachen währenddessen aufmerksam ihre Jungen: eine sitzt auf dem Weg vor dem Nest, die andere hat ihren Ausguck auf einem Felsen eingenommen.

 Weil der Wind sich gar nicht legen will, verzichten wir heute auf unsere Bootsfahrt und machen stattdessen noch ein bisschen Sightseeing. Wir wollen zum Wikingermuseum nach Borg. Auf dem Weg dorthin fahren wir am Vikspollen und am Steinsfjorden entlang und machen noch einen Abstecher nach Utakleiv, eine der wenigen Alternativen, um einmal ein Stück der E 10 zu umfahren.
Das Museum ist nicht uninteressant. In einem Wikinger-Langhaus werden verschiedene Handwerkstechniken (Gerben, Schnitzen, Weben etc.) demonstriert, es sind diverse Alltagsgegenstände ausgestellt, und man kann ein nachgebautes Wikingerschiff besichtigen.

    

Leider ist auch dieser Ort natürlich ein Standardanlaufpunkt für die Touristenbusse.

Ungewöhnlich früh, schon um 17.30 Uhr sind wir heute zu Hause und genießen ein wenig die Ruhe. Radio Lofoten spielt natürlich wieder "Underneath your clothes", wie sie das stündlich tun. Wenn dieser Song in den ersten Tagen noch gute Chancen hatte, unser Urlaubshit 2002 zu werden, so hängt er uns mittlerweile doch schon zu den Ohren heraus. Natürlich war das Lied vom "Rosa Helikopter", das Radio Bø auf den Vesterålen ständig spielte, noch um "einen Zacken schärfer".
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Freitag, 5. Juli
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Heute Morgen zeigt sich noch kurz die Sonne, aber im Gegensatz zu den letzten Tagen wird das Wetter nicht besser, sondern der Himmel bleibt bedeckt, und die Sonne kann sich gegen die Wolkenschicht nicht richtig durchsetzen. Aber das Wasser ist halbwegs ruhig, und so starten wir nach dem Frühstück wieder das Boot. Heute ist unser letzter Tag hier, und der Tank muss leer gefahren werden. Wir machen Sightseeing an den Ufern des Nappstraumen und tuckern gemütlich bis Ballstad. Eine kurze Pause machen wir an einem kleinen Leuchtturm, wo wir eine junge Möwe finden, die wohl krank ist, denn sie läuft nur vor uns weg, fliegen kann sie offensichtlich nicht.

    

Gern wären wir noch bis Nusfjord gefahren, aber das Wetter wird schlechter, und wir sind auch schon wieder fast drei Stunden unterwegs. Es kommt Wind auf, und das ständige Aufschlagen des Bootes aufs Wasser tut meiner Bandscheibe gar nicht gut. Letztlich hocke ich mich auf den Boden. Da ist die Aussicht zwar nicht gerade atemberaubend, aber wir können etwas schneller fahren. Ich traue mich bei dem Wetter nicht ans Ruder, denn der Wind ist durchaus kräftig geworden mit entsprechend hohen Wellen. Je näher wir nach Hause kommen, beruhigt es sich allerdings wieder, und wir beschließen, bei "unserem" Leuchtturm noch einmal kurz zu angeln. Schließlich brauchen wir etwas zum Abendessen. Ulrich wirft kurz seine Angel aus, "Pro Forma", wie er selber sagt, und ruft im gleichen Augenblick: "Ich glaube, ich hab' was Großes!" Und siehe da: gleich zwei Dorsche hängen an den Haken. Der größere wiegt gut 2,5 kg, der kleinere bestimmt auch noch 1,5 kg. Das reicht fürs Essen. Wir drehen um und fahren nach Hause. Ein paar einheimische Jugendliche, die in der Nähe angeln, machen große Augen.

Daheim angekommen, packen wir zunächst einmal unsere Koffer, bevor wir uns kulinarisch dem Dorsch widmen, der frisch gefangen wirklich unvergleichlich gut schmeckt.

Dann bricht unsere letzte Nacht auf den Lofoten an. Unsere Fähre zurück aufs Festland geht morgen um 13.30 Uhr.
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Samstag, 6. Juli
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Wir haben also alle Zeit der Welt, um das Auto zu beladen und das Haus wieder in seinen Urzustand zurück zu versetzen. Gegen 11.00 Uhr fahren wir los, und sind ca. 1,5 Stunden zu früh an der Fähre. Die Warteschlange ist schon sehr lang, und wenn wir nicht reserviert hätten, würden wir schon jetzt keinen Platz mehr bekommen.


