Vietnam, Laos, Kambodscha - die Länder am Mekong

Eine Rundreise 

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Mittwoch, 16. Februar

Dieses Mal soll es nun Südostasien sein, und zwar Indochina: Vietnam, Laos und Kambodscha – die Länder am Mekong.

Wir sind sehr gespannt und neugierig auf die vielen Eindrücke, die uns erwarten, und natürlich auch auf unsere Reisegruppe. Zuletzt waren wir 2001 in China mit einer Gruppe unterwegs. Seitdem haben wir ausschließlich die Vorzüge des individuellen Reisens genossen. Hoffen wir also, dass die Leute nett und der Zeitplan nicht allzu streng ist.

Der Beginn der Reise zumindest ist sehr entspannt. Wir fahren bereits heute nach Frankfurt. Dort werden wir übernachten, und morgen um 14.40 Uhr startet dann unsere Maschine Richtung Ho Chi Minh City, dem ehemaligen Saigon. Wir sind ganz bequem mit der Deutschen Bahn unterwegs, die Sonne scheint ins Abteil, und wir genießen den Blick auf die vorbei ziehende Landschaft. Etwas irritierend ist in Thüringen die viele Polizei an der Strecke. Sollte hier etwa der Castortransport vorbei kommen, der seit gestern von Karlsruhe nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs ist? Und tatsächlich: kurz vor Erfurt fährt er an uns vorbei – eher unspektakulär, wenn man nicht weiß, was da transportiert wird!

Pünktlich kommen wir in Frankfurt an und fahren mit einem Shuttlebus zu unserem Hotel, es liegt ganz nah beim Flughafen. Wir haben Zeit für ein gemütliches Abendessen, und morgen können wir in aller Ruhe ausschlafen.

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Donnerstag, 17. Februar
 
Es bleibt weiter entspannt. Nach einem späten Frühstück fahren wir mit dem Shuttlebus zurück zum Flughafen, checken ein, und nun sitzen wir in einem Café und warten auf den Abflug.

Die Assoziationen zu unserem Urlaubsziel sind immer noch zwiespältig. Die Idee von einem bezaubernden Landstrich in Südostasien mit vielen Orten und Stätten, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehören, wird immer wieder tangiert von den Erinnerungen an den Vietnamkrieg. Gehören wir doch schließlich zu der Generation, die in den 70′er Jahren die fatale Entwicklung dieses Krieges tagtäglich in den Medien verfolgen konnte. Wir sind sehr gespannt auf die Realität dort in 2011.

Im Flieger haben wir Glück, die Maschine ist nicht ausgebucht, und wir behalten eine Dreier-Reihe für uns. Da hat es sich vielleicht doch ausgezahlt, dass wir in dieser Reihe den Fenster- und den Gangplatz reserviert hatten (natürlich in der Hoffnung, dass der mittlere Platz nicht mehr belegt würde
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Freitag, 18. Februar

Der Flug war unspektakulär, und Tanh Pho Ho Chi Minh (HCMC) oder Saigon – wie die meisten Vietnamesen die Stadt immer noch nennen – empfängt uns morgens um 7.30 Uhr bereits mit sicherlich über 25° C. Gut, dass ich ein T-Shirt im Handgepäck habe!

Am Flughafen werden wir von unserem örtlichen Guide erwartet, und wir lernen unsere Mitreisenden kennen, zumindest sehen wir sie. Eine Vorstellungsrunde gibt es nicht, und eine Namensliste der Reiseteilnehmer haben wir auch nicht. Von einigen werden wir die Namen auch bis zum Ende der Reise nicht wissen, andere vergessen wir immer wieder und einige werden zu Freunden. Insgesamt erweist sich die Gruppe (wir sind insgesamt 18 Leute) im Laufe der Reise als recht angenehm, und wir fühlen uns wohl mit ihr.

Unser Guide ist schwer einzuschätzen. Er hat einige Jahre in Deutschland gelebt, hat aber eine nur schwer verständliche Aussprache. Er kümmert sich gut um die Gruppe, wirkt  manchmal allerdings etwas verkatert. Sehr gut zu gehen scheint es ihm mit der vietnamesischen Tradition (oder ist es nur seine eigene?), nach jedem Essen einen Reisschnaps zu trinken.

Weil es für das Hotel zu früh ist, starten wir gleich zu einer Stadtrundfahrt. Wir fahren ins Stadtzentrum und klappern die Sehenswürdigkeiten ab (Oper, Rathaus, Hauptpost).

 

 

Die Oper und das Rathaus liegen im modernen Zentrum Saigons, beide Gebäude stammen aus der französischen Kolonialzeit. Die Straßen sind gepflegt, man findet viele Luxusgeschäfte. Und hier liegt auch das bekannte Hotel Rex, das während des Vietnamkrieges das Hauptquartier des US Information Service war und den ausländischen Journalisten als Nachrichtenzentrale diente.  Auch die Hauptpost (Hôtel de la Poste) ist ein bemerkenswerter Bau aus der französischen Kolonialzeit, die gusseisernen Verstrebungen stammen aus der Werkstatt von Gustave Eiffel. Natürlich wacht auch hier – wie an allen öffentlichen Orten – Onkel Ho über das Geschehen.

 

Hoffen wir, dass er auch das Stromnetz im Blick hat.

In der Nähe der Hauptpost steht  die Kathedrale Notre Dame, gebaut nach französischem Vorbild und 1883 fertiggestellt. Die Kathedrale galt lange als eines der Wahrzeichen Saigons.

Viel interessanter ist es aber, das Leben auf den Straßen zu beobachten. Unendlich viele Mopeds und Motorroller füllen die Straßen, so dass es auf den ersten Blick kein Durchkommen gibt. Der Straßenverkehr wirkt hektisch und chaotisch, aber im Grunde geht alles ganz friedlich zu, und magischerweise fließen die verschiedenen Verkehrsströme irgendwie ineinander. Die Reisegruppe wird zwar bei diesem ersten Ausflug sicherheitshalber von Polizisten über die Straße geleitet, aber die individuelle Feuerprobe haben wir auch schon bestanden: Man kommt tatsächlich unbeschadet durch den fließenden Verkehr von einer Straßenseite zur anderen, wenn man ruhig und stetig hinübergeht. Wir haben dies in den Reiseführern und –berichten immer wieder gelesen, allerdings nicht so recht geglaubt. Es ist aber tatsächlich so. Trotz des immens dichten Verkehrs nehmen alle sehr viel Rücksicht aufeinander – auf rote oder grüne Ampeln sollte man sich jedoch lieber nicht verlassen. Nachvollziehbar ist freilich nun auch, warum Touristen hier nicht Autofahren dürfen!

In 2010 waren in HCMC ca. 4,1 Millionen Motorräder registriert (aber nur 400.000 Autos) bei einer Einwohnerzahl von knapp über 7 Millionen Menschen. Auf den ersten Blick gibt es auf den Straßen kein Durchkommen. Fast alle fahren mit Helm und Mundschutz, was dem Straßenbild ein durchaus futuristisches, um nicht zu sagen bedrohliches Aussehen gibt. Die Helmpflicht gibt es in Vietnam noch nicht so lange, und so richtig ernst genommen wird sie auch nicht. Helme werden für ein paar Dong an der Straße verkauft, und man sagt, sie schützen zwar nicht vor Verletzungen, aber vor der Polizei. So trägt auch fast jeder Erwachsene einen Helm, aber für mitfahrende Kinder gilt diese Vorschrift wohl nicht.

Besonders die Saigoner scheinen mit ihren Mopeds verwachsen zu sein. Man fährt nicht in erster Linie, um irgendwo hinzukommen, sondern weil es Spaß macht. Die Wohnungen in der Stadt sind sehr klein, so dass niemand zu Hause bleibt, und das Leben spielt sich allemal auf der Straße ab. Wenn man nicht herumfährt, sitzt oder liegt man auf seinem Zweirad, oder man sitzt in einem der zahleichen Cafés oder Restaurants, und das Moped steht direkt davor. Die Bürgersteige und Vorgärten stehen voll damit, es ist aber auch nicht unüblich, sein Gefährt  gleich mit ins Geschäft hinein zu nehmen.

In das Alltagsleben in HCMC stürzen wir uns auf dem Ben Than Markt, der auf 11.000 m² alles bietet, was ein Haushalt so braucht.

 

Der erste Eindruck ist also positiv: Saigon ist charmant, Saigon ist quirlig, aber nicht hektisch, Saigon ist gleichzeitig kolonial und hypermodern, Altes und Neues gehören gleichermaßen zum Bild.

Nun fahren wir ins Hotel (Park Royal), den Nachmittag haben wir zur freien Verfügung. Wir gönnen uns das erstklassige Lunchbuffet hier und machen dann einen kleinen Spaziergang in die Umgebung, um Wasser zu kaufen. Die Überquerung der Straßen bleibt dabei abenteuerlich.

Um 19.00 Uhr starten wir zum ersten gemeinsamen Abendessen mit der Gruppe in ein laut unserem Guide typisches vietnamesisches Restaurant mit guter Küche. Es ist allerdings eher ein typisches Restaurant für Reisegruppen (wir sind nicht die einzige), und das Essen ist nicht besonders aufregend. Aber wir haben die erste Gelegenheit, den ein oder anderen aus unserer Gruppe etwas näher kennen zu lernen.

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Samstag, 19. Februar

Nach einem üppigen Frühstücksbuffet starten wir zu einem zweitägigen Ausflug ins Mekongdelta. Wir sind mit dem Bus unterwegs, der uns auch schon gestern vom Flughafen abgeholt hat, er steht uns für die Zeit im Süden Vietnams zur Verfügung. Es ist ein großer Reisebus, so dass es keine Platzprobleme gibt, jeder kann am Fenster sitzen, wenn er das möchte. Die Strecke führt über die Nationalstraße 1 und die Autobahn nach Süden. Entspannt können wir die Landschaft an uns vorbei ziehen lassen. Über weite Strecken fahren wir durch ausgedehnte Reisfelder in den unterschiedlichsten Erntestadien. Hier im Süden von Vietnam sind mehrere Ernten pro Jahr möglich. Wo die Reisfelder Eigentum der Bauern sind,  findet man auf ihnen auch die Grabstätten der Familie.

Interessantes Detail: Die abgeernteten Felder werden Entenzüchtern zur Verfügung gestellt. Die Tiere können hier die Reste fressen.

Weiter im Süden ist die Straße gesäumt von zahllosen Straßencafés, viele davon mit Hängematten, in denen man sich ausruhen kann. Dort, wo wir Pause machen, ist es leider nicht ganz so einladend.

In Caî Lay besichtigen wir einen Cao Dai Tempel. Diese religiöse Gruppe gibt es erst seit 1926. Ihr Gründer ist Ngo Minh Chieu, dem der Geist Cao Dai in einer spiritistischen Sitzung erschienen war. Die Sekte sieht sich nach Moses und den Gründern der Weltreligionen als dritte und letzte Manifestation des Absoluten. Unter dem göttlichen Auge des Cao Dai sind alle Religionen vereint. Die Tempel der Sekte sind wahre Farbenexplosionen und vollgestopft mit prunkvollem Kitsch.

 

... Selbstverständlich muss man auch hier, wie in jedem Tempel, die Schuhe ausziehen.

Am späten Vormittag sind wir in Cái Bè. Hier steigen wir auf ein Boot um, das uns durch einige der zahlreichen Wasserarme des unteren Mekongdeltas fährt. Ganz nah kommen wir an den Wohnhütten vorbei, die auf Pfählen im Wasser stehen. Es sind Holzplattformen mit ein paar Wänden, Fenster gibt es nicht. Manche haben allerdings Elektrizität, so dass ein Fernseher betrieben werden kann. Der bildet oftmals zusammen mit einer Hängematte und dem unvermeidlichen Moped die einzigen Einrichtungsgegenstände. Das eigentliche Leben spielt sich draußen ab, hier ist auch normalerweise die Kochstelle. Viele Familien dort leben aber auch ausschließlich auf ihren Booten.

 

Wo wir auf den ersten Blick nur Chaos sehen, gibt es durchaus ein funktionierendes Gemeinwesen mit Schulen, Geschäften, Cafés, Tankstellen, …   Fähren verbinden die verschiedenen Bereiche, und sogar eine christliche Kirche gibt es hier.

 

 

Die beiden Drachenaugen am Bug eines Schiffes sollen gegen die Flussgeister schützen. Fischerboote haben keine Augen, weil diese nicht nur die Geister, sondern auch die Fische fernhalten.

Gemächlich schippern wir über einen schwimmenden Markt. Die Verkaufsboote liegen hier in Reihen nebeneinander, sie haben am Bug lange Stangen, an denen die Waren (oder ein Symbol dafür) befestigt sind, die man hier kaufen kann. Es gibt nicht nur Boote mit Obst und Gemüse, sondern auch welche mit fertigen Gerichten oder Getränken. So kann man sich im Kaffeeboot seinen Kaffee kaufen, und im Nudelsuppenboot bekommt man die berühmte Phò, die vietnamesische Nudelsuppe, die hier zu jeder Tageszeit gegessen wird. Zum Einkaufen braucht man selbstverständlich auch ein Boot.

 

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Am Ufer besichtigen wir eine kleine Manufaktur, die Produkte aus Reis und
Kokosnüssen herstellt. Die Bonbons sind handgefertigt und auch einzeln handverpackt, und es gibt Reisschnaps mit Schlange.

Bevor wir zum Mittagessen anhalten, besichtigen wir noch ein traditionelles vietnamesisches Wohnhaus einer reichen Landbesitzerfamilie. Zum Haus gehört ein großer Obstgarten mit vielen exotischen Früchten. Auch die Gräber der Vorfahren befinden sich hier. Zu hohen Feiertagen ist es üblich, den Ahnen ihre Lieblingsspeisen und  –getränke ans Grab zu stellen.

Mittagspause machen wir in einem Restaurant, in dem man Elefantenohrfisch, eine Spezialität aus dem Mekongdelta, probieren kann. Allerdings wird er nur im Ganzen serviert, und niemand aus der Gruppe hat großen Hunger. Wir begnügen uns mit gebratenem Reis bzw. gebratenen Nudeln. Kurioserweise wird hier als "Haustier" ein Python gehalten, der den Gästen als Spielzeug angeboten wird. Das Tier ist ca. 2 m lang und soll 25 kg wiegen, zumindest fühlt es sich sehr muskulös an.

In Vinh Long verlassen wir das Boot wieder. Die Fahrt war höchst interessant und hat sehr viel Spaß gemacht.

Der Bus bringt uns nach Can Tho ins Hotel. Can Tho ist eine Provinzhauptstadt im Mekongdelta. Wir wohnen im Golfhotel. Von den 4-5 Sternen, die unser Reiseleiter ankündigt, sind im Laufe der Jahre, die das Haus schon "auf dem Buckel" hat, wohl einige auf der Strecke geblieben. Es strahlt einen etwas modrigen Charme aus, aber vom Balkon aus haben wir einen tollen Blick über den Mekong.

