Alaska 2007

Unser Traumurlaub

(Zum Anschauen der Fahrtroute bitte hier klicken)

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Sonntag, 13.05.2007 - Ankunft in Anchorage _________________________________________________________________

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Anchorage empfängt uns mit wolkenverhangenem Himmel. Auch auf dem Flug von Seattle hierher konnten wir nur über Vancouver Island ein wenig sehen. Alles andere verschwand in einer undurchdringlichen Wolkenschicht. Schade - der Blick von oben auf die Insidepassage soll sehr schön sein.

 Der Flughafen ist familiär, an den Wänden hängen Elch- und Karibu-Geweihe. 

Mit dem Taxi fahren wir in unser Hotel. Es ist nur ein kurzer Weg bis dorthin, aber wir können bereits einen Blick auf das wunderschöne Panorama mit den schneebedeckten Bergen werfen, für das Anchorage berühmt ist.

Da es in der Nähe unseres Hotels nichts Interessantes zu tun gibt, machen wir uns am späten Nachmittag auf den Weg in die Innenstadt. Leider ist der Bus gerade weg, und der nächste kommt erst in einer Stunde. Bis zum Zentrum sind es ca. 5-6 km, also keine unüberwindbare Strecke, selbst wenn man zu Fuß geht. Allerdings ist es ziemlich kalt, und der Weg an der Ausfallstraße entlang ist nicht der Schönste. Darum sind wir ganz froh, als uns gegen 17.00 Uhr dann doch der Bus einholt und wir das letzte Stück fahren können.

Aber auch Downtown-Anchorage ist nicht erhebend, offensichtlich schon gar nicht am frühen Sonntagabend. So flüchten wir in das nächste Steakhouse und erleben eine angenehme Überraschung. Die sehr gepflegte Atmosphäre und das gute Essen bescheren uns einen äußerst gelungenen Start in unseren Alaska-Urlaub.

Ein Taxi bringt zurück ins Hotel.

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Montag, 14.05.2007 - Die ersten Meilen im Wohnmobil

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Ich wache bereits sehr früh auf. Ob es der Jetlag ist oder die Aufregung, das weiß ich nicht. Heute werden wir unser Wohnmobil übernehmen, und dann beginnt der eigentliche Urlaub.

Jedenfalls stehe ich schon um 5.30 Uhr auf, lange vor dem Weckerklingeln. Es ist noch fast ganz dunkel. In Seattle, wo wir die letzten beiden Nächte verbracht haben, war es um diese Zeit schon deutlich heller. Ich brauche eine Weile, bis mir klar wird, warum das so ist: Ich habe ganz einfach vergessen, meine Uhr umzustellen. In Alaska ist es eine Stunde früher als in Seattle! Ich war also bereits um 4.30 Uhr aufgestanden! - Umso mehr Zeit bleibt uns leider noch bis zur Übernahme unseres RV's (Recreation Vehicle, die amerikanische Bezeichnung für ein Wohnmobil).
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Frühstück gibt es in einer kleinen Cafeteria im Hotelkomplex ...

...  und dann kann ich endlich bei Cruise America anrufen, um die Uhrzeit für unseren Transfer zum Autovermieter zu vereinbaren.

Um 9.00 Uhr ist pünktlich das Taxi da, bis zur Vermietstation sind es nur wenige Meilen.

Nachdem wir ein Einweisungsvideo gesehen haben und der Papierkram erledigt ist, dürfen wir endlich unser "Haus" für die nächsten drei Wochen beziehen. Vorsichtig fährt Ulrich vom Hof. Es ist nicht viel schwieriger als mit einem PKW, und schon bald hat er sich an das Fahrzeug gewöhnt.

Unsere ersten Ziele sind der Wal-Mart und Fred Meyer's, ebenfalls ein Supermarkt, um die wichtigsten Vorräte für die nächste Zeit zu besorgen. Geschirr, Besteck, Töpfe und Pfannen sind zwar vorhanden, jedoch vom Toilettenpapier bis zum Spülmitttel müssen wir alles kaufen. Das erfordert in den fremden Geschäften einiges an Geduld! Aber irgendwann am frühen Nachmittag haben wir es geschafft und sind auf dem Weg zur Kenai Peninsula, einer Halbinsel südwestlich von Anchorage.

      

Die Fahrt entlang des Turnagain Arms ist sehr verregnet - aber die Vorhersage für die nächsten Tage ist besser.

Turnagain Arm:

In dieser Bucht musste Captain Cook 1779 auf seiner Suche nach der Nordwest Passage zwischen Pazifik und Atlantik wieder einmal enttäuscht umkehren - daher der Name Turnagain Arm.
Der Tidenhub von bis zu zehn Metern sorgt hier zweimal täglich für ein außergewöhn- liches Spektakel. Bei Ebbe läuft der flache Meeresarm fast leer, mit auflaufender Flut rollt dann eine Wasserwalze mit 20 bis 25 Stundenkilometern Geschwindigkeit über den Schlick.
 















Weiter geht es auf dem Seward-Highway und dann auf dem Sterling-Highway Richtung Homer. Trotz des schlechten Wetters genießen wir die Fahrt und die schöne Landschaft.

Am Skilak Lake finden wir einen schönen Platz für die Nacht. Highlight kurz vorher: Direkt am Straßenrand klettert ein Schwarzbär in den Felsen herum. Die Reiseführer haben nicht zuviel versprochen!

 

Unser Stellplatz am See ist wirklich wunderschön, leider ist es zu kalt für einen Abendspaziergang - und wir müssen ja auch unsere Koffer auspacken und uns wohnlich einrichten. So haben wir noch eine Weile zu tun, bevor wir unser erstes Abendesssen (Brot und Käse) im RV einnehmen können. Aber hier wird es ja erst sehr spät dunkel, der "gefühlte Tag" ist entsprechend lang.

                                                    


Die erste Nacht ist natürlich sehr spannend. Ein wenig mulmig ist mir schon in der Einsamkeit. Weit und breit ist niemand außer uns. Einige Male werde ich von unbekannten Geräuschen geweckt. Aber offensichtlich sind sie alle harmlos, und nach und nach genieße auch ich unsere erste Übernachtung im RV, obwohl es durchaus etwas wärmer hätte sein können.

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Dienstag, 15.05.2007 – Kenai
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Nun können wir den ersten Morgen im neuen Heim genießen. Die Dusche hat funktioniert und der Kaffee ist gekocht - wir sind angekommen in Alaskas Wildnis!

Diese Wildnis macht sich etwas später leider auch unangenehm bemerkbar. Auf dem schlechten Weg rüttelt sich der Auspuff vom Generator los. Ulrich kann ihn zwar notdürftig mit einem Stück Wäscheleine fixieren, aber eine dauerhafte Lösung ist das nicht. Glücklicherweise finden wir im nächsten Ort eine Werkstatt, und für ein paar Dollar ist der Schaden schnell wieder behoben.