Die Überfahrt von Moskenes nach Bodø dauert drei Stunden. Sie verläuft unspektakulär. Das Wetter ist zu schlecht, um draußen zu bleiben, und man kann auch nur wenig sehen. So sitzen wir gemütlich drin und planen die nächsten Etappen unserer Fahrt. Dazu brauchen wir fast die gesamte Zeit, insbesondere um zu entscheiden, wie wir einen Besuch auf Lovund, einer kleinen Insel mit Europas größter Papageientaucherkolonie, einbauen können. Schwierig ist das Ganze, weil wir auf dem Riksveien Nr. 17 nach Süden fahren wollen, der der Küstenlinie folgt und immer wieder von Fährüberfahrten unterbrochen ist, und die Fahrpläne engen den zeitlichen Spielraum deutlich ein. Aber schließlich gelingt es uns doch. Der Preis dafür, dass wir uns an der nordnorwegischen Küste noch einmal viel Zeit lassen, heißt zwar "Kilometerfressen" in den letzten Tagen, aber das nehmen wir in Kauf.

Von Bodø fahren wir nur noch bis Saltstraumen, einem unter Anglern wohlbekannten Ort an einem sehr fischreichen Gezeitenstrom, eben dem Saltstraumen. Nach dem Abendessen gehen wir noch ein wenig ans Wasser, und schauen den vielen Menschen zu, die vom Ufer aus oder von Booten ihr Angelglück versuchen, aber die großen Dorsche werden auch hier scheinbar nicht gefangen.

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Sonntag, 7. Juli
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Unser heutiges Etappenziel ist Oscar's Brygge in Tonnes, ein Ort relativ nah an der Fähre nach Lovund. Die Fahrt auf dem RV 17 ist sehr reizvoll, auch wenn das Wetter am Vormittag noch nicht so mitspielt. Die Straße ist leer, so dass wir unser Tempo selbst bestimmen können. Nur an den Fähranlegern (es gibt mehrere zwischendurch) sammeln sich dann doch teilweise so viele Autos, dass nicht immer alle mitgenommen werden können.



    

 

Pünktlich zur Überfahrt von Jektviken nach Kilboghamn, während der wir wieder den Polarkreis überqueren, reißt die Wolkendecke auf, und wir kommen bei strahlendem Sonnenschein in unserem Übernachtungsort an. Wir haben ein ganz reizendes Zimmer mit Balkon zum Meer hinaus.

      

Nach dem Abendessen fahren wir noch auf der Halbinsel, auf der Tonnes liegt, umher. Die Landschaft ist sehr schön hier und würde sich auch für einen längeren Urlaub anbieten.

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Montag, 8. Juli
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Mit dem Wissen um lange Schlangen an den Fähren im Kopf, stehen wir heute ganz besonders früh am Hafen. Wir wollen es auf keinen Fall riskieren, das Boot nach Lovund zu verpassen! – Wir sind auch die ersten und nutzen die Wartezeit für unser Frühstück. Die Fähre geht um neun Uhr, und es ist erst viertel vor acht.

So nach und nach belebt es sich am Kai; die Angestellten der hiesigen Postfiliale kommen zur Arbeit, Personenfähren legen an und bringen Leute von den Inseln, die auf dem Festland arbeiten, der Linienbus fährt an die Haltestelle – nur andere Autos, die auch auf die Fähre wollen, tauchen nicht auf. Das frühe Aufstehen, um als erster in der Schlange zu stehen, hat sich also richtig gelohnt! Die Fähranlegestelle hier ist eher ein Teil des "Nahverkehrssystems" als ein Touristenort. Auch die Fähre von Lovund, die uns mit zurück nehmen wird, bringt in erster Linie Pendler von den Inseln mit. Die Warteschlange auf unserer Seite ist noch immer nicht viel länger geworden. Außer uns fahren noch zwei PKW und ein LKW auf das Schiff, das bestimmt Platz für 40-50 Fahrzeuge bietet. Wir haben nichts dagegen, es fast für uns allein zu haben, und genießen die Überfahrt bei Kaffee und frischen Waffeln aus der Cafeteria. Die zweieinhalb Stunden bis Lovund werden uns nicht langweilig. Auch die Wolkendecke reißt immer mehr auf. Bei der Ankunft ist der Himmel strahlend blau.