Nach dem Abendessen im Hotel (ähnliche Qualität wie gestern) laufen wir noch ein Stück am Fluss entlang. Es ist Wochenende, und viele Einheimische sind unterwegs in den Restaurants, im Park oder auf den Straßen. Vor dem Kai liegt ein grell beleuchtetes Barschiff – und auch hier darf Onkel Ho nicht fehlen.

Auf dem Nachtmarkt erstehen wir ein paar Polohemden für Ulrich – leider sind sie ihm zu klein, und nun muss ich sie auftragen. Dann gehen wir aber ins Bett. Erstens ist der Jetlag noch nicht ganz überwunden, und zweitens geht es morgen früh um acht schon wieder weiter.

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Sonntag, 20. Februar

Der Tag beginnt mit einer weiteren Bootsfahrt, diesmal im oberen Mekongdelta. Hier sind große Boote vollbeladen mit Reis unterwegs. Wir schauen uns noch einen schwimmenden Markt an, der wesentlich größer ist als der von gestern. (Dafür sind aber außer uns auch noch diverse andere Touristenboote da.) Neben den großen Verkaufsbooten gibt es auch viele kleinere Händler. Es scheint, als würden Sie herumfahren und Ihre Waren an den anderen Booten anbieten.

 

Auf der Rückfahrt versucht die Bootsbegleiterin, uns Schmuck und Seidenwaren zu verkaufen.

Nach der Fahrt bringt uns der Bus zurück nach Saigon. In My Tho machen wir Mittagspause. Die Rastanlage ist neu und durchgestylt. Alles ist auf die Abfertigung von größeren Gruppen eingestellt, aber das Essen ist gut. Eigentlich ist es zu viel, dreimal am Tag zu essen, aber wenn man dann mit den anderen zusammen am Tisch sitzt, … dann bestellt man halt auch eine Kleinigkeit.

Zurück in Saigon, fahren wir in das chinesische Viertel  – Cho Lon. Die Pagode Chua On Lang wurde im 18. Jahrhundert von Chinesen aus Fujian gestiftet. In dieser Tempelanlage werden sowohl daoistische als auch buddhistische Gottheiten verehrt, insbesondere aber Quan Am, die Göttin der Barmherzigkeit. Dieser Tempel wird weniger von Touristen als von Einheimischen besucht. Er wirkt etwas "krempelig", aber auch sehr bodenständig. Hier wird einmal mehr die enge Verzahnung von religiösem und Alltagsleben deutlich: Neben religiösen Symbolen findet man auch viel Weltliches, es scheint normal, dass hier Männer sitzen und Karten spielen.

   

… und die elektrische Versorgung ist auch gesichert.

Der schönste und meist besuchte Tempel in Saigons Chinatown jedoch ist der Chua Thien Hau. Er ist der Gemahlin des Himmels (Thien Tau) und Schutzgöttin der Seefahrer und Fischer gewidmet. Besonders beeindruckend ist der reich verzierte Dachfirst. Hier werden Räucherstäbchen geopfert, und zahlreiche Räucherspiralen hängen an der Decke und tauchen die Anlage in einen diffusen Nebel. Diese Räucherspiralen werden im Tempel verkauft. Man versieht sie mit einem Wunsch für die Zukunft, und dann werden sie angezündet und aufgehängt. Unser Guide kauft eine Spirale für die Gruppe, mit der er uns Glück für die weitere Reise wünscht.

 

Danach stürzen wir uns in das Getümmel von Cho Binh Tay, dem Großmarkt von Chinatown. Hier werden Waren jeglicher Art gehandelt, allerdings in Großhändlermengen. Sich durch die engen Gänge zu quetschen, ist ein Abenteuer für sich. Mindestens genauso abenteuerlich ist es natürlich, über die Straße zurück zum Bus zu kommen!

   

  

Am späten Nachmittag sind wir im Hotel, es ist wieder das Park Royal. Wir schwanken, ob wir noch einmal in die Stadt fahren sollen oder lieber zeitig zu Bett gehen. Unser Flug morgen nach Hue geht um 6.40 Uhr, entsprechend früh müssen wir aufstehen. Dann raffen wir uns aber doch auf und fahren mit einem Taxi zum Rexhotel. Auf der Dachterrasse haben sich während des Vietnamkrieges die Korrespondenten aus aller Welt getroffen. Heute sitzt man an hier bei einem guten Essen mit einem herrlichen Blick über das nächtliche Saigon.

So beschließen wir unseren Aufenthalt in dieser Stadt stilvoll und angenehm.

Für die Rückfahrt ins Hotel geraten wir an ein inoffizielles Taxi, ein alter, klappriger Chevy, der uns aber trotzdem flott an unser Ziel bringt.

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Montag, 21. Februar

Früh am Morgen fliegen wir nach Hue. Das Frühstücksbuffet im Hotel ist noch nicht eröffnet, aber die Lunchpakete, die wir bekommen, sind auch nicht zu verachten.  

In Hue erwartet uns unser nächster Guide. Er hat einige Jahre in Chemnitz gelebt und ist 1990 zusammen mit seiner Frau zurück nach Vietnam gegangen. Er erweist sich als ein charmanter Erzähler und kompetenter Reiseleiter. Wir fühlen uns gut aufgehoben bei ihm.

Hue, die alte Kaiserstadt der Nguyen-Dynastie, ist vom Parfümfluss in zwei Teile zerschnitten. Das nördliche Ufer wird dominiert von der Zitadelle, in der sich auch der alte Kaiserpalast befindet, der im 19. Jahrhundert nach dem Muster des Kaiserpalastes in Peking erbaut wurde. In der Mitte des Palastes liegt die verbotene Stadt, die dem Herrscher vorbehalten war. Sie ist umgeben von mehreren, durch Mauern geschützte Bereiche, in denen sich die Gebäude für die Familie, den Hofstaat und die Beamten befinden. Der letzte Kaiser von Vietnam war Bao Dai, der 1945 abdanken musste.

(Hinweis: In den Publikationen über Hue und die Nguyen-Dynastie ist auch manchmal von Königen die Rede. Ich weiß nicht, was richtig ist, aber Kaiser gefällt mir irgendwie besser.)

Während des Vietnamkrieges fielen weite Teile der Zitadelle den Bombardierungen zum Opfer. Hue liegt nur ca. 100 km vom 17. Breitengrad entfernt, der Demarkationslinie, die Nord- und Südvietnam trennte. Heute gehören die wichtigsten Monumente dieser Stadt zum Weltkulturerbe der Unesco, und sie werden Schritt für Schritt restauriert, auch wenn das angesichts des aggressiven, feuchten Klimas eine Sisyphusarbeit ist.

Natürlich betreten wir den Palast durch das berühmte Mittagstor. Insgesamt strahlt die Anlage eine zauberhafte, etwas morbide Atmosphäre aus. Die Gebäude sind umgeben von wunderschönen Gärten und geschmackvoll arrangierten Pflanzen – eine wunderschöne Kulisse für hunderte von Fotos! Leider ist es hier deutlich kühler als in Saigon, und unsere Jacken sind im Koffer.

  

Nach der obligatorischen Mittagspause mit gebratenen Nudeln (im Phuoc Thanh, sehr gut) fahren wir in unser Hotel, das Hue Heritage. Passend zur alten Königsstadt strahlt auch dieses Hotel einen eher morbiden Charme aus – alt, ehemals ehrwürdig – nicht unsympathisch. Auch hier gibt es, wie bisher in jedem unserer Hotels, Wlan. Dass es mit dem Internetzugriff nicht immer ganz reibungslos klappt, versteht man, wenn man sich die losen Kabelenden anschaut, die malerisch die Router umgeben, die in jedem Flur hängen. Aber letzten Endes funktioniert es dann doch.

Und meine Wäsche bekomme ich hier problemlos gewaschen. Schließlich muss man es ja ausnutzen, wenn wir irgendwo länger als eine Nacht bleiben.

Nachmittags fahren wir mit der Gruppe zum Dong Ba Markt. Hier herrscht wildes Getümmel, und in den engen Gängen darf man keine Berührungsängste haben.

Am Straßenrand werden alle möglichen Dienstleistungen angeboten: man kann sich Schlüssel machen und sein Fahrrad reparieren lassen, und wer eine Pediküre braucht, wird hier auch fündig.

    

Um zu einem Geldautomaten zu kommen, müssen wir die Straße überqueren. Sie ist breit und dicht befahren. Sicherheitshalber schließen wir uns drei jungen Vietnamesinnen an, die uns auf dem kürzesten Weg schräg über die gesamte Kreuzung mitten durch den fließenden Verkehr auf die andere Straßenseite bringen. Bis auf ein paar Nerven, die wir gelassen haben, sind wir unbeschadet. Man muss wirklich zielstrebig und gleichmäßig gehen und vielleicht auch nicht so viel nach rechts und links schauen – dann klappt das schon. Den Rückweg schaffen wir auch schon allein. Hue ist zwar nicht so weltstädtisch wie Ho Chi Minh City, dafür ist der Straßenverkehr vielleicht sogar noch chaotischer.

Das Abendessen findet im Tropical Garden statt, wiederum ein “typisches” vietnamesisches Restaurant, das von keiner Reisegruppe versäumt werden darf. Das Gebäude ist offen, was sicher bei schönem Wetter sehr angenehm ist, uns jetzt aber zwingt, unsere Jacken und Schals anzulassen. Das Essen ist aber gar nicht schlecht. Und dazu gibt es traditionelle Life-Musik, die für europäische Ohren doch eher gewöhnungsbedürftig ist. Erst als die Band “Que Sera” und “Auld Lang Syne” intoniert, taut die Gruppe am Nachbartisch auf und singt kräftig mit.

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Dienstag, 22. Februar

Heute können wir endlich einmal lange schlafen, Start ist erst um neun Uhr – welch ein Luxus! Zum Frühstück gibt es leider nur vietnamesischen Kaffee, der schmeckt, als sei er mit Kakao versetzt. Aber der Tee ist gut, und es gibt frische Rühreier und sehr leckere Pancakes, und es gibt – wie übrigens bei jedem Frühstück, das wir auf dieser Reise noch bekommen sollen – ausreichend Obst (Ananas, Melone, Passionsfrüchte, Papaya, Rambutan – eine Art Lychee – und kleine Bananen).

Danach geht es zunächst zur Grabanlage von Minh Mang. Sie liegt einige Kilometer südlich der Stadt, und die Strecke führt uns an ausgedehnten Reisfeldern vorbei, allemal ein Grund für einen Fotostopp!

Normalerweise haben die vietnamesischen Herrscher ihre jeweiligen Grabanlagen bereits zu Lebzeiten bauen lassen. Die Grabanlage von Minh Mang, dem zweiten Kaiser der Nguyen Dynastie, konnte jedoch erst nach seinem Tod im Jahr 1841 fertig gestellt werden. Minh Mang hatte vorher 14 Jahre gebraucht, um einen geeigneten Ort dafür zu finden.

Der ganze Komplex ist ca. 700 m lang und umfasst 35 Gebäude. An welcher Stelle genau der Kaiser beigesetzt ist, bleibt unbekannt, um Plünderungen vorzubeugen.  Die Anlage strahlt Harmonie und Schönheit aus. Dies wird gerade auch von Horden junger Leute ausgenutzt, die die Kulisse für Fotoshootings benutzen.

  

Auf dem Weg, der zur Grabanlage führt, verkaufen Kinder für ein paar Dong Bananen.

Unser nächstes Ziel ist das Grabmal von Tu Duc, dem vierten Kaiser der Nguyen Dynastie, der 1883 verstarb. Tu Duc hat, im Gegensatz zu Minh Mang, seine Grabanlage rechtzeitig fertiggestellt und sie bereits lange Jahre vor seinem Tod als Sommersitz benutzt. Sie ist ca. 12 ha groß und beherbergt ungefähr 50 Gebäude. Auch in einer Grabanlage muss schließlich Platz für die Ehefrau, die Konkubinen und den Hofstaat sein. Das Grab von Tu Duc gehört, genauso wie das von Minh Mang, zum Weltkulturerbe der Unesco. Vieles hier ist verfallen, von manchen Gebäuden sieht man nur noch  die Mauern, aber auch hier erliegen wir dem Charme dieser Architektur, dem Charme dieser Anlage.

  

Zurück an der Straße fallen die bunten Sträuße von Räucherstäbchen auf, die hier verkauft werden.

Nach dem Mittagessen fahren wir zur Chua Thien Mu, der Pagode der himmlischen Mutter, einem Symbol der Stadt Hue. Der Legende nach soll an dieser Stelle allnächtlich eine Frau erschienen sein, die den Bau dieser Pagode vorhergesagt hat, woraufhin der Fürst Nguyen Hoang sie 1601 errichten ließ. Sie liegt auf einem steilen Hügel, zu dem hohe Treppenstufen hinauf führen.

Einmal mehr beeindrucken die Schönheit dieser Anlage und die faszinierende Harmonie zwischen Gebäuden, Landschaft und Garten. Wir können uns gar nicht sattsehen.

    

Die Anlage ist aber auch noch ein aktives Mönchskloster, und sie erinnert an den Widerstand buddhistischer Mönche gegen Unterdrücker. So ist auf dem Gelände ein alter Austin ausgestellt, in dem sich 1963 in Saigon der Mönch Thich Quang Duc aus Protest gegen das Diem Regime verbrannt hat. Und ein Stupa erinnert an den Abt Thich Don Hau, dessen Totenfeier 1993 zu Demonstrationen buddhistischer Anhänger gegen das kommunistische Regime führte.

Als nächsten Programmpunkt verspricht die Reisebeschreibung eine "beschauliche Bootsfahrt durch die alte Kulturlandschaft" auf dem Parfümfluss. Leider entpuppt sich diese Fahrt als Verkaufsshow für Seidenpyjamas und Ähnliches; es gibt ein paar interessante Impressionen, ansonsten ist sie langweilig (übrigens bisher die einzige Enttäuschung auf dieser Reise).

Da sich der Bootsanleger am Ende dieser Fahrt in der Nähe unseres Hotels befindet, verzichten wir auf den Bus und laufen heim. Oft müssen wir den schmalen Bürgersteig verlassen, weil er mit Mopeds zugestellt ist oder mit den kleinen Hockern, auf denen die Leute hier gern ganz dicht am Straßenrand sitzen. So langsam verstehen wir, warum viele hier einen Mundschutz tragen. Wer sich tagtäglich in diesen Abgaswolken des unablässig brodelnden Verkehrs aufhält, kann wohl anders nicht überleben.