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Der Aufwand wäre unnötig gewesen, wenn im RV etwas Werkzeug vorhanden wäre. Aber es ist nichts da - ganz bewusst, denn Cruise America möchte nicht, dass die Kunden selbst etwas an den Fahrzeugen reparieren. Das gilt auch für mögliche Reifenwechsel: zwar ist ein Reserverad vorhanden, aber kein Wagenheber oder sonstiges Werkzeug. Man muss im Notfall immer einen Pannendienst holen.

Über Soldotna fahren wir nun zunächst nach Kenai, einer ursprünglich von orthodoxen Russen gegründeten Ortschaft. Ein paar der alten Häuser stehen noch, und in der Basilika finden weiterhin Gottesdienste statt.

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Das Highlight von Kenai aber ist der Strand am Cook Inlet mit Blick auf die Vulkane und schneebedeckten Ausläufer der Aleutenrange.

Am Himmel kreisen Weißkopfseeadler, und Flugzeuge fliegen ganz niedrig über unsere Köpfe, um in Kenai zu landen.

 

 

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Nach einem Strandspaziergang, den wir wegen der ansteigenden Flut abbrechen müssen, stärken wir uns beim Lunch im Café Veronica, und auf der Kalifornsky Road geht es dann weiter am Cook Inlet entlang Richtung Homer. Leider versperren immer wieder Bäume den Blick auf Meer und Berge.

Für die Nacht finden wir glücklicherweise einen Platz mit freier Aussicht.

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Mittwoch, 16.05.2007 - Homer   ___________________________________________________
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Heute fahren wir nach Homer. Die "Hauptstadt des Heilbutts" am südwestlichen Ende der Kenai Peninsula empfängt uns mit einem grandiosen Blick über Cook Inlet und Kachemak Bay.

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Vom Skyline Drive aus haben wir einen wunderschönen Blick über die Bucht. Hier in den Bergen wohnen die betuchteren Familien von Homer.

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Und das, wonach wir während der Fahrt immer wieder Ausschau gehalten haben, präsentiert sich hier unvermittelt: wie selbstverständlich grast eine Elchkuh in aller Ruhe in einem Vorgarten. Wahrscheinlich sind diese Tiere schon domestizierter als wir geglaubt haben!
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Der Homer Spit ist eine Landzunge, die sich ca. vier Meilen weit ins Meer hinaus schiebt. Durch das Erdbeben, das 1964 die Golfküste Alaskas erschütterte, wurden auch große Teile dieses Spits zerstört, und bei Flut war er vom Land abgeschlosen. Es hat sechs Jahre gedauert und sieben Millionen Dollar gekostet, den befestigten Damm anzulegen, der auch heute noch den stärksten Winterstürmen trotzt. Der Spit ist Markenzeichen und wirtschaftliche Lebensader von Homer. Heilbuttfang und Tourismus bestimmen das Bild.

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Hier ist für meine Begriffe Homer am schönsten - rauh und karg.

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Nachdem wir uns bei Fish 'n Chips gestärkt haben (natürlich aus Heilbutt), machen wir einen Rundgang. Im Hafen sind gerade Fischerboote angekommen. Wir können beobachten, wie der Heilbutt ausgeladen und in Kühlbehälter verpackt wird.

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............Und auf dem Boardwalk stellen Touristen ihren Tagesfang zur Schau.
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Unser erstes Dumping (Entleeren der Abwasserbehälter des Autos) bringen wir auch glücklich hinter uns, und am späten Nachmittag fahren wir zurück in Richtung Seward, zunächst nach Norden und Osten bis zur Tern Lake Junction und dann auf dem Seward Highway wieder nach Süden. Ungefähr 15 Meilen vor unserem Ziel finden wir einen schönen Platz für die Nacht auf dem Ptarmigan Campground.

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Dieser Campground ist - wie viele andere in Alaska - staatlich betrieben. Es gibt hier keinen Service (Wasser, elektrischen Anschluss, o.ä.), aber mit dem Wohnmobil, das mit Dusche und Stromgenerator ausgestattet ist, sind wir ja unabhängig. Wir müssten auch nicht unbedingt auf Campingplätzen übernachten, aber die staatlichen Plätze sind im Allgemeinen sehr schön gelegen und großzügig angelegt. Die einzelnen Stellplätze sind durch Bäume oder Sträucher gut voneinander abgetrennt und jeder Platz verfügt über Picknicktisch und Feuerstelle. Das Holz gibt es meist gratis, es muss nur noch gehackt werden. Auf diesen Campgrounds ist das Übernachten so früh im Jahr noch kostenlos, später wird man zwischen acht und fünfzehn Dollar pro Nacht bezahlen müssen. Viele private Plätze sind deutlich teurer. Sie bieten dann zwar alle Einrichtungen, die man von einem Campingplatz erwartet, sind aber oft unattraktiv und nur darauf ausgerichtet, so viele Fahrzeuge wie möglich unterzubringen.

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Jetzt, wo wir völlig allein hier sind, können wir uns gar nicht vorstellen, dass in den Sommermonaten die Campgrounds überfüllt sein sollen. Aber die Saison in Alaska ist kurz, und auch das touristisch erschlossene Gebiet ist beschränkt.

Nicht zum letzten Mal in diesem Urlaub freuen wir uns darüber, dass wir so zeitig im Jahr gefahren sind.

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Donnerstag, 17.05.2007 - Ptarmigan Lake ________________________________________________

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Vom Campground aus führt ein Trail zum Ptarmigan Lake, einem Gletschersee in den Kenai Mountains. Da wir heute nicht mehr weit fahren müssen und das Wetter sehr vielversprechend aussieht, machen wir uns auf den Weg.
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Im Schatten von schneebedeckten Bergen geht es entlang des Ptarmigan Creek richtig hoch in die Berge - eine sehr schöne Wanderung.

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Überall finden wir die Hinterlassenschaften von Elchen (moose nuggets), aber die Tiere selbst lassen sich nicht blicken - warum sollten sie auch? Nur einige Hörnchen schauen uns neugierig an und stoßen dabei schrille Schreie aus.

                                  

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                            Der See ist wunderschön! Auf dem türkisfarbenen Gletscherwasser schwimmen Eisschollen.
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Wir legen eine kleine Pause ein, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Insgesamt sind wir über fünf Stunden unterwegs.

Wieder "daheim", sitzen wir noch einen Augenblick in der Sonne ...   

... dann fahren wir weiter, zunächst zum Exitglacier, einer der vielen Gletscherzungen des Harding Icefields, das einen großen Teil der Kenai Peninsula bedeckt.

Das Harding Icefield umfasst in seinem Kern eine Fläche von fast 500 km². Zählt man die Gletscherzungen mit, sind es sogar 1700 km². Mit seinen mehr als 30 Gletschern bildet es heute das größte zusammenhängende Gletschergebiet der USA. Acht seiner Ausläufer enden direkt in Fjorden, die die Gletscher über Jahrtausende in das Gebirge geschliffen haben. Diese Fjordlandschaft steht seit 1980 als Nationalpark unter Schutz.