    

Lovund ist eine kleine Insel mit ca. 300 Einwohnern und einem entsprechend begrenzten Straßennetz. Trotzdem gehen wir auf der Suche nach dem einzigen Inselhotel (Turistheimen) natürlich erst einmal in die falsche Richtung. Aber weit verlaufen kann man sich hier nicht, und so finden wir dann doch noch den richtigen Weg. Unser Zimmer wollen (und können) wir natürlich noch nicht beziehen, es ist noch zu früh. Aber das Hotel ist ein guter Ausgangspunkt, um zum Puffinfelsen zu kommen (Puffin ist das englische Wort für Papageientaucher, in Norwegen heißen sie Lundevögeler).

Schon von der Straße aus sehen wir die Vögel wie Tausende von kleinen Punkten um den Felsen schwirren. Und nach ca. einer halben Stunde Fußweg sind wir an einem guten Beobachtungspunkt angekommen. Weiter soll man nicht gehen, um die Tiere nicht zu stören. Auf Lovund nisten ca. 200.000 Papageientaucher, und von hier aus können wir sie gut mit bloßem Auge erkennen. Papageientaucher sind sehr lebhafte Vögel, die ständig hin und her fliegen, dabei aber kaum einen Laut von sich geben. Die Luft ist ganz voll von ihnen, und wir bekommen auch so manchen Kleckser ab. 
                          

Mit Fernglas, Fotoapparat und Teleskop machen wir es uns gemütlich. Wir sind völlig allein hier. Uns ist es unverständlich, warum diese einzigartige Möglichkeit in Europa, die Tiere so nah zu sehen, nicht mehr Touristen anlockt.  

             

                              


Am frühen Nachmittag gehen wir ein Stück weiter um die Insel herum, legen eine Ruhepause an einem Strand ein und klettern dann noch auf einen anderen Aussichtsfelsen. Hier sind wir zwar nicht ganz so nah an den Vögeln wie eben, wir können aber beobachten, wie sie sich auf dem Meer sammeln und dort herumschwimmen, um immer wieder zum Fischen abzutauchen. Auch sonst ist der Ausblick fantastisch, und wir genießen diesen wahrscheinlich letzten richtigen Urlaubstag in diesem Sommer in vollen Zügen.

Am frühen Abend sind wir wieder am Hotel, wo wir auch zu Abend essen; eine andere Möglichkeit gibt auf der Insel nicht.

    

Danach machen wir einen Spaziergang zum Hafen. Mehrere Male begegnet uns ein alter Mazda 929, in dem die Dorfjugend genussvoll die wenigen Straßen auf und ab fährt. Was soll man auch sonst hier tun?

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Dienstag, 9. Juli
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Heute früh können wir uns Zeit lassen. Die Fähre zurück zum Festland geht erst um elf Uhr. Jetzt fahren ein paar Leute mehr mit, gestern Nachmittag waren doch noch einige Touristen auf die Insel gekommen. Aber das Schiff ist trotzdem noch lange nicht voll. Die Überfahrt ist natürlich etwas langweiliger als gestern, weil wir die Strecke schon kennen. Zudem ist dies unsere letzte Chance, etwas auszuruhen, denn wenn wir mittags wieder auf dem Festland sind, heißt es fahren, fahren, fahren - aber das war der Besuch auf Lovund wert.

Wieder an Land, verlassen wir schnell die Küstenstraße mit ihren vielen Fährunterbrechungen und fahren hinüber zur E 6, der Europastraße, die Norwegen in Nord-Süd-Richtung durchquert. Wir hoffen, dass wir hier schneller vorwärts kommen. Von Mo i Rana geht es über Mosjøen und vorbei am Børgefjell-Nationalpark nach Süden. Die E 6 erweist sich leider nicht als die schnelle, gut ausgebaute Durchgangsstraße, die wir erhofft hatten, sondern als schmale, kurvenreiche, viel befahrene Landstraße - wahrhaftig kein Genuss, obwohl die Landschaften, die wir durchqueren, teilweise sehr schön sind.