  

Natürlich verlaufen wir uns und haben dann einige Mühe, das Hotel zu finden. Wir geraten in immer kleinere Gässchen, wo wir manchmal gar nicht mehr sicher sind, ob wir uns noch auf der Straße befinden oder schon auf einem Hof. Leute, die wir unterwegs fragen, können uns auch nicht weiter helfen. Aber Dank unseres guten Orientierungssinnes (oder ist es doch eher Glück?) finden wir uns plötzlich an der Rückseite unseres Hotels wieder. Noch einmal gut gegangen, sonst hätten wir nämlich den ganzen Weg zurück gemusst.

Das Abendessen findet in gewohnter Manier wieder gemeinsam statt, diesmalim Anh Binh Restaurant. Die Speisen sind kunstvoll verziert, und die Kellner passen höllisch auf, dass auch niemand auf die Idee kommt, diese Verzierungen zu essen, sie werden wohl für die nächsten Gäste wieder gebraucht.


Mittwoch, 23. Februar

Heute fahren wir weiter nach Hoi An. Die Strecke führt über den Deo Hai Van, den Pass der Meereswolken, den Wolkenpass. Er ist ca. 20 km lang, liegt 496 m hoch und bildet die natürliche Grenze und die Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam. Darüber hinaus ist er der höchste Pass in Vietnam. Auch heute macht er – wie so oft – seinem Namen alle Ehre. Trotzdem ist die Fahrt beeindruckend, und ab und an zeigt sich auch die Sonne.

Auf der Passhöhe sieht man noch alte Geschützstände aus dem Vietnamkrieg. Es ist voll hier, weil natürlich jeder anhält. Es gibt ein paar Verkaufsstände und selbstverständlich – wie überall – auch einen Altar.

Da Nang, unser nächstes Ziel, gibt sich heute als aufstrebende, moderne Stadt mit langen Stränden am südchinesischen Meer. Hinter großen Bauzäunen entstehen Luxushotels und Golfplätze. Bis vor ca. 10 Jahren haben hier Familien in ihren Hütten gelebt, sie wurden umgesiedelt in große Mehrfamilienhäuser auf der anderen Straßenseite. Diese sehen sehr heruntergekommen aus und bilden einen krassen Gegensatz zu den Anlagen auf der Strandseite.

In Da Nang sind am 8. März 1965 3.500 US-Soldaten gelandet und haben damit den Beginn des Vietnamkrieges markiert. Später waren hier bis zu 75.000 amerikanische Soldaten stationiert. Außer ein paar verfallenen Hangars auf dem alten Militärflughafen erinnert nichts mehr an diese Zeit. Alle anderen Gebäude waren aus Blech, sie sind mittlerweile verrostet. Dies scheint auch ein Symbol dafür, wie die Vietnamesen heutzutage mit dem Krieg umgehen. Sie haben mit diesem Krieg abgeschlossen und wollen nach vorn schauen – zumindest vermitteln sie das. Trotzdem denken sie an der ein oder anderen Stelle darüber nach, wie es ihnen gelingen könnte, von den Amerikanern doch noch Schadensersatz zu bekommen, insbesondere für die immensen durch Dioxin verursachten Schäden.

In Da Nang besuchen wir das Cham Museum. Die Cham sind eine südostasiatische Völkergruppe, die in Vietnam und Kambodscha lebt. Vom 2. bis zum 15. Jahrhundert existierte ihr Königreich Champa. Noch heute leben ca. 100.000 bis 150.000 Cham hier und gehören damit zu den etlichen Minderheiten, die in Vietnam ansässig sind. Morgen werden wir My Son besuchen, eine ihrer Tempelanlagen.

Das Mittagessen findet heute in einem chinesischen Restaurant statt, und bevor wir nach Hoi An fahren, machen wir noch einen Stopp in den Marmorbergen, einer Gruppe von fünf Kalkstein- und Marmorhügeln südlich von Da Nang. Natürlich besichtigen wir hier eine Verkaufsausstellung, wo man die Produkte aus dem örtlichen Marmor erwerben kann, von der Ministatue bis hin zur monumentalen Skulptur. Verschifft wird weltweit!

In Hoi An angekommen, checken wir zunächst im Hotel ein. Das Hoi An Hotel ist eine sehr ansprechende Anlage mit mehreren Häusern, die sich teilweise um den Pool gruppieren. Hier könnte man es durchaus auch ein paar Tage länger aushalten – zumindest nachdem es uns gelungen ist, das Zimmer zu tauschen. Das erste lag zwar schön im Erdgeschoss mit einer Terrasse zum Pool hinaus, aber vor der Tür war eine Baustelle (es finden gerade Renovierungsarbeiten statt) und die Arbeiter konnten direkt ins Zimmer hineinschauen. Nun sind wir im zweiten Stock und ein Stück weg von der Baustelle.

In einem Fahrrad-Rikscha-Konvoi (18 Menschen, jeder eine Rikscha) erkunden wir dann die Altstadt von Hoi An. Erstaunlich leicht fädeln sich die Radfahrer in den Verkehr ein. Weil sie keine Hupe haben, müssen sie zu anderen Mitteln greifen. Einer hat eine Glocke dabei, und mein Fahrer ruft beständig „Hep, hep, hep“.


 

Hoi An wurde im 4. Jahrhundert von den Cham gegründet. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiger Handelsplatz, und sie besaß den größten Hafen in Südostasien. Hoi An ist wunderschön, mit zauberhaften Gebäuden und hat die Auszeichnung als Weltkulturerbe durchaus verdient. Läden mit Seidenstoffen, Schuhen, Lampions und vielen anderen schönen Dingen säumen die kleinen Gassen, die zeitweise auch für den motorisierten Verkehr gesperrt sind.

Nach der Fahrradtour geht es zu Fuß noch ein wenig weiter. Wir besichtigen eine prunkvoll ausgestattete chinesische Versammlungshalle, womit allerdings nicht eine einzelne Halle gemeint ist, sondern ein ganzer Komplex von Höfen, Gärten und Gebäuden. In Hoi An gibt es gleich mehrere solcher "Hallen" für die verschiedenen Minderheiten, die hier leben.

 


Am Eingang lässt Ulrich übrigens Passfotos machen, die wir für die Einreise nach Laos und Kambodscha brauchen – beim Hineingehen wird er fotografiert, und am Ende der Besichtigung sind die Bilder fertig.


Die holzüberdachte japanische Brücke führt zum Stadtteil der ehemaligen japanischen Gemeinde. Sie wurde im 16. Jahrhundert von japanischen Kaufleuten erbaut. Auf der anderen Seite der Brücke besichtigen wir das Phung-Hung-Haus. Es ist über 200 Jahre alt und wird von 80 Eisenholzsäulen getragen. Der Besuch einer Seidenraupenzucht, natürlich gleich mit Verkauf der entsprechenden Seidenwaren, beendet den Gruppenteil des Tages. Wir lassen uns noch ein wenig treiben, bevor wir zum Hotel zurück gehen, das sehr bequem in fußläufiger Entfernung zur Altstadt liegt.


Abendessen gibt es im Ngoc Tuyet, ganz in der Nähe des Hotels.

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Donnerstag, 24. Februar

Das Frühstücksbuffet ist wieder üppig, leider sind die Plätze draußen alle besetzt von einer großen Kindergruppe aus der internationalen Schule von Danang.


Am Pool werden Tai Chi Kurse angeboten.

Die Tempel von Mi Son liegen versteckt in einem Tal – wir müssen ein Stück laufen. Die Bauwerke sind ohne Mörtel aufgebaut, sie zerfallen im Laufe der Zeit, und der Wiederaufbau ist sehr schwierig. Andererseits strahlen sie, so wie sie jetzt sind, einen ganz eigenen Charme aus, zu dem auch ein Stück Verfall gehört.

Heute besuchen wir  Mi Son, eine Cham-Tempel-Anlage ca. 40 km südwestlich von Hoi An. Mi Son war das bedeutendste religiöse Zentrum der Cham, die ab dem 4. Jahrhundert hier ca. 500 Jahre lang ihre Heiligtümer errichteten.
Wir fahren auf der Nationalstraße 1 entlang an ausgedehnten Reisfeldern und durch kleine Ortschaften. Dieses Gebiet war während des Vietnamkrieges militärische Sperrzone, hier durfte niemand wohnen. Und nach der Wiedervereinigung war dieser Landstreifen wegen der vielen Minen lange nicht bewohnbar. Auch heute noch sollte man sich nicht allzu weit vom Weg entfernen. Wir sind hier ganz in der Nähe des Ho-Chi-Minh-Pfades, ab und an sieht man Soldatenfriedhöfe am Straßenrand.

 


Leider hat auch hier der Vietnamkrieg gewütet, dieses Tal gehörte zur sogenannten Free Fire Zone, die mit Napalmbomben verwüstet wurde. Mehr als zwei Drittel der ehemals 70 verschiedenen Gebäude wurde zerstört. Einige Bombentrichter kann man heute noch sehen, aber mit der Zeit wächst sprichwörtlich Gras darüber. Wie mag es hier wohl vor 40 Jahren ausgesehen haben? Vorstellen können wir es uns nicht mehr.

Am Ende der Besichtigung der Tempelanlagen sehen wir noch eine Aufführung von Cham-Tänzen.


… dann geht es mit dem Bus wieder zurück nach Hoi An. Ein sehr gutes Menü (für den Mittag fast schon zu üppig) im Hoi An Dao Tin Restaurant bildet den Abschluss des Ausfluges.

Ein paar Stunden können wir im Hotel ausruhen, bis unser Kochkurs beginnt, kalorienmäßig ist dies ein üppiger Tag! Außer uns sind nur noch zwei Mitreisende dabei, ein ganz individuelles Programm also! Zusammen mit unserem Guide gehen wir ins Cham Pa, wo wir in einer Reihe platziert werden. Vor uns sind Tisch und Kochstelle aufgebaut, dann setzt sich die Vorköchin die Mütze auf – und schon kann es los gehen. Es ist im großen Ganzen mehr ein Schaukochen, aber ein paar Handgriffe dürfen wir auch selbst erledigen. Es macht auf jeden Fall Spaß, und es schmeckt ausgezeichnet.

Nach dem Kochen und Essen bleibt noch Zeit für’s Shopping. In einem Schuhgeschäft suche ich mir Flipflops aus. Leider ist nur der rechte Schuh vorhanden, der linke befindet sich in einer anderen Filiale und muss erst geholt werden.

Für die Wartezeit bekomme ich einen der typischen kleinen Hocker angeboten.  

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Freitag, 25. Februar

Von Da Nang aus fliegen wir heute weiter nach Hanoi.

Nach einer Stunde Flugzeit kommen wir an. Es ist deutlich kühler als in Hoi An, und es nieselt ein wenig. Unser örtlicher Reiseleiter läuft aufgeregt hin und her, als müsse er einen Hühnerhaufen zusammen halten. Nachdem er uns 3-4 mal gezählt hat, bringt er uns endlich zum Bus. Seine Aufgeregtheit legt er in der ganzen Zeit, die wir mit ihm zusammen sind, nicht ab. Sie gehört wohl zu seiner Persönlichkeit, was ihm bei uns schnell den Spitznamen TamTam einbringt. Besonders auskunftsfreudig ist er auch nicht, und das, was er sagt, ist schlecht zu verstehen und manchmal widersprüchlich. Von unserem vorherigen Guide waren wir halt verwöhnt.

Auf der Fahrt in die Stadt bekommen wir einen ersten Eindruck. Hanoi ist völlig anders als Ho Chi Minh City. Obwohl auch eine Großstadt, wirkt alles viel dörflicher und lange nicht so modern wie in Saigon. In den Vororten liegen Reisfelder zwischen den Häusern, daneben haben die Bauern ihre Mopeds geparkt. Gearbeitet wird fast völlig ohne Maschinen, so muss es auch vor hundert Jahren gewesen sein.

Die Stadt selber ist ein wahrer Moloch. Wenn das überhaupt möglich ist, ist der Verkehr noch dichter als in Saigon, und es sind deutlich mehr Privatautos auf den Straßen. In Saigon waren es vorwiegend Zweiräder und Taxen. Aber hier in Hanoi fährt niemand zum Spaß, wie in Saigon. Hier muss man von einem Ort zum anderen. Die Fahrzeuge sind staubig und ungepflegt, und auch die Menschen sind nicht so stylisch angezogen wir in Saigon. Aber trotzdem – auch hier gibt es schicke Geschäfte mit westlichen Designerwaren.



Unser erster Stopp ist beim ethnologischen Museum. In Vietnam leben außer den Vietnamesen noch über 50 andere ethnische Gruppen. Hier bekommt man einen Einblick in ihre Kultur und Lebensweise.
Im Garten können wir Betelnüsse aufsammeln.

Nach dem Mittagessen im Museumscafé fahren wir zum Literaturtempel (Van Mieu), der fast 1000 Jahre alt ist und 1076 die erste Universität Vietnams beherbergte. Gegründet wurde die sehr schöne Anlage als Tempel für die Verehrung Konfuzius. Heute kommen die Leute her, um für eine gute Note in der Schule zu beten oder für das Bestehen einer Prüfung. Das gespendete Geld wird einfach auf die Dächer geworfen. Auch Hochzeitspaare kommen gern, um sich in dieser Kulisse fotografieren zu lassen.



Die Präsentation der gesamten Anlage kann allerdings an einigen Stellen ihre sozialistischen Wurzeln nicht verleugnen.

Danach machen wir einen "Bummel" durch die Altstadt, wenn man das Herumspazieren zwischen fahrenden und laut hupenden Autos, Mopeds und Fahrrädern so nennen kann. Aber dieses Gewusel und das enge Beieinander von so viel Unterschiedlichem ist schlicht und ergreifend faszinierend.



Mittlerweile haben wir uns auch daran gewöhnt, dass die Bürgersteige hier nicht für die Fußgänger gedacht sind, sondern als Parkplatz für Mopeds dienen oder als zusätzliche Verkaufsfläche, um Waren anzubieten, als Werkstatt oder einfach nur, um vor seinem Geschäft zu sitzen. Fußgänger bewegen sich auf der Straße – und man glaubt es nicht, aber sie sind gleichberechtigt. Solange man sich berechenbar bewegt, fahren Autos und Mopeds um einen herum, ohne dass irgendjemand ungeduldig wird, auch wenn das beständige Hupen dies vordergründig vermittelt. Abrupt stehen bleiben oder unvermittelt losrennen sollte man allerdings nicht, das könnte gefährlich werden. Es ist also tatsächlich ein gleichberechtigtes Nebeneinander hier auf den Straßen, auch wenn es nicht so ganz einem Stadtbummel nach europäischer Art entspricht. Nur schade, dass unser Guide uns nur wenig Gelegenheit lässt, einmal irgendwo länger stehen zu bleiben. Man müsste Zeit haben, noch einmal allein hierher kommen zu können.