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Auf einem kurzen Trail kommen wir recht nah an den Gletscher heran, und können Lawinenabgänge im Schneefeld gegenüber beobachten.


......................................................................In den Schneeresten tummelt sich ein Murmeltier.

 
Wir fahren nun weiter nach Seward. Und nachdem die nötigen Verrichtungen (tanken, dumpen, Wassertank auffüllen) erledigt sind, finden wir am Strand einen schönen Platz zum Übernachten - wieder mit tollem Blick über Meer und Berge.

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Seward ist herrlich gelegen am südöstlichen Ende der Kenai Peninsula und am Rand des Kenai Fjords National Parks. Die Bergkulisse ist grandios.

 
Heute kochen wir zum ersten Mal richtig - natürlich die traditionellen Nudeln mit Tomatensauce.
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 Freitag, 18.05.2007 - Kenai Fjords National Park

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Für heute haben wir eine längere Bootstour in den Nationalpark gebucht - und pünktlich strahlt die Sonne vom Himmel. Entgegen aller Voraussagen ist das Wetter fantastisch.

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Der Weißkopfseeadler auf dem Baum gegenüber bleibt trotz des Fotoshootings ganz gelassen.

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Vor Abfahrt des Bootes haben wir noch Zeit, den Ort anzuschauen, d.h. die Touristenmeile von Seward. Außer uns sind auch einige Leute von dem Kreuzfahrtschiff unterwegs, das in der Nacht oder am späten Abend in den Hafen eingelaufen ist.

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Unsere Tour beginnt um 11.45 Uhr und wird ca. acht Stunden dauern. Das Boot ist gut zur Hälfte gefüllt mit 40-50 Passagieren. Es gibt einen Aufenthaltsraum mit großen Fenstern, aber obwohl es draußen sehr kalt ist, gehen Ulrich und ich nur zum Essen hinein. Ein Mittagsbuffet und Kaffee und Kuchen sind im Preis enthalten.

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Die Fahrt wird von einem Ranger begleitet, der sehr sachkundig, interessant und einfühlsam erläutert. Wir spüren deutlich seine Liebe zur Natur und seine Begeisterung für die Umgebung. Er schafft es auch, bei den Fahrgästen Verständnis für die ursprünglichen, natürlichen Zusammenhänge zu erwecken. Es macht richtig Spaß, ihm zuzuhören. Immer wieder weist er uns auf Sehenswertes hin, ungewöhnliche Felsformationen, ins Meer verlaufende Gletscherzungen oder aber auf die vielen Tiere, die es hier gibt. Am Ufer entdecken wir Bergziegen, Schwarzbären und ein Adlernest. Auf dem Meer tummeln sich verschiedene Wale, Seelöwen und viele Seevögel. Und das alles auf einer tiefblauen Wasseroberfläche! Wir können uns gar nicht sattsehen.

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Die Route führt uns durch die Resurrection Bay vorbei am Bear Glacier und am Aialik Cape in die Aialik Bay. Hier münden gleich drei Gletscherzungen des Harding Icefields ins Meer. Der spektakulärste ist der Holgate Glacier, an den wir ganz nah heran fahren. Die Szenerie ist grandios und atemberaubend. Tatsächlich spüren wir so etwas wie Ergriffenheit vor dieser majestätischen Kulisse. Wir sind schon an vielen Orten auf dieser Welt gewesen. Wir haben traumhafte Dinge gesehen und sind durch fantastische Landschaften gefahren. Oft schon haben wir gedacht: Hier ist es so schön, das ist nicht mehr zu überbieten. Aber vor der Erhabenheit der Bergkulisse im Kenai Fjords National Park verblasst alles, was wir bisher kennengelernt haben. Der Eindruck ist mit Worten kaum zu beschreiben. Wir stehen Stunde um Stunde im schneidend kalten Wind - trotz strahlendem Sonnenschein ist es eisig hier draußen auf dem Meer - und versuchen, all dieses in uns aufzunehmen.

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Dicht vor der Eiswand macht der Kapitän die Motoren aus, und in der Stille kann man dem Berg lauschen. Wir sehen (und hören!) auch ein paar kleinere Eisabgänge.

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Auf der Rückfahrt durch die Chiswell Islands kommen wir an mehreren Vogelfelsen vorbei. So früh im Jahr brüten hier nur Kittywhakes (Dreizehenmöven) und Puffins (Papageien- taucher), aber die Luft ist erfüllt vom Gekreische der Vögel.
Die Puffins treiben in großen Gruppen auf den Wellen. Sie leben den größten Teil des Jahres ausschließlich auf dem Wasser, allerdings weit draußen im Meer. An Land kommen sie nur zum Brüten.

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Ein Stück unseres Weges begleiten uns fünf oder sechs Dall Purpoises (Schweinswale), und sie scheinen großen Spaß daran zu haben, mit dem Boot um die Wette zu schwimmen. Erst nach längerer Zeit drehen sie ab. Einige weitere Orcas tauchen auch noch auf, bevor die Kenai Star wieder Kurs auf Seward nimmt.

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Dieser Tag wird uns noch lange beeindrucken - ein unvergessliches Erlebnis!

Zum krönenden Abschluss tummelt sich ein Seeotter im Hafenbecken; er ist eifrig dabei, eine Muschel zu knacken.

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Es würde sich sicher lohnen, noch den ein oder anderen Tag in dieser Gegend zu bleiben. Aber morgen bringt uns die Fähre über den Prince William Sound nach Valdez, von wo aus wir dann nach Nordwesten zum Denali National Park wollen. Darum fahren wir heute schon einmal bis in die Nähe von Whittier, dem Fährhafen.

Wieder finden wir einen staatlichen Campground, der zwar keine spektakuläre Lage hat, uns aber einen guten, kostenlosen Übernachtungsplatz bietet.

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Samstag, 19.05.2007 - Durch den Prince William Sound nach Valdez _________________________________________________________________

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Bevor wir weiterfahren und den Bereich des Harding Icefields verlassen, machen wir einen Abstecher zum Portage Glacier, der ganz idyllisch an einem Gletschersee gelegen ist.

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Um nach Whittier zu gelangen, muss man den Anton Andersen Memorial Tunnel durchqueren - der einzige Zugang über Land. Bis vor einigen Jahren wurden dazu die Fahrzeuge auf Züge verladen, heute darf man selber über die Schienen fahren, allerdings nur im Konvoi und mit strengen Regeln bezüglich der Geschwindigkeit und des Abstands der Fahrzeuge voneinander.