Irgendwo auf der Strecke verlassen wir die Region Nord-Norge. Je weiter wir nach Süden kommen, umso wärmer und schwüler wird es. Obwohl uns von den vielen Kurven schon reichlich schlecht ist, fahren wir noch bis 19.30 Uhr. Man erreicht bei diesen Verkehrsverhältnissen höchstens einen Schnitt von 50 km/h, und die nächsten Etappen dürfen ja auch nicht zu lang werden. Wir übernachten in Grong, dem Zentrum der norwegischen Lachsfischerei.
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Mittwoch, 10. Juli
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Heute fahren wir über Trondheim (sehr hässlich!) weiter nach Süden. Sehr schön ist der Streckenabschnitt, der über das Dovrefjell führt. Hier würde ich gern noch länger bleiben.

    

In Otta verlassen wir die E 6 und fahren über Randen quer durch die Berge in Richtung Aurdal. Wunderschön karg und unwirtlich ist es hier auf den Hochebenen an der Rückseite des Jotunheimen-Nationalparks. Auch das Wetter passt: der Himmel ist wolkenverhangen, die Sonne lässt sich nicht blicken. Uns ist das ganz recht, zum Fahren ist das viel angenehmer als ständige Sonne. Schließlich verfügt unser Auto ja über keine Klimaanlage. Am Bitihorn (ca. 1600 m hoch) durchqueren wir eine wunderschöne fantastische und auch bedrohlich wirkende "Mondlandschaft" am Rande der Schneegrenze. Wir können gerade noch ein paar Fotos machen, bevor uns dichter Nebel umhüllt, in dem wir gerade einmal knapp die Straßenränder sehen. Gut, dass wenigstens die Markierungen für den Schneepflug im Winter deutlich sind. Sie ragen mindestens zwei Meter hoch, und lassen vermuten, wie es hier während der kalten Jahreszeit aussieht. Erst als wir wieder talwärts fahren, wird die Sicht besser.

Heute schaffen wir es bis Fagernes, einem Wintersportort in Valdres. Zum Spaziergang nach dem Abendessen kommen wir leider nicht, denn es hat zu regnen begonnen.

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Donnerstag, 11. Juli
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Heute wollen wir die norwegische Südküste erreichen, um morgen dann mit der Fähre nach Hirtshals in Dänemark überzusetzen. Wir haben uns wieder eine anstrengende Streckenführung ausgesucht, mit Straßen, die teilweise nur über Schotterbelag verfügen, und das hält natürlich auf. Andere Zwangspausen wiederum genießen wir, beispielsweise wenn eine Gruppe Ziegen die Straße blockiert und die neugierigsten von ihnen fast den Fotoapparat anknabbern.

    

Oder wenn wir zum Ende unseres Norwegenaufenthaltes dann doch noch wenigstens eine Elchkuh sehen.

Auf unserer Fahrt von Norden nach Süden erleben wir deutlich die Veränderungen in der Landschaft. Im hohen Norden und auf den Inseln war alles karg und windzerzaust und auf Meer und Fischerei ausgerichtet. Danach sind wir durch die Berge gefahren mit urigen Fjellstationen und Wintersportorten, und nun geht es mehr und mehr in die landwirtschaftlich genutzten Ebenen mit ihren typischen Speicherhäusern.

Der Süden ist viel dichter besiedelt, und Arendal, wo wir auf die Küste stoßen, erscheint uns fast schon wie eine Grosstadt. Darum halten wir uns auch gar nicht auf, sondern fahren weiter nach Westen, um ein Hotel zu finden. Es ist nicht ganz so einfach, an der Umgehungsstraße vorbeizukommen und in die Orte hineinzufahren, aber es gelingt uns, und zielsicher finden wir ein Hinweisschild, das zu einem sehr schönen, an einem kleinen Strand gelegenen Hotel führt. Es gehört zu einer Kette historischer Häuser in Norwegen und gefällt uns sehr gut. Es ist alles andere als billig, aber wir haben uns abgewöhnt, jeweils vorher nach dem Preis zu fragen.