Der Spaziergang endet am Hoan-Kiem-See, dem See des zurückgegebenen Schwertes, der auf einer Insel in seiner Mitte das Wahrzeichen von Hanoi, den Schildkrötenpavillon, beherbergt. Hier steigen wir wieder in den Bus, um zum Wasserpuppentheater zu fahren. Wir haben noch weit über zwei Stunden Zeit für ein paar Meter durch die Stadt – aber wir haben die Rushhour in Hanoi unterschätzt. Es ist ca. 16.00 Uhr und die Straßen sind völlig verstopft.

Wir kommen gerade noch rechtzeitig am Theater an, um uns Plätze in der ersten Reihe zu sichern, noch einmal auf die Toilette zu gehen und kurz durch den Souvenirshop zu schauen. Um 18.30 Uhr beginnt die Vorstellung, eine Aneinanderreihung verschiedener Szenen aus Realität und Legende. Die Figuren sind beim heimischen Publikum offensichtlich bekannt. Wasserpuppentheater gibt es nur in Vietnam. Das Geschehen spielt sich in einem Wasserbecken ab. Die Puppenspieler stehen dabei auch im Wasser (hinter einem Vorhang) und bewegen die Puppen über Seilzüge an langen Stangen, die unter Wasser verborgen bleiben. Begleitet wird die Vorführung von einer Musikgruppe. Auch wenn wir die Sprache nicht verstehen, erschließen sich die einfachen Handlungen durch die Darstellung. Das Ganze ist wirklich zauberhaft!



Es ist kurz vor acht Uhr abends, als wir im Hotel ankommen – ein langer Tag. Glücklicherweise müssen wir zum Essen nicht mehr woanders hin. Das Restaurant befindet sich im Hotelgebäude. Leider ist es etwas laut und hektisch. Es wird chinesischer Feuertopf angeboten, und dafür haben sich viele Familien mit noch mehr Kindern eingefunden, die für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgen.

Danach müssen wir noch die Koffer umpacken. Morgen werden wir in der Halongbucht auf einer Dschunke übernachten, da soll man keine großen Koffer mitnehmen. Als wir das Licht ausmachen, ist es bereits 23.30 Uhr, und morgen klingelt um 5.30 Uhr schon wieder der Wecker. Aber eine Rundreise ist ja nun mal kein Urlaub!

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Samstag, 26. Februar

Durch den morgendlichen Verkehr wühlt unser Bus sich aus der Stadt hinaus. Am Rande der Staus haben sich Verkäuferinnen aufgebaut mit Brot und anderen Lebensmitteln.

Heute geht es in die Ha-Long-Bucht (Vinh Ha Long). Reisfelder wechseln sich ab mit Industrieanlagen, die Gegend wirkt etwas unaufgeräumt, es liegt viel Müll am Straßenrand.

Zweimal halten wir unterwegs in kleinen Städten, weil einige Gruppenmitglieder Medikamente brauchen – viele von uns sind erkältet. Die Apotheken hier unterscheiden sich nur wenig von den anderen offenen Läden, die überall die Straßen säumen. Geht man aber näher heran, erkennt man das Angebot – und es gibt durchaus „ordentliche“ Medikamente. So bekommen wir einen weiteren kleinen Eindruck in das städtische Leben. Direkt neben der Apotheke praktiziert ein Zahnarzt, durch die große Schaufensterscheibe und die offene Tür kann man die Behandlung gut verfolgen.



Gegen Mittag sind wir am Hafen von Halong angekommen und werden mit einem kleinen Tenderboot zu unserer Dschunke gebracht. Wir sind recht luxuriös untergebracht, die Kabine hat große Fenster. Nur die Dusche ist etwas spartanisch. Es gibt keine abgetrennte Duschkabine, der Duschkopf hängt direkt neben der Toilette.



Mit langsamer Fahrt bewegen wir uns in die Bucht hinein, die zum Weltnaturerbe der UNESCO gehört. Ca. 3000 Inseln soll es hier geben, etwa 2000 sind zurzeit erfasst. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber so hat man sich die Halongbucht ja auch vorgestellt. Ihr Charme ist natürlich zwischen den vielen Touristenbooten nur noch schwer auszumachen. Aber der Mensch ist ja glücklicherweise in der Lage, Störendes auszublenden, so dass es uns letzten Endes doch gelingt, uns von dem eigenartigen Zauber, den diese Landschaft ausströmt, gefangen nehmen zu lassen.





Ein paar Menschen wohnen und arbeiten auch noch hier in schwimmenden Dörfern, und kleine Boote mit allen möglichen Waren kommen zu den Dschunken in der Hoffnung, etwas verkaufen zu können.

Überall auf den Inseln findet man Höhlen unterschiedlichster Art. Wir besichtigen die spektakulärste in der Bucht, die Hang Sung Sot. Diese Grotte besteht aus drei riesigen Räumen, man erreicht sie etwas mühsam über viele Stufen. Im Inneren haben Stalagmiten und Stalagtiten bizarre Formen geschaffen.

Am Spätnachmittag steigen wir auf Ti Tov Island mehr als 300 Stufen hinauf, um die fantastische Aussicht zu genießen. Wenn etwas weniger Wolken da wären, könnte man den Sonnenuntergang sehen. Aber auch ohne sieht es beeindruckend aus – und ein bisschen Bewegung ist ja auch nicht verkehrt.

 
 

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wischendurch bleibt sogar Zeit, einfach nur an Deck zu sitzen und die Aussicht zu genießen.

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Sonntag, 27. Februar

Damit wir nicht aus der Übung kommen, steht auch heute die erste Aktivität schon für acht Uhr auf dem Plan.

Wir hatten eine gute Nacht, und nach dem Frühstück werden wir in kleinen Holzbooten in eine von hohen Felsen umgebene Lagune gebracht. Hier leben wilde Affen, deren Tisch mit dem Obst, das die Touristen ihnen bringen, reich gedeckt ist.



Zurück an Bord können wir den Rest der Fahrt auf dem Oberdeck genießen. 





Gegen 11.30 Uhr ist unsere Reise mit der Dschunke zu Ende, und nach einem Zwischenstopp in einer Perlenmanufaktur und dem Mittagessen geht es weiter nach Haiphong, wo Besichtigungen einer Pagode und einer Versammlungshalle auf dem Programm stehen.

Haiphong verfügt über einen großen Hafen, der während des Vietnamkrieges ein wichtiger Marinestützpunkt war. Deswegen war die Stadt auch ein exponiertes Ziel der US-Flugzeuge, und das gesamte Hafenbecken war vermint.

Die Versammlungshalle Dinh Hang Kenh wurde 1856 errichtet. Sie ist bekannt wegen der hervorragenden Schnitzarbeiten, bei denen es sich fast ausschließlich um Drachenmotive handelt, die in die Säulen und in die Dachbalken gearbeitet wurden. Bemerkenswert ist, dass keiner der über 300 Drachen dem anderen gleicht.



Im Chua Du Hang Tempel findet gerade ein Gottesdienst nur für Frauen statt. Man fährt hier mit dem Moped bis direkt vor den Tempel. Dazu muss man am Eingang ein Ticket kaufen. Die Fahrzeuge, die dann in den Tempelbezirk hinein dürfen, werden mit einem Filzstift markiert.

Der Weg zum Tempel führt durch die Altstadt. Auch hier herrscht der mittlerweile schon gewohnte Trubel, aber die Gruppe kommt unbeschadet wieder am Bus an.


 

 

 

Nun geht es zurück nach Hanoi, das Programm für heute ist zu Ende, ausnahmsweise steht kein gemeinsames Abendessen auf dem Plan. Besonders früh ist es auch nicht mehr, als wir im Hotel ankommen, und so legen wir heute einmal einen „Fastenabend“ ein. Es gibt auch noch genug zu tun. Die Koffer müssen gepackt werden (morgen fliegen wir nach Laos), der Blogeintrag soll auf den Weg, und dann ist uns noch siedend heiß eingefallen, dass wir ja heute den letzten Tag in Vietnam sind. Wenn wir die vietnamesischen Briefmarken nicht umsonst gekauft haben wollen, müssen schnell noch ein paar Ansichtskarten geschrieben werden. Als wir das Licht ausmachen, ist es Mitternacht.

 


Montag, 28. Februar

Nach einem frühen Frühstück im Hotel (es gibt Lunchboxen, aber auch schon einen Teil Buffet) bringt uns der Bus zum Flughafen.

Gegen 10.30 Uhr landen wir in Luang Prabang. Die Stadt empfängt uns schon am Vormittag mit über 30° C. Die Einreiseformalitäten sind etwas aufwändig. Es müssen zwei verschiedene Einreiseformulare ausgefüllt werden, die gibt man zusammen mit seinem Pass und einem zusätzlichen Passfoto an einem Schalter ab. Am nächsten Schalter muss man die Visagebühr bezahlen, an einem dritten Schalter bekommt man seine Papiere zurück, und damit kann man dann endlich durch die Einreisekontrolle. Aber irgendwann haben es dann alle aus der Gruppe geschafft. Unser Begleiter in Laos empfängt uns – wie gewohnt  – am Flughafen. Auch er hat, wie schon unsere anderen Guides, in Deutschland studiert, und zwar Bibliothekswissenschaften an der Humboldt Universität in Berlin.  

Mit zwei kleinen Bussen werden wir zunächst ins Hotel gefahren. Große Busse dürfen nicht nach Luang Prabang hinein. Das Ban Lao Hotel ist eine schöne Anlage mit mehreren Gästehäusern, die sich um einige Wasserbassins und den Innenhof mit dem Restaurant gruppieren. Die Blütenpracht hier ist berauschend. Unser Zimmer gefällt uns sehr gut, wir schauen auf einen kleinen Teich, der von Palmen und Bananenpflanzen umgeben ist. Die Fenster können wir dank Insektenschutzgittern nachts auflassen, was sehr angenehm ist.

 

Gegen 14.00 Uhr starten wir zur ersten Stadtbesichtigung. Wir können vom Hotel aus laufen, Luang Prabang ist überschaubar. Zunächst geht es zum Ho Kham, dem goldenen Saal, wie der ehemalige Königspalast genannt wird. Der Palast befindet sich auf einem größeren Gelände, das sich zwischen der Thanon Sisavang Vong, der Straße, die nach dem vorletzten König von Laos benannt wurde, und dem Mekong erstreckt. Blickfang auf dem Gelände ist sicher der Ho Pha Bang mit dem Buddha Pha Bang oder einer Kopie davon. Die Buddhastatue wurde im 14. Jahrhundert in Kambodscha aus Gold, Silber und Bronze gegossen. Mehrfach wechselte sie ihren Platz, und zweimal wurde sie auch von den Siamesen entführt. Seit 1947 wird sie im Ho Kham aufbewahrt.

Die gesamte Anlage ist faszinierend, die Gebäude sind unbeschreiblich schön, sie strahlen eine fast überirdische Eleganz und Erhabenheit aus.

 

Die Stadt Luang Prabang, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, macht einen sehr sympathischen Eindruck. Neben hübschen Läden gibt es einladende Restaurants und Guest Houses. Und immer wieder trifft man auf Tempelanlagen (Wats), die davon zeugen, dass Luang Prabang auch Laos‘ buddhistisches Zentrum ist. Die Mönche in ihren orangenen Kleidern gehören zum normalen Straßenbild. Man sieht Mönche jeglichen Alters, auch viele Kinder und Jugendliche. Nicht jeder bleibt sein Leben lang im Tempel, insbesondere ärmere Familien schicken gern ihre Söhne für ein paar Jahre hierher – hier bekommen sie eine gute Ausbildung, die sich die Eltern sonst nicht leisten könnten. In Laos gibt es zwar eine Schulpflicht, aber – zumindest in den Städten – muss schon für die Grundschule bezahlt werden. Laos gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, die Analphabetenquote liegt immer noch bei ca. 45%.

Als nächstes besuchen wir Wat Phol Phao (Santi Chedi), einen kleinen Tempel etwas außerhalb der Stadt, der uns bereits golden leuchtend beim Landeanflug auf Luang Prabang aufgefallen war.  Hier hat bis 1992 ein berühmter Mönch, Ajahn Saisamut, gelehrt. Heute lebt hier etwas abgeschieden im Wald eine kleine Nonnengemeinschaft. Bestechend sind in diesem Gebäude die Wandmalereien mit Szenen aus dem Leben Buddhas und aus der Geschichte des Buddhismus. Der Tempel liegt auf einem Hügel, und man hat einen schönen Blick über die Stadt.

Am Ende des Nachmittags  geht es noch hinauf auf den Phou Si, den erhabenen Berg. Einige aus der Gruppe kapitulieren vor den über 400 angedrohten Stufen und gehen zurück ins Hotel. Der Tag war schließlich sehr anstrengend, und richtig kühl geworden ist es noch immer nicht. Wir gehen mit hinauf, denn schließlich ist man nur einmal hier. Und wir bereuen es nicht. Malerisch führt der Weg vorbei an mehreren Wats (Klöstern). Buddha-Figuren stehen verstreut in den Felsen, die Treppe ist von einer goldenen Naga gesäumt. Naga ist Sanskrit und bedeutet Schlange. Entstanden in der indischen Mythologie, wurde die Naga mit der Verbreitung des Hinduismus auch von anderen Kulturen aufgenommen. Dem Glauben nach bewohnen Nagas großartige, mit Perlen und Edelsteinen geschmückte Paläste auf dem Grund von Flüssen, Seen und Meeren. Sie gelten als Beschützer geistiger Schätze. Die Atmosphäre ist mystisch. Eine schmale Treppe führt zu einem Schrein mit dem Fußabdruck (bat) Buddhas (phuttba), weshalb der gesamte Komplex auch Wat Si Phuttabat genannt wird.

  

Unterwegs verkauft eine Frau winzige Bambuskäfige mit kleinen Vögeln. Es soll Glück bringen, wenn man sie frei lässt.

Auch diese Anlage beeindruckt uns zutiefst. Luang Prabang zieht uns mehr und mehr in den Bann. Die Stadt ist deutlich geprägt vom Buddhismus, alles strahlt Ruhe, Harmonie und Gelassenheit aus, ein deutlicher Unterschied zu Vietnam. Man spürt keine Hektik, die Menschen sind ruhig und freundlich.

Auf der Bergspitze thront der 24m hohe That Chom Si, der vergoldete Stupa des Wat Chom Si. Es bietet sich ein herrlicher Panoramablick über Luang Prabang.

Hinunter geht es auf dem kürzeren, steileren Weg, der direkt vor dem Königspalast endet. Hier haben bereits die Händler des Nachtmarktes begonnen, ihre Stände aufzubauen.

  

Das Abendessen gibt es heute im Hotel, in dem offenen Restaurant im Innenhof der Anlage.


Dienstag, 1. März

Heute Morgen geht es auf den Markt in Luang Prabang. In einer bunten und exotischen Mischung wird hier Bekanntes und Fremdartiges angeboten. Ohne die Erklärungen unseres Guides würden wir vieles gar nicht wahrnehmen, seien es die mit Sesam, Knoblauch und Tomaten gewürzten Algen, sei es Maniok oder andere uns völlig fremde Gemüse. Die Maden und die Wasserbüffelohren (noch mit Haut und Haaren) erkennen wir auch ohne Erläuterung.