 
Whittier selbst ist eigentlich nur Hafen und sonst nichts. Da bleibt nach dem Einchecken für die Fähre nicht viel übrig, als sich schon einmal in die Wartereihe zu stellen und Pause zu machen - in einem Wohnmobil kein allzu großes Problem. Und ich habe wenigstens etwas Zeit, um Tagebuch zu schreiben. Bisher waren unsere Tage so mit Aktivitäten gefüllt, dass wir gar nicht dazu kommen, die vielen Eindrücke richtig zu verarbeiten, geschweige sie auch noch aufzuschreiben.

                             

 

Um 12.45 Uhr legt unsere Fähre ab. Die Fahrt durch den Prince William Sound nach Valdez dauert knapp drei Stunden. Hier ist Ostern 1989 die Exxon Valdez, ein sogenannter Riesentanker, auf ein Riff gelaufen. In der Folge sind 40 Millionen Liter Rohöl ins Meer geflossen und haben ca. 2000 km Küstenlinie verseucht. Heute bemerkt man nichts mehr davon, die Natur hat sich scheinbar erholt. Die Kulisse der Berge und Gletscher ist beeindruckend, und ab und an gerät auch ein Wal ins Blickfeld.

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Nachmittags gegen halb vier sind wir in Valdez, einem tristen Örtchen, das auf den ersten Blick fast nur aus Blechhütten besteht. Es ist zweckmäßig und wenig schön. Valdez, das in den Zeiten des Goldrausches entstanden ist, lebt heute fast ausschließlich von seinem Standort als Endpunkt der 1280 Kilometer langen Trans- Alaska-Pipeline. Ein riesiger Ölterminal ist entstanden, und jeden Monat fahren ca. 70 große Tanker von hier aus zu den Raffinerien im Süden. Und es gibt einen Supermarkt!

Nachdem wir eingekauft haben, stoßen wir am Rand des Richardson Highways gleich auf einen Schwarzbären. Wir fotografieren ihn ausgiebig, bevor es weitergeht - zunächst in Richtung Nordwesten in die Chugach Mountains. Hinter den imposanten Horse Tail Falls führt die Straße hinauf zum Thompson Pass und zum Worthington Glacier. Einmal mehr reicht unser Aufnahmevermögen kaum aus, um die Großartigkeit der Landschaft wirklich zu erfassen.

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Am Rande des Wrangell-Saint Elias National Parks führt der Richardson Highway weiter nach Norden, immer entlang der Pipeline, auch wenn man diese meist nicht sehen kann.

Die Trans-Alaska-Pipeline ...


... ist ein gigantisches technisches Projekt. Im Mai 1977 wurde sie nach einer Bauzeit von nur etwas über zwei Jahren fertig gestellt. Ungefähr 30.000 Menschen haben an ihrem Bau mitgewirkt. Die Pipeline ist etwa 800 Meilen lang. 380 Meilen der Gesamtstrecke verläuft sie unter der Erde. Auf den oberirdischen Strecken wird sie von 78.000 Pfeilern gehalten, deren gekühlte Sockel im Permafrost-Erdreich versenkt wurden. Mit der Kühlung erreicht man, dass sie den Boden nicht auftauen und dadurch weiter einsinken würden. Die Rohrleitung überquert 13 Flüsse und mit der Brooks-, Chugach- und Alaska Range drei größere Gebirge. Elf große Pumpstationen zwischen dem Polarmeer und dem Terminal halten das Öl in Fluss und sorgen dafür, dass täglich zwischen 1,4 und 2,1 Millionen Barrel nach einer Reisezeit von knapp sechs Tagen aus der Prudhoe Bay im Hafen von Valdez ankommen.  

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Obwohl der Blick auf die fernen Berge sehr schön ist, wirkt der Highway im weiteren Verlauf mehr und mehr abweisend. Auch die wenigen Roadhouses sind nicht gerade einladend.

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An der Straße finden wir heute keinen  Übernachtungsplatz, der uns gefällt. Also weichen wir ausnahmsweise auf einen "richtigen" Campingplatz mit sogenannten Hook-Ups (Strom- und Wasseranschlüssen) aus. Das hört sich nach Luxus an, doch der Platz ist alles andere als schön. Aber schließlich wollen wir hier nur übernachten - und dafür reicht er.

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                   Sonntag, 20.05.2007 - Denali Highway
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Auch in der Morgensonne wirkt der Campingplatz nicht einladender als gestern Abend. Aber wir haben trotzdem gut geschlafen. Und heute beginnt ein weiterer Höhepunkt unserer Reise, nämlich die Fahrt über den Denali Highway von Paxson nach Campbell am Denali National Park.


Zunächst müssen wir aber auf dem Richardson Highway noch ein Stück weiter nach Norden. Im Osten blicken wir auf die Wrangell Mountains mit ihren über 4000 m hohen Gipfeln.

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Malerisch eingestreut in die Landschaft, aber hier in Alaska durchaus üblich und zweckmäßig, gibt es immer wieder mehr oder weniger kleine Flugpisten.


Nachdem wir bei Meyer's Roadhouse nachgetankt haben, beginnt endlich der interessante Teil des Tages, die Fahrt über den Denali Highway.  

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Bis 1972 war der Denali Highway die einzige Straßenverbindung zum Denali National Park. Er führt entlang der Alaska Range nach Nordwesten und bietet mit seiner beeindruckenden Landschaft ein Stück unverfälschtes Alaska. Hier beginnt die Wildnis direkt am Straßenrand. Der Denali Highway ist ca. 140 Meilen (230 km) lang, und nur die ersten 20 Meilen davon sind befestigt. Der Rest ist Schotterpiste - eine harte Belastungsprobe für Mensch und Maschine. Es ruckelt und holpert, dass die Eier im Kühlschrank fast zu Rührei werden. Aber das LKW-Fahrgestell unseres Autos erweist sich als sehr robust und nimmt keinen Schaden.

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Die Landschaft ist atemberaubend und lässt uns die schlechte Straße schnell vergessen. Wir sind nur froh, dass wir unseren ursprünglichen Plan, diese Strecke an einem Tag zu fahren, aufgegeben haben. Nun können wir jeden Abschnitt in Ruhe genießen. Immer wieder bleiben wir stehen und versuchen, alles in uns aufzunehmen, denn Fotos können dies gar nicht wiedergeben.

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Am Denali Highway leben nicht viele Menschen, aber etwa auf der Hälfte der Strecke gibt es eine nette Lodge. Sie wird von zwei Frauen betrieben, eine aus Virginia und die andere aus Maine. Sie bleiben das ganze Jahr über hier in der Einsamkeit. Weil die Straße im Winter nicht geräumt wird, haben sie einen eigenen Schneepflug. Wir trinken einen Becher Kaffee und essen selbst gebackenen Blaubeerkuchen.
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Ein paar Meilen hinter der Lodge finden wir am Clearwater Creek den idealen Übernachtungsplatz. Ulrich sammelt etwas Holz für ein kleines Feuer, und in der Abendsonne können sogar die Küchenarbeiten noch draußen erledigt werden. Wir glauben uns allein in weitem Umkreis ...