Vom Hotelzimmer aus rufe ich bei Colorline an, um die Fähre für morgen zu reservieren, erfahre aber leider, dass tagsüber schon alles ausgebucht ist. Die früheste Möglichkeit ist die Schnellfähre um 21.45 Uhr, die um 0.15 Uhr in Hirtshals ankommt. Uns bleibt keine Wahl - wir reservieren noch ein Hotel dort und haben einen Urlaubstag im norwegischen Sørland gewonnen.
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Freitag, 12. Juli
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 Was fängt man mit einem geschenkten Tag an? – Nach einem geruhsamen Frühstück machen wir uns auf, die Südküste Norwegens zu erkunden, wo sich ein Ort an den anderen reiht. Es herrscht hier eine völlig andere Atmosphäre als im Norden und erinnert am ehesten noch an südenglische Badeorte, obwohl wir uns geografisch etwa auf der Höhe von Nordschottland befinden. Es gibt Hotels mit Sandstränden, nette Einkaufssträßchen und hübsche Yachthäfen. Viele Häuser sind aus weißem Holz, was die maritime Atmosphäre unterstreicht. Wir schauen Grimstad und Lillesand an (hier kostet das Parken uns übrigens 300.- NOK, weil wir den Parkscheinautomaten übersehen haben), bevor wir weiter auf die Halbinsel Vigeland fahren, wo am südlichsten Punkt Norwegens, am Kap Lindesnes, ein Leuchtturm steht.
Die Fahrt über die Bundesstraße E 39, die die Südküste mit Stavanger verbindet, ist unangenehm und stressig. Die Straße ist norwegisch eng und kurvig, und es herrscht viel Verkehr. Auch am Ziel finden wir dann leider nicht die ersehnte Einsamkeit – im Gegenteil: es gibt große Parkplätze, Souvenirläden, und für den Weg zum Leuchtturm muss man Eintritt zahlen. Ach wie weit weg sind die Vesterålen und die Lofoten mit ihren einsamen Plätzen!

    

Diese Gegend hier ist kein Urlaubsort für uns, obwohl die Aussicht vom Leuchtturm hinunter sehr schön ist.

Immerhin waren wir nun am südlichsten Punkt Norwegens, wenn wir es schon nicht in die andere Richtung bis zum Nordkap geschafft haben.

Auf dem Rückweg nach Kristiansand zur Fähre machen wir noch Halt in Mandal, laut Reiseführer "die Perle Sørlands". Leider schließen hier die Geschäfte schon um 17.00 Uhr, so dass die ansonsten ganz nette Innenstadt etwas trostlos wirkt. Wir bummeln ein wenig am Kai entlang und schauen uns die Boote an. Für unser Abschiedsessen in Norwegen finden wir ein sehr schönes, gemütliches italienisches Restaurant.

Nach dem Essen fahren wir nach Kristiansand zum Hafen und reihen uns zum letzten Mal in diesem Urlaub in die Warteschlange für eine Fähre ein.

    

Die Überfahrt nach Hirtshals ist unangenehm, die Klimaanlage auf dem Schiff pustet so kalte Luft, dass ich sofort Kopfschmerzen bekomme und froh bin, als wir um kurz nach Mitternacht in Dänemark anlegen. Auf der Suche nach unserem Hotel drehen wir einige Ehrenrunden. Die Dunkelheit, an die wir nicht mehr gewöhnt sind, stört uns sehr. Außerdem regnet es. Aber schließlich gelangen wir doch ans Ziel. Das Einchecken ist problemlos; ohne einen Anmeldeschein ausfüllen zu müssen, bekommen wir unseren Zimmerschlüssel und können endlich ins Bett. Der geschenkte Tag war doch sehr anstrengend.

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Samstag, 13. Juli
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Heute gibt es keine Abenteuer mehr zu bestehen. Wir fahren nur noch nach Hause – und das zwangsweise gemütlich. Denn in Dänemark liegt nicht nur die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen bei 110 km/h, es sind außer uns auch noch viele andere Urlauber unterwegs, sowohl "Ausländer" (wie wir) auf dem Weg nach Hause als auch Dänen auf dem Weg in die Ferien, so dass es immer wieder zu Staus kommt.

Mittags überqueren wir die deutsche Grenze, und am Nachmittag machen wir noch eine Essenspause am Lütjensee, bevor wir weiterfahren nach Berlin. Gegen acht Uhr abends sind wir wieder zu Hause mit vielen wunderschönen Erinnerungen an unseren Traumurlaub!



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