Auf den Tischen mit dem Fleisch sitzen die Verkäuferinnen und wedeln die Fliegen weg, und am Stand mit verschiedenen Reissorten kann man sich auch die Fußnägel schneiden lassen.

     

Wat Choum Kong ist hauptsächlich wegen seines schönen Gartens mit verschiedenen Buddhafiguren bekannt und wegen der zwei chinesischen Wächterfiguren am Eingang.

 

 


Durch kleine Gassen, die uns einmal mehr die zauberhafte Schönheit der Stadt bestätigen, bummeln wir bis zum Ufer des Nam Khan, eines Nebenarms des Mekong. Hier gibt es zahlreiche Restaurants, Cafés und Guesthouses.





Wat Khili erlaubt einen weiteren Einblick in die faszinierende Tempelarchitektur.

Das aber fraglos schönste Beispiel dafür ist der Wat Xieng Thong, das Kloster der goldenen Stadt, das 1560 von König Setthatirath gegründet wurde, um die religiöse Bedeutung von Luang Prabang zu unterstreichen. Auf dem Gelände befinden sich mehrere Gebäude, beherrscht wird die Anlage aber von dem zentral gelegenen Sim mit seinem dreifach gestaffelten Dach, das fast den Boden berührt. Aber auch die anderen Bauwerke sehen prächtig aus und sind mit vielen Details aufwändig gestaltet. Wir sind aufs höchste beeindruckt, und trotz der vielen Besucher kann man die tiefe Religiosität dieser Anlage spüren.





Wat Xieng Thong ist aber auch ein ganz normales Kloster, und unbeeindruckt von den Touristenströmen gehen die Mönche hier ihrem normalen Tagesgeschäft nach.

An der Thanon Sakkarine haben wir Gelegenheit, einen Blick in die Klassenräume einer Klosterschule zu werfen …


… und zum Abschluss des Bummels durch Luang Prabang sehen wir noch Wat Sene aus dem 18. Jahrhundert, der berühmt ist wegen seines hoch angesehenen Abtes  Satou Pha Kham Chan.

Mittagspause machen wir am Nam Khan. Wir sitzen sehr angenehm hoch über dem Ufer mit einem schönen Blick über den Fluss. Gern würden wir auch ein paar Tage allein in dieser einzigartigen Stadt verbringen.

Nachmittags fahren wir in den Khuang Si Nationalpark mit seinen Wasserfällen. Hier gibt es an verschiedenen Stellen die Möglichkeit, schwimmen zu gehen, eine willkommene Erfrischung bei den gleichbleibend hohen Temperaturen.


Auf dem Rückweg in die Stadt macht uns einer der Busfahrer (Wir sind weiterhin mit zwei Kleinbussen unterwegs!) auf eine Herde Wasserbüffel aufmerksam, die sich abseits der Straße im Schlamm suhlt. Wir können heilfroh sein, dass diese Tiere wohl sehr friedlich sind, reagieren sie doch recht ruhig auf die Horde von mit Fotoapparaten bewaffneten Touristen. Nur als Ulrich aus Versehen zwischen ein Muttertier und dessen Junges gerät, wird es etwas unruhiger.





Wir sind am Nachmittag zurück im Hotel, und ich setze mich mit dem Netbook nach draußen, Ulrich will noch schnell ein paar Shirts waschen. Dabei bemerkt er zu spät, dass aus dem Wasserhahn fast kochend heißes Wasser kommt. Er verbrennt sich den Handrücken seiner linken Hand ganz eklig. Als ich wieder ins Zimmer komme, liegt er auf dem Bett und ist etwas blass. Die Hand ist dick geschwollen. Sie wird auch noch einige Tage sehr weh tun, aber mit Hilfe von Brandsalben aus der Gruppe und regelmäßiger Desinfizierung heilt sie dann doch ohne Komplikationen. Positiver Nebeneffekt: die Pigmentflecken sind verschwunden. Das ist Ulrich im Moment allerdings völlig egal. Aber er rafft sich auf und kommt mit zum Essen.

Das gibt es heute in der Stadt, und hinterher bummeln wir noch über den Nachtmarkt. Es ist ein Markt für die Touristen, es werden viele Seidenartikel angeboten (Tücher, Kissenhüllen, Tischläufer,…), bestickte Taschen und andere Souvenirs. Handeln gehört hier zum guten Ton, und so wandert beim Einkauf der Taschenrechner mit dem eingetippten Preis jeweils einige Male hin und her, bevor man sich geeinigt hat. Ulrich meint, ich sei zu hart beim Handeln und er schäme sich.

Später beginnt es zu nieseln, und zu viert (mit einem Paar aus der Reisegruppe) fahren wir mit einem Tuktuk zurück ins Hotel. Bei einem Glas Reisschnaps, den J. noch aus Vietnam mitgebracht hat, beschließen wir den Abend auf der Veranda vor unseren Hotelzimmern.


Mittwoch, 2. März

Frühstück gibt es, wie in den letzten Tagen auch, im offenen Restaurant im Innenhof des Hotels, hier ausnahmsweise á la Carte. Alles wird frisch zubereitet und schmeckt gut – und man sitzt angenehm draußen.

Auf dem Programm steht heute ein Besuch der Höhlen von Pak Ou. Sie sind nur auf dem Wasserweg zu erreichen, also werden wir zum Mekong hinunter gefahren und besteigen dort ein Boot. Der Mekong fließt über ca. 1000 km durch Laos, 800 km davon bilden die Grenze zu Thailand. Auf unserem Weg lernen wir ein Stück davon kennen. Die Fahrt dauert eine ganze Weile, und wir haben Zeit, das Treiben auf dem Fluss und an den Ufern zu beobachten.



In Ban Xang Hai machen wir einen Zwischenstopp. Hier wird der Lao Lao hergestellt, ein hochprozentiger Reisschnaps. Das Dorf lebt davon, ihn an Touristen zu verkaufen. Bevor er destilliert wird, muss der Klebreis in Tontöpfen mehrere Tage fermentieren.

Es gibt noch andere Verkaufsstände, aber es hat angefangen zu nieseln, und da macht es keinen großen Spaß, durch das Dorf zu laufen. Also beschränken wir uns mehr oder weniger auf die Verkostung (und den Erwerb) des Lao Whiskeys, wie der Reisschnaps auch genannt wird.


Ein Stück weiter flussaufwärts liegen die Höhlen von Pak Ou. Hier wurden in vorbuddhistischer Zeit die Flussgeister verehrt. Der Sage nach wurden die Höhlen seit dem 16. Jahrhundert als Tempel genutzt. Während des Indochinakrieges wurden hier private Buddhafiguren vor Plünderungen in Sicherheit gebracht. Zeitweise sollen in den beiden Höhlentempeln über 5000 Statuen gestanden haben. Hunderte davon, in verschiedensten Größen, sind noch heute hier zu besichtigen, sie wurden und werden als Opfergaben von Pilgern hierher gebracht, die damit ihr Karma im ewigen Kreis der Wiedergeburten zum Guten beeinflussen wollen. Die Statuen sind von wenigen Zentimetern bis zu 1,5 Metern groß. Es gibt ganz einfache, billige Figuren, und es gibt teure und reich verzierte. Obwohl die Höhlen mittlerweile bewacht sind, wird hier leider auch immer wieder gestohlen. Es geht das Gerücht in unserer Gruppe, dass auf diesem Weg die kleinen Märkte in der Gegend ihren Nachschub an Buddhafiguren für die Touristen sicherstellen.




Um eine zweite Höhle zu erreichen, muss man wieder diverse Stufen erklimmen, die meisten aus der Gruppe geben auf. In dieser zweiten Höhle ist es sehr dunkel, und nur mit Hilfe einer Taschenlampe (die bekommt man am Eingang) kann man auch die letzten Winkel erkunden.

In Ban Pak Ou, einem Dorf gegenüber den Höhlen, essen wir zu Mittag. Das Restaurant ist hoch über den Mekong gebaut, und wir haben einen fantastischen Ausblick.





Als wir gehen wollen, entdecken wir am Ufer eine Gruppe von Elefanten. Wir trauen uns recht nah heran (Wann sieht an solche Tiere schon mal außerhalb von Zoo und Zirkus!), und glücklicherweise sind sie nicht angriffslustig und machen bei dem Fotoshooting mit.





Zurück in Luang Prabang bummeln wir noch ein wenig durch die Straßen, bevor wir zurück zum Hotel laufen.

Zum Abendessen fahren wir wieder in die Stadt. Das Restaurant in der Sakkarine Road hat einen großen Balkon, auf dem wir alle Platz finden.


Donnerstag, 3. März

Bevor wir uns auf den Weg nach Vang Vieng machen, schauen wir uns noch den Wat That Luang an. Hier werden Urnen mit der Asche von Mitgliedern der Königsfamilie aufbewahrt, und ein goldener Stupa erinnert an den letzten laotischen König, Sisavang Vong. Wat That Luang gilt als Wahrzeichen und Nationalheiligtum der Stadt, ist aber auch ein aktives Kloster.



Auf der Nationalstraße 13 (13 ist eine Glückszahl in Laos) fahren wir nun durch die Vieng Karstberge nach Vang Vieng, das etwa auf halbem Weg nach Vientiane liegt. Auch wenn die regelmäßigen Überfälle auf Busse, die bis vor ein paar Jahren keine Seltenheit waren, nun nachgelassen haben, so bleibt die Strecke trotzdem abenteuerlich genug. Die schmale Straße schlängelt sich völlig ungesichert die Berge hinauf. Und wenn man dann noch weiß, dass in Laos ca. die Hälfte aller Führerscheine gekauft worden sind, dann ist es nicht verwunderlich, dass wir auf der Strecke zwischen Luang Prabang und Vang Vieng gleich mehrere Unfälle sehen, bei denen LKW schlimm zugerichtet wurden.

Die Landschaft, durch die wir fahren, ist großartig – man kann nur hoffen, dass sie auch so erhalten bleiben kann. China forciert hier mehrere Großprojekte (z.B. Kautschukplantagen), bei denen der Naturschutz nicht mit auf der Agenda steht.





Wir fahren durch Teakholzwälder und –plantagen. Bei mehreren Stopps bekommen wir auch sehr nahe Einblicke in das laotische Landleben. Das Leben in den Bergdörfern ist sehr einfach, Laos ist ein äußerst unterentwickeltes Land, und Hilfe aus dem Ausland bleibt oft in den Netzen des korrupten Regimes hängen. Immer wieder rühren uns die Kinder an. In manchen Dörfern werden wir von wahren Heerscharen von ihnen begrüßt.



In Muong Phou Khoun, einem Dorf in den Bergen, besuchen wir einen Markt der Hmong. Die Hmong sind eines der größten indigenen Völker in Laos, Vietnam, China und Thailand. Während des Indochinakrieges hob die CIA in geheimer Mission Hmong-Truppen aus, die gegen die Pathet Lao eingesetzt wurden. Als die Pathet Lao die Macht in Laos übernommen hatte, flohen die Hmong zu Hunderttausenden nach Thailand. Ca. einhunderttausend von ihnen leben immer noch im Exil in den USA. In Laos werden sie weiterhin unterdrückt und teilweise auch verfolgt, und sie gehören zur allerärmsten Bevölkerungsschicht. Der Markt ist für unsere Begriffe schon sehr exotisch. Sogar gegrillte Ratte kann man kaufen. Wir halten uns vornehm zurück und belassen es bei Schauen und Riechen. Ulrich ersteht allerdings ein Messer.




Die Mittagpause verbringen wir in einer ziemlich neuen Raststätte mit herrlichem Ausblick über die Berge. Das grüne Curry, das ich esse, ist ausgezeichnet.

Kurz vor Vang Vieng besichtigen wir noch die Elefantenhöhle (Tham Xang). Hier gibt es mehrere Buddhafiguren und auch einen Fußabdruck des Erleuchteten.

Unser Guide hat die Zeit im Bus genutzt, um uns ein wenig über Laos zu erzählen. Er ist politisch interessiert, und man merkt ihm seine Wut an, wenn er über das korrupte Regime spricht, das das Land ohne Rücksicht auf Umweltschutz oder die Belange der laotischen Bevölkerung an die Chinesen verkauft, oder das schamlos humanitäre Projekte für die Funktionäre ausnutzt. So wurde z.B. ein SOS-Kinderdorf in Luang Prabang wieder aufgegeben, als die Betreiber merkten, dass die Plätze dort fast ausschließlich von Funktionärskindern belegt wurden. 

Die Kindersterblichkeit in Laos liegt immer noch bei 8%, die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer beträgt 53,7 und die der Frauen 57 Jahre. Ärztliche Versorgung und Ambulanzen gibt es nur in größeren Städten, behandelt wird, wer bezahlen kann. Es gibt eine staatliche Krankenversicherung, die aber nur für Angestellte erschwinglich ist. Hilfe von außen, wie z.B. in Kambodscha, ist in Laos nicht möglich, weil die Regierung keine direkten Projekte zulässt und damit viele Hilfen bereits im Kern erstickt.

Vang Vieng, wunderschön gelegen in den Bergen, hat sich offensichtlich von buddhistischen Regeln, seiner Tradition und laotischen Moralvorstellungen verabschiedet. Hier, wo es noch nicht lange her ist, dass lockere Kleidung bestraft wurde, laufen nun Touristen halbnackt auf der Straße herum. Das Städtchen hat sich auf junge Leute, Rucksacktouristen spezialisiert, die hier billige Drogen und Alkohol finden. Die zahlreichen Cafés sind mit Liegen ausgestattet, das Kultgetränk ist KoiLao (Reisschnaps, Red Bull und Pepsi Cola), das mit Strohhalmen aus Eimern getrunken wird. Ein erschreckendes Beispiel dafür, wie eine Stadt sich durch den Tourismus verderben lässt.

Das Vansana Vang Vieng Resort ist nach Auskunft unseres Guides das beste Haus am Platze und liegt direkt am Flussufer. Es ist zwar etwas in die Jahre gekommen, aber die Zimmer und Bäder sind sehr geräumig, und wir haben einen tollen Blick über den Nam Song mit pittoresken Karsthügeln im Hintergrund. Von der Terrasse des Pools (mit dem gleichen Blick) fotografieren wir den Sonnenuntergang.







 

Abendessen gibt es im Hotel, es ist nicht weiter erwähnenswert. Einige aus unserer Gruppe gehen hinterher noch in den Ort. Sie bestätigen das, was unser Guide uns bereits erzählt hatte: Die Straßen sind voll von Betrunkenen, die aus dem ansprechenden Ort in den Bergen eine Billigmeile schlimmster Sorte machen und die dabei die Einheimischen belästigen und deren religiöse und moralische Wertvorstellungen mit Füßen treten.