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Beim Abendessen jedoch klopft es, und ein Mann steht vor unserer Tür. Er hat eine Reifenpanne und fragt, ob wir ein Telefon haben. Leider können wir ihm nicht helfen, unser Handy findet ja in dieser Wildnis kein Netz. Wir erzählen ihm aber, dass es ein paar Meilen weiter eine Lodge gibt. Enttäuscht verabschiedet er sich wieder - und wir haben ein schlechtes Gewissen! Er kann sicher nicht damit rechnen, dass heute noch jemand vorbei kommt und ihn dorthin bringt. Also räumen wir unser Geschirr beiseite und fahren los, um ihn zu suchen. Wir finden ihn ganz in der Nähe, in seinem Auto sitzen noch seine Frau und zwei Kinder. Er möchte allerdings nicht, dass wir ihn zur Lodge fahren, sondern will es mit seinem Auto probieren. Er bittet uns nur, ihn sicherheitshalber zu begleiten. Der Weg ist viel weiter, als wir ihn in Erinnerung hatten. Insgesamt sind es doch 14 Meilen, aber die Familie kommt ohne Zwischenfälle an.

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Wir fahren zurück zu unserem Schlafplatz und genießen die Übernachtung in dieser tollen Umgebung und nun wirklich allein in weitem Umkreis.

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Montag, 21.05.2007 - Denali Highway Part II

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Nur ungern trennen wir uns von dieser schönen Gegend. Wenn wir im Denali National Park nicht gebucht hätten, wären wir sicherlich einige Tage länger hier geblieben.

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Die zweite Hälfte des Denali Highways ist zumindest im ersten Teil weiterhin sehr schön. Das letzte Stück der Strecke führt aber bereits wieder aus den Bergen hinaus, und die Landschaft ist weniger spektakulär. Dafür haben wir mehr Glück mit Tierbeobachtungen. Außer Elchen und Karibus sehen wir Stachelschweine und einen Fuchs.

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Nachmittags erreichen wir das Ende des Denali Highways in Cantwell und sind damit schon ganz nah am Denali National Park. Es gibt zunächst etwas Konfusion, weil ich meine Papiere nicht richtig lese und die Tickets für den Nationalpark, die ich bereits per E-Mail bekommen habe, noch einmal am Ticketschalter in einem Hotel abholen möchte.

Nachdem sich das geklärt hat, fahren wir in den Park hinein. Am Wilderness Access Center bekommen wir die Registrierung für den Savage River Campground, und wir können uns dort einen Platz für die nächsten zwei Nächte aussuchen.

    

Zum Abendessen fahren wir in ein Hotel außerhalb des Parks. Im Park gibt es nur eine Snackbar - und jeden Abend kochen im Auto muss ja auch nicht sein. Das Hotel verfügt über Wireless Lan; ich kann meine E-Mails abrufen und erwische zufällig Tobi und Cy für einen kleinen Chat. Leider gelingt es mir nicht, auch Mails zu verschicken, und irgendwann bricht die eh schon tödlich langsame Verbindung endgültig zusammen. Wir sind eben doch in Alaska!

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Dienstag, 22.05.2007 Denali N.P.

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Für heute haben wir eine Fahrt mit dem Shuttle-Bus in den Nationalpark gebucht. Das Areal darf zu großen Teilen nicht mit Privatautos befahren werden, und die Busse bieten die einzige Möglichkeit, ein Stück weiter hinein zu gelangen. Leider wird die 149 km lange Straße, die bis etwa in die Parkmitte führt, um diese Jahreszeit noch nicht bis zum Ende befahren, aber immerhin liegt eine sechsstündige Bustour in den Denali N.P. vor uns.

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Die Shuttlebusse fahren regelmäßig - wir können, wenn wir das möchten, unterwegs aussteigen und später mit einem anderen Bus weiterfahren. An der Einfahrt zu unserem Campground gibt es eine Haltestelle, und um 9.30 Uhr geht es los. Der Bus ist schon ziemlich voll (Die meisten Fahrgäste steigen bereits am Visitor Center ein.), aber Ulrich und ich haben das Glück, jeder eine Sitzbank für sich allein und damit auch einen Fensterplatz zu haben.

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Der Denali National Park ...

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... erstreckt sich über eine Fläche von 24.300 km², von denen nur ein verschwindend kleiner Teil zugänglich ist. In ihm ragt Nordamerikas höchster Berg, der 6194 m hohe Mount McKinley, aus den Gipfeln der Alaska Range weit heraus. Die Athabasken Indianer gaben diesem deshalb den Namen Denali (= der Hohe, der Große), den 1980 dann auch der ganze Nationalpark bekam. 1917 vom damaligen Präsidenten Woodrow Wilson zum McKinley Nationalpark deklariert, wurde das Gebiet 1980 erweitert und zum Denali National Park und Preserve umbenannt, und die UNESCO erhob schließlich 1982 das wertvolle subarktische Schutzgebiet in den Rang eines internationalen Biosphärenreservats. Heutzutage kommen jährlich ca. 700.000 Besucher in den Park.

 

Die Busfahrerin gibt Erläuterungen zur Fahrtroute, und wenn Tiere in Sicht sind, stoppt sie, damit in Ruhe geschaut, fotografiert und gefilmt werden kann. Gleich zu Beginn sehen wir überraschenderweise einen Wolf, der durch das Unterholz streift - selbst hier im Nationalpark ein seltener Anblick.
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Höchst unterschiedliche geologische Formationen prägen das Bild der Landschaft.


Obwohl wir leider keine Grizzlies sehen, wie wir es erhofft hatten, bleiben doch genug andere Tiere zu beobachten: Snowshoe Hares (Schneeschuh-Hasen) kreuzen beständig die Straße, aber leider sind sie zu schnell für ein Foto. Geduldiger sind die Karibus, und auch die eher seltenen Dall's Sheep lassen sich gut fotografieren. Ptarmigans (Schneehühner) bekommen wir öfter zu Gesicht, und die Busfahrerin zeigt uns Vogelnester von Elstern, Raben und Falken.
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Angesichts der eisigen Außentemperaturen und unserer guten Plätze im Bus verzichten wir auf eine Fahrtunterbrechung für eine längere Wanderung. Stattdessen laufen wir am Nachmittag ein Stück auf dem Savage Trail, der noch in dem mit Privatautos befahrbaren Teil des Nationalparks liegt. Der Weg führt an einem Bach entlang und ist nicht immer leicht begehbar.
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     An geschützten Plätzen spürt man schon einen Hauch von Frühling.

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Highlight der Wanderung ist ein Biber, der auf einem Stein oberhalb seines Baus offensichtlich mit den Nachwehen des Winterschlafes kämpft.