Mir ist durchaus bewusst, dass es in Laos ganz andere Probleme mit Drogen gibt, und dass sich die Probleme nicht nur auf Ausländer beziehen - das Goldene Dreieck wird ja seinem schlechten Ruf immer noch gerecht. Aber in einem Urlaub sei es erlaubt, sich mehr auf die schönen Dinge zu konzentrieren.


Freitag, 4. März

Heute fahren wir weiter nach Vientiane. Wie schon gestern, steigen wir immer mal wieder aus dem Bus aus – und ein Markt darf auch nicht fehlen.  Auf diesem hier gibt es Massen von Trockenfisch. Das erwartet man in den Bergen eigentlich nicht, aber der nahe gelegene Nam Ngum Stausee versorgt die gesamte Gegend mit Fisch.


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In Vientiane angekommen, machen wir zunächst Mittagpause. Die anderen gehen essen, ich nutze die Zeit, um mir einen traditionellen laotischen Wickelrock zu kaufen. Wer mich kennt, weiß, dass das nicht eine Sache von 10 Minuten ist. Aber letzten Endes ist die Aktion von Erfolg gekrönt, und wir sind pünktlich an der Universitätsbibliothek, unserem Treffpunkt.

Ganz in der Nähe, gegenüber vom Präsidentenpalast (nicht zugänglich) liegt der Wat Si Saket, das älteste erhalten gebliebene Heiligtum der Stadt. Der Wat wurde 1818 von König Anouvong gestiftet. Der Gebäudekomplex ist von einem Wandelgang mit mehr als 300 Buddhastatuen umgeben. Insgesamt gibt es in diesem Tempel mehr als 10.000 Buddhastatuen unterschiedlichster Größe aus Holz, Stein, Silber, Bronze oder Ton.


Schräg gegenüber vom Wat Si Saket liegt der Ho Pha Keo, der ehemalige Königstempel. Er heißt übrigens nur Ho (Saal) und nicht Wat (Tempel), weil hier nie Mönche gelebt haben. Von 1565 bis 1779 wurde hier der berühmte Jade-Buddha verehrt, der sich seit 1784 in Bangkok im Wat Phra Keo befindet. Ho Pha Keo gehörte zum Palastkomplex und liegt auch heute noch auf dem Areal des Präsidentenpalastes. Offensichtlich wird die Kulisse gern für Fotos genutzt. Das Fotoshooting für diese beiden wirkt schon recht professionell. Wir können die Akteure nur bewundern, mittlerweile ist es fast unerträglich heiß, und wir suchen jeden Schattenplatz oder Ventilator, der sich uns anbietet.



Im Wat Si Muang (Tempel der heiligen Stadt) wird der Schutzgeist von Vientiane verehrt. Der Tempel ist wohl der populärste in Vientiane. Hier kommen die Leute hin, um ihr neues Moped segnen zu lassen oder um sich vor wichtigen Ereignissen und Entscheidungen Rat zu holen. Am Eingang gibt es Stände, an denen man Opfergaben kaufen kann. Der Tempel ist sehr belebt, wirkt aber weniger spirituell. An verschiedenen Stellen sieht man einzelne Menschen oder kleine Gruppen vor Mönchen knien. Alles hat ein wenig Jahrmarktcharakter, macht den Tempel aber auch in gewisser Weise menschlich.


That Luang, das Nationalheiligtum von Laos kommt mit sozialistischer Ausprägung daher. Es liegt auf einem riesigen Platz, den zu überqueren es bei dieser Sonne schon einiger Überwindung bedarf. Es besteht deswegen auch keine Gefahr, den Aufenthalt in der Sonne durch Stopps an den verschiedenen Souvenirständen zu verlängern.

Die Legende sagt, dass Buddha persönlich hier war und den Bau dieser Pagode vorausgesagt habe. Im 3. Jahrhundert v.Ch. soll dann der indische König Ashoka einen Splitter vom Brustbein Buddhas gestiftet haben, für den er diesen That errichten ließ. Die Legende ist allerdings unbestätigt. Funde belegen nur, dass hier im 12. Jahrhundert ein Khmer-Heiligtum stand.




Von Weitem sieht der goldene That Luang sehr eindrucksvoll aus, aber aus der Nähe betrachtet, enttäuscht er ein wenig, die Farbe blättert, und alles wirkt nicht mehr ganz so prachtvoll. Zudem sind wir natürlich auch froh, wieder im klimatisierten Bus zu sein.

Der letzte Besichtigungspunkt für uns heute ist der Patuxai, der Arc de Triomphe von Vientiane, der zwischen 1957 und 1968 als Mahnmal für die Gefallenen im Kampf um die Unabhängigkeit von Frankreich gebaut wurde. Er unterstreicht einmal mehr das französische Flair, das noch überall zu spüren ist.



Wir übernachten im Novotel, wo es im etwas überstylten und unterkühlten Restaurant auch das Abendessen gibt (Buffet, sehr gut).


Samstag, 5. März

Nach dem Frühstück bringt der Bus uns zum Flughafen. Wir fliegen nach Phnom Penh. Die Einreiseformalitäten sind ähnlich kompliziert wie in Laos, aber auch hier gibt es keine größeren Probleme.


Unser hiesiger Guide wirkt zu Anfang etwas steif, taut aber im Laufe der Zeit merklich auf. Er hat in Greifswald Medizin studiert, bekommt aber wegen mangelnder Beziehungen in Phnom Penh keine Zulassung als Arzt.

Wir fahren zunächst ins Hotel Juliana, das nicht gerade zu den besten auf dieser Rundreise gezählt werden kann. Das Zimmer ist für uns erst akzeptabel, als wir auf eigene Kosten in eine bessere Kategorie umgezogen sind. (Dass man später vergißt, uns diesen Aufpreis auch tatsächlich in Rechnung zu stellen, steht auf einem anderen Blatt.)

Die Besichtigungstour am Nachmittag beginnt am Königspalast. Hier fließen Tonle Sap und Mekong zusammen, und schon König Ang Chan II. hatte hier im 19. Jahrhundert eine Zitadelle gebaut. Einige Jahrzehnte später ließ Norodom I. eine Palastanlage aus Holz errichten, und Anfang des 20. Jahrhunderts dann unter König Sisowath wurde diese Anlage mit französischer Hilfe durch einen Steinbau ersetzt. Der Palast ist immer noch Sitz der kambodschanischen Königsfamilie, die allerdings keinen direkten politischen Einfluss mehr hat, Kambodscha ist offiziell eine konstitutionelle Monarchie. Zurzeit residiert hier Norodam Sihanouk, ein Sohn des berühmten Königs Sihanouk, der von 1941 bis 2004 Staatoberhaupt von Kambodscha war, und der seitdem im Ausland lebt.

 




Der Palast mit all seiner Pracht passt eigentlich nicht in ein Land, das trotz eines jährlichen Wirtschaftswachstums von über 9% noch immer zu den ärmsten der Welt gehört. Für diesen Widerspruch werden wir im Laufe unseres Aufenthaltes in Kambodscha noch viele Beispiele finden. In den Städten, insbesondere dort, wo der Tourismus blüht, boomt es, aber in anderen Regionen kommt davon gar nichts an. Ca. 80% der Bevölkerung sind Bauern, von denen mehr als ein Drittel mit weniger als einem US$ am Tag auskommen muss. Die Auswirkungen der politischen Geschichte Kambodschas im 20. Jahrhundert und insbesondere die Gräueltaten unter dem Khmerregime werden das Land noch lange belasten, und internationale Hilfe wird noch für eine lange Zeit notwendig sein.

Auf dem Gelände des Palastes befindet sich auch die Silberpagode. Ihr Boden besteht aus 5329 in Frankreich gefertigten Bodenfliesen aus kambodschanischem Silber. Jede wiegt 1,125 kg. Hier wird die heiligste Figur Kambodschas, der Preah Keo, eine grüne Buddhastatue aus Baccarat-Kristall aus dem 17. Jahrhundert aufbewahrt. Die kostbarste Figur hier ist aber wohl ein stehender Buddha aus purem Gold, der 1904 zur Krönung von König Sisowath angefertigt wurde. Die Statue ist fast lebensgroß, das Gewand ist mit 2086 Diamanten besetzt, die Krone ziert ein 25 karätiger Diamant, und ein 20 Karäter ist noch in die Brust eingearbeitet – man glaubt es nicht!

Auch das Nationalmuseum befindet sich in einem prachtvollen Bau. Wir beschränken uns bei der Besichtigung auf einige sehr schöne Buddhafiguren und Darstellungen aus dem Hinduismus, z.B. von Shiva und Vishnu (Der in Kambodscha gelebte Buddhismus zeigt deutliche Einflüsse aus hinduistischen Strömungen.).



Es gibt noch viele interessante Exponate hier, die die kambodschanische Geschichte ab dem 5. Jahrhundert belegen. Um sie intensiver anzuschauen, müsste man viel mehr Zeit haben – und zusätzlich sind bei den hier herrschenden Temperaturen natürlich die Kräfte begrenzt.

Letzte Station der heutigen Besichtigungstour ist der Wat Phnom (Tempel auf dem Berg), wohl das wichtigste lokale Heiligtum in Phnom Penh. Hier wird auch die Stifterin der Pagode und Namensgeberin der Stadt, Frau Penh, verehrt. Leider sind die Bauten wegen Bauarbeiten gesperrt, und so bleiben die vielen Affen, die den Hügel bevölkern, die Hauptattraktion. Sie lassen sich gern füttern und fotografieren, aber wenn man ihnen zu nahe kommt, greifen sie auch an. Ulrich muss diese Erfahrung machen, glücklicherweise wird er nicht gebissen.




Auf den Fahrten durch die Stadt konnten wir einen Eindruck von Phnom Penh gewinnen. Die Stadt, die noch in 1960’er Jahren eine “blühende Märchenstadt” war, wurde im April 1975 innerhalb von 48 Stunden von den Roten Khmer total geräumt. Ausnahmen gab es nicht, selbst Krankenhäuser wurden evakuiert. Wer sich weigerte, wurde hingerichtet. 1979, nach der Vertreibung der Roten Khmer, lag Phnom Penh in Schutt und Asche. Mit UN-Hilfe wurde die Stadt langsam wieder aufgebaut. Heute ist Phnom Penh eine Stadt voller Gegensätze und Widersprüche. Es gibt großstädtisch prachtvolle Boulevards und liebevoll restaurierte Kolonialbauten, man sieht teure Autos und mondäne Geschäfte. Aber vor den Prunkbauten stehen bettelnde Kinder, und man sieht viele Menschen, die offenbar auf der Straße leben. Die wohlhabenderen Familien leben in eigenen Stadtvierteln, ihre Grundstücke sind mit hohen Mauern und Stacheldraht gesichert.

In solch einem „besseren“ Stadtviertel essen wir heute zu Abend. Wir sitzen in einem schönen Garten am Pool. Das Essen ist gut, enthält aber so viel frischen Koriander, dass Ulrich einen Gang komplett auslassen muss. Ich habe mich mittlerweile mit diesem Gewürz arrangiert.

Sonntag, 6. März

Heute Vormittag fahren wir an den Tonle Bati, einen See ca. 30 km südlich von Phnom Penh. Hier steht einer der seltenen bedeutenden Tempel im Süden Kambodschas aus der Angkor-Periode, Ta Prohm von Bati.

Die Busfahrt dorthin beschert uns wieder viele Eindrücke vom Leben außerhalb der Stadt.

Ta Prohm wurde im 12./13. Jahrhundert wohl auf den Resten eines älteren Hindu-Heiligtums erbaut. Die Anlage ist teilweise stark zerfallen, strahlt aber eine angenehme und auch mystische Atmosphäre aus. Die aufwändigen Sandsteinreliefs sind bemerkenswert.






Hier wird unser Mitleid besonders stark auf die Probe gestellt. Die ganze Zeit werden wir von Kindern verschiedenen Alters begleitet, die uns Dinge verkaufen wollen, die uns Lotusblumen schenken, die uns Komplimente machen wegen unserer hellen Haut oder die einfach nur neben uns her laufen und monoton „One Dollar, one Dollar“ sagen. Am Ende bin ich alle Lippenstifte und Crèmedöschen los, die ich in der Tasche hatte. Ich habe sie den Mädchen geschenkt, weil ich ihnen kein Geld geben wollte. Einige von ihnen sprechen etwas englisch. Sie erzählen uns, dass sie zur Schule gehen, ein paar Stunden am Tag. Ein Lehrer bedient hier jeweils zwei Klassen pro Tag, eine vormittags und eine nachmittags.

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Zurück in Phnom Penh besuchen wir noch den Zentralmarkt, der sich ein wenig vom Chaos der Märkte abhebt, die wir bisher gesehen haben. Er befindet sich in einer großen Halle; von einem zentralen Platz gehen mehrere Gänge mit unterschiedlichsten Verkaufsständen ab. Neben allen Waren für den täglichen Gebrauch gibt es auch gegrillte Spinnen und Kakerlaken. Wir erstehen zwei Schirme, die uns bei den Besichtigungen gegen die Sonne schützen sollen, Hüte sind bei den Temperaturen ja  nicht immer nur angenehm. Ob dieser Einkauf fast am Ende der Reise noch wirklich Sinn macht, sei dahin gestellt.

 


Heute haben wir den Nachmittag frei, und wir verabreden uns mit einem Paar aus der Gruppe. Mit einem Tuktuk fahren wir in die Stadt.

 

Wir bummeln an der Promenade des Tonle Sap entlang. Heute, am Sonntag, sind viele Einheimische hier. Man geht spazieren oder sitzt in der Sonne, manche angeln, andere haben sich ein Picknick mitgebracht – und einige wohnen auch hier.

In einer Bar finden wir Logenplätze in der ersten Etage, von wo aus wir das Treiben beobachten. Besonders skurril wirkt ein Parkwächter, der mit scheinbar viel zu großen Stiefeln in John Wayne Manier hin und her läuft und darauf aufpasst, dass niemand den Rasen betritt. Auch uns hatte er schon mit seiner Trillerpfeife von dort verscheucht, und er ist sich nicht zu fein, den Leuten schimpfend und pfeifend hinterher zu rennen, wenn sie nicht gleich reagieren.

Das Abendessen gibt es heute im Hotelrestaurant, wo ein sehr umfangreiches Buffet angerichtet ist.


Montag, 7. März

Heute fliegen wir nach Siem Reap, wo uns am Flughafen unser letzter Guide auf dieser Rundreise erwartet. Er ist der einzige, der nie Deutschland war, sondern die Sprache in Kambodscha von Deutschen gelernt hat.


Netterweise können wir zunächst ins Hotel, ins Angkor Holiday, bevor das Besichtigungsprogramm beginnt. Das Hotel macht einen guten Eindruck, aber es ist auch nicht zu übersehen, dass sich die Gesetze des Tourismus hier deutlicher durchsetzen als auf unserer bisherigen Reise. Es ist eine gute touristische Infrastruktur vorhanden, aber alles ist ein wenig mehr auf Massenabfertigung ausgelegt, alles ist ein wenig teurer, und Leistungen, die in unseren bisherigen Hotels kostenlos waren (WiFi) müssen hier bezahlt werden. Schließlich kommen jährlich ca. 2,5 Millionen Touristen nach Siem Reap, und das geht an einer Stadt nicht spurlos vorbei. Auch für uns sind die Tempelanlagen hier in Angkor sicherlich der Höhepunkt der Reise.

Zuerst einmal brauchen wir Besucherausweise. Es gibt sie mit verschiedenen Gültigkeitsdauern, und sie sind mit einem Lichtbild versehen. Die Fotos werden gleich vor Ort von Computerkameras gemacht. Und dann gibt es Mittagessen, heute in einem ganz urigen, offenen Lokal mit Khmer-Küche.


Nach dem Essen fahren wir zum Lolei, zum Preah Ko und zum Bakong. Diese Tempel der Roulos Gruppe, ca. 13 km südöstlich von Siem Reap, vermitteln uns schon einen Eindruck von dem, was uns hier erwartet. Wir tauchen ein in die Khmer-Architektur und bewundern die vielen schönen Details. Wo immer es geht, steigen wir nach oben, um die Chance zu haben, die Gesamtanlage auf uns wirken zu lassen. Die Bauwerke strahlen eine mystische Fremdheit aus, lassen aber auch eine große Anziehungskraft spüren, und sie machen uns ehrfürchtig. Diese Gefühle werden wir auch in den nächsten Tagen trotz der Touristenscharen immer wieder erleben.














Mit dem gebräuchlichen Begriff Angkor (Hauptstadt, Königsstadt) sind nicht nur die Tempelanlage Angkor Wat und die Königsstadt Angkor Thom gemeint, sondern der Ortsbegriff bezieht sich auf eine Vielzahl von Städten und Tempeln, die von den Khmer zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert in der Ebene zwischen dem See Tonle Sap und dem Gebirgszug Phnom Kulen errichtet wurden. Außer den Palästen und Tempeln gab es natürlich auch unzählige Profanbauten, da sie aber aus Holz waren, ist von ihnen nichts übrig geblieben. Angkor ist für die Khmer ein elementarer Bestandteil ihrer Geschichte und ihrer Kultur, an den sie sich stolz erinnern können. Man nennt Angkor auch die Seele Kambodschas, und diese Seele ist überall präsent, sei es auf der Nationalflagge, sei es auf dem Geldschein oder sei es als Biermarke.

Heute Abend steht wieder Khmer-Küche auf dem Programm. Das Essen ist unspektakulär, wir sitzen aber ganz nett im Freien an runden Tischen.


Dienstag, 8. März

Der Frühstücksbereich (drinnen und draußen) ist groß und überfüllt, es ist laut und hektisch. Auf gebratene Eier verzichte ich, ich habe keine Lust, Schlange zu stehen.


Erster Anfahrtspunkt ist Ta Prohm, der Überwachsene, sicherlich einer der spektakulärsten Tempel von Angkor, ganz besonders, weil man ihn so belassen hat, wie man ihn entdeckt hat – zu großen Teilen vom Urwald überwachsen. So begreift man, was in den letzten Jahrhunderten hier mit den Bauwerken passiert ist. Die Bilder, wie sich malerisch die Wurzeln von Thitpokbaum und Würgefeige über die Mauern ziehen, sind in der ganzen Welt bekannt, und auch uns ziehen diese Eindrücke sofort in ihren Bann. Wir machen unzählige Fotos, weil ein Motiv schöner ist als das andere. Ta Prohm wurde im 12. Jahrhundert erbaut und war ein buddhistisches Kloster. Kaum zu glauben, dass hier einmal mehr als 12.000 Menschen gelebt haben.

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Es fällt uns schwer, uns von hier zu trennen. Vielleicht verlaufen wir uns deswegen ein wenig? Wer weiß – aber die Gruppe wartet schon.

Das nächste Ziel ist Angkor Thom, das 250 Jahre lang die Hauptstadt des Khmer-Reiches war, und hier zunächst der Königspalast, bzw. seine Reste. Von den riesigen Palastanlagen sind nur noch die Terrassen erhalten, auf denen die Holzgebäude standen. Ihre Dimensionen jedoch lassen auf die Größe des einstigen Palastes schließen. Allein die sogenannte Elefantenterrasse auf der Ostseite ist 300 m lang. Von hier nahm der König Paraden ab, oder er beobachtete Pferderennen und Polospiele, die hier stattfanden. Nach Khmer-Art ist das gesamte Mauerwerk mit aufwändigen Reliefs geschmückt.








Die Zufahrt zum Südtor ist von eindrucksvollen Statuen gesäumt.

Genau im Zentrum von Angkor Thom liegt der Bayon. Er gehört zu den mysteriösesten und zugleich faszinierendsten Heiligtümern weltweit. Er besteht aus vielen verschachtelten Kammern und Gängen, und er beheimatet die rätselhaften riesigen Gesichtertürme mit den meterhohen lächelnden Gesichtern des Bodhisattva Lokeshvara, der damit seine beschützende Macht in alle vier Himmelsrichtungen des Reiches ausstrahlen sollte. Ursprünglich gab es etwa 50 dieser Türme, von denen heute nur noch 37, zum Teil wiedererrichtete, stehen. Auf den meisten Türmen sind vier Gesichter zu sehen, die nach den vier Haupthimmelsrichtungen ausgerichtet sind, während manche nur zwei oder drei tragen.




Auch die Galerien des Bayon sind mit zahllosen Reliefs geschmückt, die – wenn man sie zu lesen versteht – unendlich viele Geschichten aus dem Leben der Khmer erzählen, sowohl ganz Profanes, als auch die politischen Ereignisse. Ohne die Erklärungen unseres Guides hätten wir jedoch das meiste gar nicht wahrgenommen.


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Für uns noch beeindruckender ist es allerdings – wie in den anderen Tempeln auch – eher ziellos durch die Anlage zu wandern und auf die höheren Ebenen zu klettern und die Atmosphäre, die diese Bauwerke ausstrahlen, auf uns wirken zu lassen.


P.S. Wem es etwas sagt: Hier wurde Tomb Raider gedreht.

Nach dem Mittagessen in einem kleinen Restaurant in der Nähe fahren wir nach Angkor Wat, der imposanten Tempelanlage, die den Höhepunkt der Khmer-Architektur kennzeichnet. Der gesamte Komplex ist 195 ha groß und war eher eine göttliche Metropole als nur ein einfacher Tempel, Angkor Wat war aber auch eine eigenständige Stadt. Die Anlage beeindruckt mit einer klaren Architektur, die die zugrunde liegende Hindu-Kosmologie ausdrückt. Das Zentralheiligtum symbolisiert den Sitz der Götter auf dem kosmischen Berg Neru, dessen Haupt- und vier Seitengipfel durch die fünf markanten Türme von Angkor Wat dargestellt werden, und der Wassergraben symbolisiert den umgebenden Ozean. Mehr als 10.000 Menschen haben hier gelebt.





Es ist schwer, sowohl die reale als auch die kosmische Größe dieses Bauwerks zu erfassen. Wir nehmen immer nur Ausschnitte und Bruchstücke wahr. Eine auch nur halbwegs umfassende Beschäftigung mit Angkor Wat würde den gesamten Urlaub brauchen. Aber das, was wir sehen und erfahren, erweckt durchaus Lust, sich etwas näher mit der Geschichte der Khmer zu befassen.

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Auch hier erzählen endlos lange Reliefs von der Geschichte des Volkes – und auch hier sind es wieder die individuellen Entdeckungstouren, die den Tempel für uns erschließen. Leider ist es kaum möglich, sich den Menschenmassen zu entziehen. An einer Stelle singt eine Kindergruppe für die Touristen, an einer anderen posieren Menschen in Apsara-Kostümen für Fotos. Und an der Stelle, an der sich alle fünf Türme von Angkor Wat in einer Wasserfläche spiegeln, muss man für ein Foto Schlange stehen.






Dennoch bleibt der Besuch ein grandioses Erlebnis.

An nahezu allen Tempeln trifft man auf Musikgruppen aus Versehrten, Opfern aus der Pol Pot Zeit, Opfern von Landminen. Auch heute liegen schätzungsweise noch immer 4 bis 5 Millionen Landminen in Kambodschas Böden. Noch immer werden Menschen dadurch getötet.

Die Widersprüche in Kambodscha bleiben: Diese fantastischen Khmertempel auf der einen Seite und die verheerenden Zeiten des Krieges und des Pol Pot auf der anderen Seite passen nicht zusammen. Und dass die Roten Khmer auch Angkor Wat als Festung benutzt haben, macht es nicht weniger zwiespältig.

Die Eltern unseres Guides sind unter dem Pol Pot Regime bei einer der Massenhochzeiten zwangsverheiratet worden. Sein Vater, der vorher Mönch war, ging nach der Befreiung zurück ins Kloster. Sicherlich geprägt durch diese Geschichte engagiert unser Guide sich sehr für soziale Projekte, unter anderem sammelt er Geld, um gezielt Dörfer mit Wasserpumpen zu versorgen. Spontan spenden wir in der Gruppe für eine solche Pumpe, und nach ca. vier Wochen sind die Fotos von der erfolgreichen Installation da.

Es reizt durchaus, sich genauer mit der neueren Geschichte Kambodschas auseinander zu setzen, aber das würde den Rahmen eines Urlaubstagebuches sprengen.

Der Abend heute ist klassisch touristisch. Es gibt Massenbuffet mit Apsaratänzen. Apsaras sind in der hinduistischen und teilweise auch in der buddhistischen Mythologie halb menschliche und halb göttliche Frauen, die im Palast des Gottes Indra leben. Besondere Bedeutung erhielten sie in der Khmer-Mythologie zur Zeit des Reiches Kambuja, dessen Hauptstadt Angkor war. Die Apsaras präsentierten den Menschen von Kambuja die Tanzkunst. Auf vielen Reliefs in Angkor findet man ihre Darstellungen.

Das Essen ist gar nicht so schlecht, und es gibt eine riesige Auswahl verschiedenster Speisen in fünf oder sechs unterschiedlichen Bereichen, aber es ist laut und ungemütlich. Das ganze findet in einem großen Saal statt mit langen Tischen, an denen bestimmt jeweils 40 -50 Personen Platz finden, insgesamt sind sicher mehr als 500 Leute bei dieser Veranstaltung anwesend. Während noch die letzten Tänze auf der Bühne zu sehen sind, beginnt das Personal zu kassieren, und nach dem Ende der Vorführung verlässt die eine Hälfte der Zuschauer den Raum fluchtartig, die andere Hälfte stürzt auf die Bühne, um sich mit den Tänzern fotografieren zu lassen. Ein echtes kulturelles Highlight! Für morgen Abend haben wir privat mit einigen anderen aus der Gruppe eine ähnliche Veranstaltung gebucht, hoffentlich wird das etwas besser.


Mittwoch, 9. März

Heute stehen die letzten Tempelbesuche in Angkor auf dem Programm. Wir fahren nach Banteay Srei, dem kleinsten Tempel in diesem Areal. Er wurde im 10. Jahrhundert erbaut und gilt als ein Juwel unter den Khmer Heiligtümern. Der Name "Zitadelle der Frauen" deutet möglicherweise auf seine filigrane Gestaltung hin. Tatsächlich wirkt die reiche Ornamentik fast wie aus Holz geschnitzt. Allerdings ist es hier sehr voll, so dass es kaum möglich ist, die Eindrücke in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Zudem scheint es auch noch heißer zu sein als in den letzten Tagen.






Vor dem Eingang gibt es einen großen Markt, auf dem die typischen Souvenirs (in erster Linie Kleidung) verkauft werden. Er lädt natürlich dazu ein, sich nach der Besichtigung die Wartezeit auf den Bus hier zu verkürzen.

In dieser Gegend wird Palmzucker hergestellt. Wir halten an in einem Dorf und schauen uns den Fertigungsprozess an. Zur Gewinnung des zuckerhaltigen Pflanzensaftes muss man hoch in die Palmen klettern. Die Leitern entsprechen nicht gerade deutschen Sicherheitsstandards, und Ulrich traut sich auch nur ein relativ kleines Stück hinauf.

  

     


Der definitiv letzte Tempel für uns hier in Kambodscha ist der Pre Rup, ein dem Gott Shiva geweihter Pyramidentempel, der ähnlich wie Angkor Wat, auch fünf Türme hat, die die fünf Gipfel des Berges Neru symbolisieren.


Pre Rup ist nicht so überlaufen wie Banteay Srei und bildet einen guten Abschluss. Noch einmal können wir hoch auf die Türme steigen, noch einmal haben wir Gelegenheit, die Architektur, die Symbolik und die Atmosphäre eines Khmer-Tempels auf uns wirken zu lassen. Hier können wir Abschied nehmen von dem geheimnisvollen Khmer-Reich, das uns ein paar Tage in seinen Bann gezogen hatte, und aus dem wir nun leider wieder auftauchen müssen.




Beim Mittagessen sitzen wir in der ersten Etage mit Blick auf den Wassergraben von Angkor Wat. Auch hier erliegen wir einmal mehr dem Charme der Kinder - oder unserem Mitleid mit ihnen?


Nachmittags fahren wir zum Tonle Sap, dem größten See in Südostasien. Der Tonle Sap fungiert als Auffangbecken für die Wassermassen des Mekong, mit dem er durch den Tonle-Sap-Fluss verbunden ist. Dieser ändert (einzigartig in Asien) zweimal im Jahr seine Fließrichtung, je nachdem, ob der Mekong Hochwasser führt oder nicht. Der Tonle Sap See ist zum Höhepunkt der Monsunregenzeit ca. 10.000 km² groß, das entspricht etwa der Hälfte der Fläche von Sachsen-Anhalt. Am Ende der Trockenzeit nimmt er nur noch eine Fläche von 2.500 km² ein. Ohne den See als Wasser- und Nahrungslieferant hätte das Angkor-Reich mit Sicherheit nicht solche Größe erreichen können. Wegen seiner reichhaltigen Flora und Fauna wurden der See und sein Einzugsgebiet 1997 von der UNESCO zum Biossphärenreservat erklärt.

Unser Ziel ist ein schwimmendes Dorf auf diesem See. Das gesamte Gemeinwesen inklusive Schule, Rathaus, Polizeistation, Kirche, … ist in schwimmenden Häusern untergebracht. Dem Wasserstand folgend zieht zweimal pro Jahr das gesamte Dorf an eine andere Stelle im See um. Es ist nur schwer vorstellbar, wie sich das Leben so völlig ohne Straßen und "festen Boden unter Füßen" abspielt.