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Aber auch die kleineren Tiere sind interessant! Besonders das Squirrel erweist sich als gutes Modell und hält außergewöhnlich lange still.
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Abendessen gibt es heute daheim. Vorher fahren wir noch einmal zu dem Hotel, in dem wir gestern waren. Ich möchte den unterbrochenen E-Mail-Verkehr fortsetzen. Aber auch heute ist die Netzanbindung nicht sehr zuverlässig. Wir sind halt in der Wildnis - und in jeder anderen Beziehung genießen wir das ja auch!

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Auf der Heimfahrt haben wir dafür einen fantastischen Blick auf den "heiligen" Berg Alaskas, den Mount McKinley.

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Mittwoch, 23.05.2007 - Vom Denali nach Fairbanks

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Auch von hier verabschieden wir uns nur ungern. Der Denali National Park ist uns sehr sympathisch. Auf dem Weg hinaus sehen wir noch Karibus und einen Elch, obwohl man bei letzterem kaum von "sehen" reden kann. Er ist sehr weit weg, und wir werden nur aufmerksam, weil Leute an der Straße stehen und uns einen braunen Punkt zeigen.

Zum Abschied grüßt noch einmal der Mount McKinley fast ohne Wolken. So zeigt er sich nur an sehr wenigen Tagen im Jahr.

Die weitere Fahrt über den George Parks Highway nach Fairbanks ist unspektakulär.

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Unterwegs kommen wir durch Nenana, einen kleinen Ort am Zusammenfluss des Nenana mit dem breiten Tanana River. Nach dem Bau der Alaska Railroad boomte der kleine Ort kurzzeitig, als er zur Verladestation für die Fracht von der Eisenbahn auf Flusskähne zum Weitertransport in die entlegenen Dörfer im Landesinneren wurde. So spielte das winterliche Eis des Tananaflusses schon früh eine zentrale Rolle in Nenana. Der Boom aus den Zeiten der Eisenbahn ist schon lange wieder vorbei.

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Übrig geblieben ist ein Zeitvertreib der Arbeiter der Alaska-Railroad, die Wetten darauf abschlossen, wann das Eis im Frühjahr brechen würde. Heute ist daraus eine der berühmtesten Festivitäten des Landes geworden:

The Nenana Ice Classics:

Über 6,5 Millionen Dollar wurden schon an Preisgeldern ausgezahlt. In manchen Jahren erhalten die Gewinner über 200.000 Dollar für die richtige Voraussage, an welchem Tag und zu welcher Minute das Eis bricht. Gemessen wird der entscheidende Moment mit einem großen hölzernen Dreifuß. Dieser wird im Winter 60 Zentimeter tief im Eis des Tanana Rivers verankert. Sobald das Eis bricht, fällt der Dreifuß um und stoppt eine am Ufer angeschlossene Uhr. Gewöhnlich friert der Fluss im Oktober zu. Die Schicht, die ihn bedeckt, wird im Laufe des Winters rund einen Meter dick. Irgendwann im April beginnt das Eis zu schmelzen und bricht gegen Ende des Monats, manchmal auch erst Mitte Mai. In dieser Zeit steht Nenana im Mittelpunkt des Interesses und ist voller Besucher, um danach wieder für ein knappes Jahr in den ruhigen Trott kleiner, unbedeutender Orte zu versinken. 

Heute, am 23. Mai, ist das Eis längst gebrochen, die Besucher sind wieder weg und die Souvenirläden haben geschlossen bis zum nächsten Frühjahr.
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Am Nachmittag sind wir in Fairbanks, das sich als "richtige" Stadt entpuppt, mit viel Verkehr auf den Straßen und einer Rushhour. Angesichts der mittlerweile sommerlichen Temperaturen und der Menschen in T-Shirts und kurzen Hosen kann man gar nicht glauben, dass die Stadt als Tor zum wilden Norden Alaskas gilt. Tatsächlich gibt es aber nördlich von Fairbanks kaum noch nennenswerte Ansiedlungen. Und obwohl wir uns immer noch ca. 200 km südlich des Polarkreises befinden, deutet alles darauf hin, dass es hier im Winter sehr kalt wird.

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Die meisten Autos verfügen über Stecker, mit denen sie bei Bedarf ihre Batterien an Stromversorger anschließen können, die auf jedem öffentlichen Parkplatz zur Verfügung stehen. Bei Temperaturen von bis zu - 30° C würde sonst wohl keine Autobatterie durchhalten.

Die Universität von Fairbanks ist eine wissenschaftliche Institution, die sich mit ihren Forschungsarbeiten in Fachkreisen einen Namen gemacht hat. Auf dem weitläufigen, hoch auf einem Hügel gelegenen Campus ist auch das University of Alaska Museum of the North, eines der bedeutendsten Museen des Landes, zu finden. Im Museum sind alle Regionen Alaskas mit Schautafeln, Videofilmen, ausgestopften Tieren und vielen Original-Exponaten vertreten. Eindrucksvoll werden Geschichte und Traditionen dokumentiert.

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Nach dem Museumsbesuch ergänzen wir bei Fred Meyers unsere Vorräte und machen eine Mini-Stadtrundfahrt. Fairbanks ist nicht unsympathisch - und die Uni scheint etwas Niveau in die Stadt zu bringen. Die Fairbanks News, die wir kaufen, um nach über einer Woche Wildnis wieder einmal zu erfahren, was in der Welt los ist, ist im Gegensatz zu den meisten anderen amerikanischen Tageszeitungen richtig anspruchsvoll. Aber außer der Universität mit dem Museum gibt es nicht so viel Sehenswertes, und auf das Ice Museum, in dem geschnitzte Eisskulpturen ausgestellt sind, haben wir keine Lust.

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Zum Übernachten bietet sich Fairbanks auch nicht an. Darum fahren wir noch ein Stück den Richardson Highway weiter und finden auf dem Harding Lake Campground einen Platz für die Nacht. Zum ersten Mal bekommen wir Kontakt mit den legendären Alaska-Mücken. Sie umlagern unser Auto in dichten Schwärmen. Aber es ist sowieso schon spät, und wir wollen ja hier nur übernachten und müssen dafür unser Heim gar nicht mehr verlassen. Glücklicherweise sind wir mit Generator und Wassertank autark.

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Exkurs - Unser Leben im RV
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An unser rollendes Zuhause haben wir uns übrigens schnell gewöhnt - und ein Hotelzimmer vermissen wir nicht ein einziges Mal. Wir haben uns wohnlich eingerichtet und finden es sehr gemütlich. Für zwei Personen ist es gut geeignet, es gibt reichlich Schrankraum, und mit dem Bett über der Fahrerkabine, das wir nicht brauchen, haben wir zusätzliche Ablagemöglichkeiten.

Eine tägliche Routine hat sich schnell eingestellt, und besonders gemütlich ist es immer wieder morgens, wenn wir nach einer kalten Nacht den Generator einschalten, damit die Heizung laufen kann, wenn Kaffeeduft durch das Wohnmobil zieht und wir - noch im Jogginganzug - unseren Tag beginnen.