Die Familien haben sich gut auf die Touristen als neue Einnahmequelle eingestellt. Sie kommen mit kleinen Booten längsseits an die Touristenboote, um etwas zu zeigen oder zu verkaufen. Meist sind es wieder die Kinder, die vorgeschickt werden. Sie springen mit halsbrecherischem Können während der vollen Fahrt auf die großen Boote und versuchen, etwas zu verkaufen. Oder sie kommen in Waschschüsseln paddelnd heran und posieren mit Schlangen um den Hals für ein Foto. Es herrscht ein richtiger Kampf untereinander um den besten Platz vor den Touristen, und an einigen Stellen bekommt die Bettelei hier auch aggressive Züge. Aber natürlich sind wir wieder hin und her gerissen zwischen Ärger, Mitleid und der Bewunderung über die Geschicklichkeit und den Ideenreichtum. Und natürlich kaufen wir den Kindern wieder etwas ab, und natürlich geben wir ihnen unsere leeren Wasserflaschen, die sie so gern haben wollen. Wer kann halt diesen Blicken widerstehen?


Es gibt auch ein Touristen-Info-Boot, auf dem wir Pause machen, bevor es mit dem Boot wieder zurück nach Chong Kneas geht, wo unsere Fahrt begonnen hatte.





Auf der Busfahrt zurück ins Hotel kommen wir an riesigen Lotusplantagen vorbei. Sie werden von Familien bewirtschaftet, die in offenen Hütten auf diesen Feldern wohnen. Lotusblüten werden hier für viele Gelegenheiten gebraucht, als Schmuck oder als Opfergabe.



Eine Lotusblüte bekommen wir auch zur Begrüßung im Angkor Village Theatre, in dem wir uns heute Abend Apsaratänze anschauen. Es ist deutlich stilvoller als die Veranstaltung gestern. Wir sitzen sehr angenehm im ersten Stock mit gutem Blick auf die Bühne, und auch das Essen ist sehr gut. Ein schöner Abschluss der Reise.



Donnerstag, 10. März

Die Rundreise ist heute zu Ende. Vier unserer Mitreisenden sind bereits am frühen Morgen nach Phnom Penh zurück geflogen. Von dort aus fahren sie nach Sihanoukville – sie haben noch eine Badeverlängerung gebucht. Der Rest der Gruppe fliegt heute Abend nach Hanoi und von dort aus nach Frankfurt. Wir fliegen noch für ein paar Tage nach Bangkok.

Am heutigen Tag gibt es kein Programm mehr. Mit einem Tuktuk fahren wir zu einer Werkstatt, in der Repliken alter Kunstgegenstände hergestellt werden. Man kann die Fertigungsprozesse beobachten und in einem Shop die Kunstgegenstände erstehen.

Zu Fuß gehen wir zurück zum Hotel. Es ist extrem warm, und wir sind dankbar für jeden Shop oder Markt, der uns Schatten bietet und wo wir uns jeweils ein wenig abkühlen können. Die Ausbeute besteht natürlich wieder aus verschiedenen Tüchern und Hemden.

Lange halten wir uns in einem kleinen Park in der Nähe des Hotels auf. Hier stehen große Bäume, in denen Heerscharen von fliegenden Hunden hängen ...




... und auf dem Rückweg aus diesem Park haben wir dann unser ultimatives kulinarisches Erlebnis: Vor einem Stand mit verschiedenen gegrillten Käfern lassen wir uns soweit auf ein Gespräch mit einem Einheimischen ein, dass wir nicht mehr ablehnen können, als er uns welche zum Probieren anbietet. Wir haben es überlebt, und nüchtern betrachtet haben sie nicht einmal schlecht geschmeckt.

 


Zurück im Hotel (Wir können unser Zimmer bis zur Abfahrt am späten Nachmittag behalten!) sind wir noch kurz am Pool, aber dann heißt es Koffer packen. Zusammen mit der Gruppe fahren wir im Bus zum Flughafen. Unser Flug nach Bangkok geht um 19.30 Uhr.

Ein bisschen Wehmut kommt auf, als die anderen zum Abschied winken. Wir haben eine tief beeindruckende Reise hinter uns, und das Reisen in der Gruppe war sehr angenehm. Wir haben einige sehr nette Leute kennen gelernt, mit denen es äußerst anregend war, Eindrücke und Erlebnisse zu teilen.

Glücklicherweise ist der Urlaub noch nicht ganz zu Ende. In Bangkok wartet Tobi auf uns, unser Neffe, den wir seit acht Jahren nicht mehr gesehen haben. Nun wollen wir hier ein paar gemeinsame Tage verbringen. Von dem Luxusapartment, das wir – eher zufällig – für uns drei gemietet haben, sind wir völlig begeistert (Ascott Sathorn). Dem Apartmenthaus angegliedert ist ein Restaurant. Es hat glücklicherweise noch geöffnet, und nachdem wir erreicht haben, dass die Klimaanlage herunter gedreht wird, ist es richtig gemütlich – natürlich gibt es viel zu erzählen.


Freitag, 11. März bis Sonntag, 13. März


Bangkok ist so völlig anders als all die Städte, die wir während der Rundreise gesehen haben, es scheint wie ein Sprung in eine andere Welt, in ein anderes Zeitalter – moderne Großstadt pur.


Auch der Königspalast übertrifft in seinem Prunk vieles, was wir bisher gesehen haben, …




… und der liegende Buddha ist schlicht gigantisch.


Tobi stiftet eine Dachschindel, die bei der Restaurierung des angrenzenden Klosters verwendet wird, und auf der wir uns verewigen.

Aber Bangkok ist natürlich auch Shopping-Metropole. Auf dem Nachtmarkt bekommt man das komplette Sotiment der Luxusdesigner.

Interessanter ist aber sicher Chatuchak, der Wochenendmarkt. Er beheimatet auf über 100.000 m² mehr als 15.000 verschiedene Läden. Pro Wochenende kommen hierher etwa 200.000 Besucher. Obwohl in Bereiche aufgeteilt, ist der Markt für uns unüberschaubar, wir verlaufen uns, gehen im Kreis und landen irgendwo, wo wir gar nicht hinwollten. Nur gut, dass wir nichts Bestimmtes suchen. Aber wenn man sich hier auskennt, bekommt man wohl alles. Wir lassen uns treiben durch die engen und unüberschaubaren Gänge und zerfließen so langsam in der Sonne.

 

Langweilig und uninteressant sind dagegen die modernen Shoppingcenter, die über all auf der Welt stehen könnten.

Für das Abschiedsabendessen in Bangkok haben wir am Pool reserviert, hier stehen kleine Pavillons mit Tischen und Stühlen.




Montag, 14. März

Heute geht es heim. Wir können den Tag allerdings entspannt beginnen – wir fliegen erst gegen Mittag. So fahren wir nach einem guten Frühstück mit dem Taxi zum Flughafen (Die äußerst preiswerten Taxifahrten werden wir zu Hause sicher vermissen!). Tobi begleitet uns noch, um zum Abschied zu winken.


Und wir fliegen zunächst nach Hanoi, wo wir noch fast 10 Stunden Aufenthalt haben werden. Wir kommen um 14.00 Uhr dort an und fliegen erst kurz vor Mitternacht weiter nach Frankfurt.

Also haben wir Zeit, noch einmal in die Stadt zu fahren. Glücklicherweise gibt es am Flughafen eine Gepäckaufbewahrung, wo wir unser Handgepäck deponieren können.

Der Flughafen von Hanoi liegt ca. 40 km außerhalb der Stadt, aber unser Taxifahrer ist sehr flott. Hupend prescht er auf der linken Spur an allen anderen vorbei. So genau weiß er noch nicht, wo das Hotel Metropole liegt, zu dem wir wollen, aber mit der Unterstützung seiner Taxizentrale und unserem Stadtplan kann er sich schnell orientieren, und er bringt uns ohne Umwege ans Ziel.

 

Das Hotel Metropole in Hanoi ist eine altehrwürdige Institution. Seit der Eröffnung dieser Luxusherberge 1901 haben hier viele illustre Gäste gewohnt. Das Metropole ist auch heute noch ein absolutes Luxushotel, und wir fühlen uns in unserer „praktischen Reisekleidung“ etwas unwohl. Aber das hindert uns natürlich nicht daran, uns am Pool zu Kaffee und Kuchen niederzulassen.


So gestärkt schlendern wir dann noch einmal in Ruhe durch die Altstadt – und wir bekommen ein Gefühl für die Stadt, ein Gefühl für den nostalgischen Charme der Grande Dame Hanoi. Ganz anders als in Saigon hat sich hier ein Flair erhalten, das an die großen alten Zeiten erinnert. Und gleichzeitig sind hinter den antiken Fassaden moderne Geschäfte und Galerien entstanden. Gut, dass wir noch einmal hier sind, all das haben wir beim Besuch mit der Gruppe nicht wahrgenommen.

 


Am Nordende des Hoan-Kiem-Sees  finden wir ein Restaurant, wo wir von einem Balkon im ersten Stock aus das quirlige Treiben auf der großen Kreuzung unter uns beobachten können. Hier nehmen wir Abschied von dieser interessanten Stadt, von der wir am Ende doch viel zu wenig gesehen haben. Und hier können wir ein letztes Mal bestaunen, wie problemlos sich völlig chaotische Verkehrsströme ineinander fügen, wie respektvoll man mit dem Vater umgeht, der mit einem kleinen Kind an der Hand gemütlich schräg über die Kreuzung läuft, und wie tolerant man Mopedfahrern begegnet, die auf der falschen Seite der Straße entgegengesetzt zu allen anderen fahren. “Leben und leben lassen“ scheint hier das Motto zu sein.




Spannend wird noch einmal die Fahrt zum Flughafen. Zunächst ist es nicht einfach, vom Straßenrand aus ein Taxi zu bekommen. Die meisten Fahrer reagieren auf unsere Zeichen gar nicht, andere fahren weiter, als sie hören, es soll zum Flughafen gehen. Aber dann hält endlich einer, und er ist sowohl mit der Fahrt zum Flughafen als auch mit unserem genannten Preis (wissen wir von der Hinfahrt) einverstanden. Er fährt sogar in die richtige Richtung – zumindest zunächst einmal, aber er macht einen sehr unsicheren Eindruck, fragt immer wieder nach, wo wir hinwollen. Und er fährt auch sehr unsicher, mal schnell, mal langsam, eher unmotiviert. Wir werden schon etwas unruhig, und als er die Schnellstraße zum Flughafen verlässt, werden wir richtig nervös. Irgendwo am Straßenrand bleibt er stehen und beginnt neue Verhandlungen mit uns über das Ziel. Vielleicht hatte er vergessen, wo es hingehen sollte. Als wir ihm versichern, dass wir zum Flughafen wollen, fährt er wieder zurück auf die Schnellstraße. Die nächsten Probleme gibt es an der Mautstelle. Er will, dass wir die Maut bezahlen, wir wollen, dass er sie bezahlt. Wir gewinnen, und die Fahrt geht weiter. Ich überlege schon, was wir tun, wenn er uns hier mitten in Pampa rausschmeißt – aber dann bringt er uns tatsächlich zum Flughafen.  Als wir angekommen sind, fängt er an zu lachen und sagt immer wieder „Airport“ „Airport“, als habe er selbst nicht daran geglaubt, dass er den Flughafen findet. Er will mehr Geld von uns als verabredet, aber wir geben ihm die Summe, die wir auch auf der Fahrt in die Stadt bezahlt haben und verschwinden ins Flughafengebäude. Und hier wartet schon der nächste Schreck – hier waren wir noch nie, und von hier aus sind wir auch heute Mittag nicht in die Stadt gefahren. Hat Hanoi vielleicht mehrere Flughäfen? Oh Schreck!  - Aber wir sind glücklicherweise nur im nationalen Teil des Flughafens, und es kostet uns lediglich einen kleinen Fußweg, um in den internationalen Bereich zu gelangen. Die Gepäckaufbewahrung hat auch noch geöffnet, wir bekommen unser Gepäck zurück, und nun müssen wir nur noch ein paar Stunden bis zum Abflug totschlagen. Der Flughafen von Hanoi bietet nicht allzu viele Unterhaltungsmöglichkeiten, also ist es ziemlich öde. Interessantes Detail: In dem Restaurant, in dem wir noch etwas essen, laufen hinter der Leuchtreklame Ratten herum.

Irgendwie vergeht die Zeit dann doch, unsere Maschine startet pünktlich – und diese Abflugzeit ist einfach genial. Nach einem Abendessen können wir bis zum Frühstück tatsächlich sechs bis sieben Stunden schlafen. Wir fliegen ja gewissermaßen gegen die Uhr, und es ist die ganze Zeit dunkel.

Entsprechend ausgeruht kommen wir am nächsten Morgen gegen 6.30 Uhr in Frankfurt an. Bis zur Abfahrt unseres Zuges nach Berlin haben wir noch Zeit für Kaffee und Croissants, aber dann rollen wir unweigerlich dem Urlaubsende entgegen.

Fazit:

Wir haben einen tief beeindruckenden Urlaub hinter uns, der uns Erfahrungen und Einsichten vermittelt hat, die uns noch lange begleiten werden. Nie haben wir bei der Planung der Reise daran gedacht, dass wir so intensive Erlebnisse haben würden und dass wir so betroffen sein würden von der Situation, die wir vorgefunden haben. Wir haben auf dieser Reise viele neue Eindrücke gewonnen – es wird lange dauern, bis sie alle verarbeitet sind.

Wir haben unendlich viel gelernt über Länder und Menschen, von denen man in Europa nicht ganz so viel hört. Vieles hat uns nachdenklich gemacht, manches betroffen. Insbesondere Laos und Kambodscha brauchen alle erdenkliche Hilfe, und zwar die Menschen dort und nicht die jeweiligen Regierungen. Wir konnten nicht umhin, immer wieder den Kindern etwas zu geben, sei es nun richtig oder falsch. Und die Sammlung für die Wasserpumpe? – All dies sind Tropfen auf einen heißen Stein, aber vielleicht helfen sie ein wenig.

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Gleichzeitig haben wir grandiose Tempelanlagen gesehen, die sowohl von religiöser Inbrunst als auch von spiritueller Größe zeugen, die aber natürlich auch Macht und Reichtum der Herrscher demonstrieren.

Wir haben viele Widersprüche und Gegensätze erlebt. Wir wollten Menschen und Kultur sehen, kamen an der Politik aber auch nicht vorbei. Das Klima hat uns durchaus zu schaffen gemacht, aber die Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse möchten wir nicht missen.

Wir haben auch das Reisen in der Gruppe schätzen gelernt. Es hat einen großen Wert, Erfahrungen und Erlebnisse mit anderen teilen zu können.

Und nicht zuletzt konnten wir den Luxus einer organisierten Reise genießen. Die Betreuung und die Organisation waren gut, die Hotels dem Reisepreis mehr als angemessen – und dank der guten Frühstücksbuffets waren wir jeweils mehr als gut gerüstet für die anstrengenden Tage.

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© Jutta Erkens 2012