    

Dusche und Toilette sind zwar nicht luxuriös, aber durchaus ausreichend, und mit der Warmwasserversorgung gibt es keine Probleme. Auch Herd und Kühlschrank funktionieren tadellos. Es gibt sogar eine Mikrowelle. Bei unseren Vorräten müssen wir allerdings ein wenig darauf achten, dass sie sich gut verstauen lassen und auch auf schlechten Straßen nicht durcheinander geraten. So kaufe ich den Wein z.B. nicht in Flaschen, sondern in viereckigen Kartons.

Es ist sehr entspannend, seinen "Hausstand" immer dabei zu haben. Wir müssen nicht täglich Koffer ein- und auspacken, und wir müssen nicht schon am Anfang einer Tagestour darüber nachdenken, welche Jacken wir mitnehmen wollen und wie viel Wasser wir wohl den Tag über brauchen werden. Ferngläser, Fotoapparate und Reiseführer haben ihre festen Plätze und sind stets griffbereit.

    

Das Beste ist natürlich, dass wir nicht auf Hotels angewiesen sind, sondern dort übernachten können, wo es uns gefällt. Wir finden die schöneren Plätze, und es bleibt viel mehr vom Tag übrig, wenn man nicht schon nachmittags beginnen muss, sich um eine Unterkunft zu kümmern.

 

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Auch die unumgänglichen "Wartungsarbeiten" sind bei weitem nicht so aufwendig wie wir befürchtet haben. Alle zwei bis drei Tage müssen die Abwassertanks entleert und der Frischwassertank aufgefüllt werden. Es gibt zwei Behälter für Abwässer, den Grauwassertank für das Abwasser aus Dusche, Waschbecken und Spüle, und den Schwarzwassertank für das Abwasser aus der Toilette. Die Entsorgung ("dumping") geschieht über einen dicken Schlauch, der am jeweiligen Tank angeschlossen wird und durch den die Abwässer in Bodenbehälter abgeleitet werden. Solche Stationen zum Dumpen findet man an vielen Tankstellen und Campingplätzen. Die Benutzung ist häufig kostenlos. Genauso kostenlos ist das Frischwasser, das man auch dort bekommt. Es soll zum Trinken geeignet sein, wir benutzen aber doch lieber das Wasser, das wir in großen Kanistern im Supermarkt kaufen können. Zweimal müssen wir auch Propangas nachtanken, da helfen uns jeweils die Tankwarte.Der Benzinverbrauch ist mit etwa 22 Litern pro 100 km nicht gerade gering, aberfür ein Fahrzeug dieser Größenordnung auch nicht zuviel. Der Motor hat 300 PS und ist sehr leistungsfähig.

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Donnerstag, 24.05.2007 - Von Fairbanks zur kanadischen Grenze

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Fairbanks war der nördlichste Punkt unserer Reise. Nun geht es auf dem Richardson Highway gen Süden nach Delta Junction, wo der Alaska Highway beginnt … oder endet - je nach Sichtweise. Der Alaska Highway ist ca. 1.400 Meilen lang und führt von hier aus nach Dawson Creek in British Columbia (Kanada). Wir werden zunächst bis Tok fahren und von dort aus über den Taylor und den Top of the World Highway nach Dawson City in Kanada. Auf unserem Rückweg nach Alaska werden wir noch ein weiteres Stück auf dem Alaska Highway zurücklegen.

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Die Fahrt nach Delta Junction ist eher langweilig. Die Gegend ist längst nicht so spektakulär wie auf der Kenai Peninsula oder im Denali National Park. Erst als im Westen die Alaska Range mit ihren schnee- und eisbedeckten Bergen ins Blickfeld gerät, sieht es wieder schöner aus.

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Am Tanana River können wir uns die Pipeline aus der Nähe anschauen. 

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Delta Junction ist ein kleiner Ort, der von seiner Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Highways in Alaska lebt. Es gibt einen Touristenshop (in dem wir uns natürlich auch umtun), ein restauriertes Roadhouse und - gerade heute - einen (sehr) kleinen Farmermarkt. Die Hausfrauen aus der Umgebung bieten selbstgekochte Marmelade und Kekse aus der eigenen Küche an.

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Die Souvenirindustrie hat hier richtig zugeschlagen, und man kann alle erdenklichen Trophäen erstehen, die bekunden, dass man den Alaska Highway ("The Alcan") überlebt hat.

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Für uns beginnt er hier, und auf den ersten Meilen zieht er sich stur gerade durch die Landschaft. Bis Tok gibt es nur wenig Kurven, dafür umso mehr "Bodenwellen". Aber ein autobahnmäßig ausgebauter Alaska Highway wäre nur noch halb so schön. 

 

Immer wieder treffen wir auf meist Jugendliche, die mit sogenannten ATV's (All Terrain Vehicles) durch die Landschaft rasen. An manchen Straßen entlang sind bereits richtige Pisten ausgefahren.

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In Dot Lake, einem winzigen Örtchen, kaufen wir in einem kleinen Postamt, das direkt an das Wohnzimmer der Angestellten angeschlossen ist, ein paar Briefmarken. Begeistert begrüßt werden wir dabei von neun! Hunden in allen möglichen Größen vom Pinscher bis zum Boardercollie. Die Prozedur zieht sich ein Weilchen hin, offenbar ist es nicht üblich, dass jemand gleich mehrere Briefmarken - und dann noch für Post nach Übersee - kauft. Die passenden Marken sind auch nicht vorrätig, also muss gestückelt werden, und das erfordert einigen Rechenaufwand. Aber die Dame ist sehr nett, und wir haben ja Zeit. Nachdem sie uns die letzten  fehlenden Marken noch ans Auto gebracht hat (sie hatte sich vorher verrechnet), können wir unseren Weg fortsetzen.

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In Tok in der Touristen-Info berät uns Petra aus Schwaben. Sie lebt seit acht Jahren hier mitten in Alaska, weit ab von jeder größeren Ansiedlung. Auch Tok ist ein Ort, der nur von seiner Lage an der Kreuzung verschiedener Routen lebt. Hier ist der Knotenpunkt, an dem sich die Yukon-Route und die Route durch das Innere Alaskas berühren. Auf dem Alaska Highway aus Norden waren es gute zwei Stunden Fahrt von Delta Junction bis hierher, auf dem Glenn Highway nach Süden geht es Richtung Valdez und Anchorage, und der Alaska Highway führt weiter nach Haines Junction und zum Kluane National Park

Wir fahren keine dieser Routen, sondern biegen kurz hinter Tok, in Tetlin Junction, auf den Taylor Highway ab, der uns zunächst wieder nach Norden bringt und dann nach Osten zur kanadischen Grenze und zum Beginn des Top of the World Highways, auf dem wir morgen nach Dawson City wollen.

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Immer dann, wenn wir durch bewaldetes Gebiet fahren, sehen wir Spuren großer Waldbrände, so auch hier. Obwohl Alaska und der Yukon, in den wir morgen kommen werden, keine besonders trockenen Gebiete sind, gehen doch immer wieder riesige Waldflächen in Flammen auf. Meist sind es Blitze, die diese Feuer verursachen. Und es dauert immer viele Jahrzehnte, bis sich in dieser Gegend die Natur von solcher Zerstörung erholen kann: Die Humusschicht über dem Permafrostboden ist nur sehr dünn und die Vegetationsperiode ist äußerst kurz – nicht unbedingt optimale Bedingungen für Pflanzen.

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Auf dem Taylor Highway gelangen wir zunächst nach Chicken, einem Mini-Ort im Nichts. Chicken war einst das Zentrum des Goldbergbaus der Fortymile-Region. Damals lebten ca. 700 Einwohner hier, heute sind es weniger als 40, die in "Downtown Chicken" ein paar Läden für Touristen unterhalten.

 

 

 

Anekdote am Rande:

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Eigentlich sollte das Dorf ja Ptarmigan (Schneehuhn) heißen, aber weil sich die Miner nicht darüber einigen konnten, wie man Ptarmigan richtig schreibt, nannten sie den Ort kurzerhand einfach Chicken (Huhn).

Hier können wir eine alte Dredge anschauen, einen Schwimmbagger mit einer Goldwaschanlage. Mit solchen Geräten wurde der Schlamm aus den Flüssen hochgebaggert und dann das Gold aus ihm herausgewaschen.

     

Hinter Chicken zeigt der Taylor Highway noch seine alte, holprige Natur. Auf den letzten ca. 50 Meilen bis zur kanadischen Grenze ist er nicht mehr befestigt. Bis dorthin werden wir es heute allerdings nicht mehr schaffen, der Grenzposten schließt um 20.00 Uhr.

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Ca. 15 Meilen hinter Chicken finden wir auch wieder einen netten staatlichen Campingplatz, den Walker Fork Campground, auf dem wir übernachten können. Es ist so warm, dass wir sogar draußen essen.

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Freitag, 25.05.2007 - Über den Top of the World Highway nach Dawson City

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Bevor hinter der kanadischen Grenze der Top of the World Highway beginnt, haben wir noch das letzte staubige Stück des Taylor Highways in die Berge hinein vor uns.

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Die Orte sind skurril und in der Boundary Lodge, einem der ältesten Roadhouses Alaskas haben schon vor über 100 Jahren die Goldgräber auf ihrem Weg zu den Goldfeldern von Fortymile übernachtet.

 

Start- und Landepisten für Flugzeuge sind eingestreut wie anderswo kleine Seitenstraßen.

Das Wetter ist fantastisch, die Landschaft großartig. Hier in nur etwas über 1000 m Höhe gibt es keine Bäume mehr, es wachsen Moose, Farne und kleine Blumen. Etwa an der höchsten Stelle des Highways befindet sich die amerikanisch-kanadische Grenzstation. Sie ist nur im Sommer geöffnet, von Mitte Mai bis Mitte September. 

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Hinter der Grenze beginnt der Top of the World Highway. Er macht seinem Namen alle Ehre. Hoch auf dem Grat des Gebirges schlängelt er sich entlang und gibt einen weiten Blick frei über die gestaffelten Hügelketten der Ogilvie Mountains.

                          

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Nachdem Ulrich das Begrüßungsmurmeltier ausgiebig fotografiert hat, machen wir eine kleine Wanderung. Überall ist zu beobachten, wie der Frühling sich langsam gegen Eis und Schnee durchsetzt.

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Einige Flechten blühen schon, aber sie bleiben sehr klein. Die Vegetation hier entspricht dem, was wir in Europa erst bei weit über 2000 m Höhe finden. An vielen Stellen liegt noch Schnee, und irgendwann ist der Weg durch eine so hohe Schicht blockiert, dass wir umkehren müssen.

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Langsam führt danach der Highway hinab aus der winterlichen Region in das Tal des Yukon. Hier erwartet uns die Fähre, die uns hinüber nach Dawson City bringt.

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Dawson City war Ende des 19. Jahrhunderts die Metropole der Goldgräber. Das "Paris des Nordens" war zu dieser Zeit die größte Stadt westlich von Winnipeg und nördlich von San Francisco. Es gab elektrisches Licht und Telefon, und die Geschäfte waren voller Luxusgüter. Man aß Kaviar, trank Champagner und vergnügte sich in unzähligen Theatern, Spielsalons und Bordellen.
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Heute ist Dawson City ein Ort, der noch schwankt zwischen Verfall und Touristenattraktion. Viele Gebäude stehen leer, andere sind liebevoll restauriert oder werden im alten Stil neu erbaut. Im wahrhaftig gleißenden Sonnenlicht (Es sind bestimmt mehr als 25° C, und wir haben unsere Sonnenbrillen im Auto gelassen!) schauen wir uns die Stadt an und versuchen, uns vorzustellen, wie es hier zu Zeiten des Goldrausches zuging. Zumindest an den Straßen hat sich nichts geändert. Es gibt keinen Asphalt, noch nicht einmal Schotter. Die Lehmwege sind staubig bei Trockenheit und matschig bei Regen. Im Moment fährt ein Sprengwagen herum, um den schlimmsten Staub zu binden.

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Nachdem wir im Dawson City General Store, dem tatsächlich einzigen Lebensmittelgeschäft hier, eingekauft haben und ich im Internet-Café einige E-Mails auf den Weg gebracht habe, beschließen wir, einmal nicht selber zu kochen, sondern in der "Stadt" zu essen. Zufällig (oder liegt es am guten Instinkt?) erwischen wir mit dem Aurora Inn das beste Restaurant in Dawson City, wie wir später im Reiseführer lesen. Das Essen ist tatsächlich sehr gut, der Kellner äußerst aufmerksam, und wir essen mit Besteck von Laguiole! Wer hätte das hier erwartet? Mit riesigen T-Bone-Steaks decken wir unseren Fleischbedarf für die nächste Woche - die Wohnmobilküche ist nämlich vegetarisch.

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Nach dem Essen begeben wir uns auf den weiteren Weg auf dem Klondike-Highway Richtung Whitehorse. Es wird hier um diese Jahreszeit gar nicht richtig dunkel, und wir können noch lange fahren. Das erste Stück der Strecke führt entlang des Klondike River. Am Straßenrand sieht man die typischen raupenförmigen Abraumhalden der großen Schaufelbagger der Goldsucher. Am Gravel Lake beobachten wir Biber, die dabei sind, Bäumchen und Äste abzunagen.

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Ansonsten bietet der Klondike Highway keine Attraktionen. Er führt durch endlose Fichtenwälder, von denen zudem weite Teile verbrannt sind. Aber wir kommen gut vorwärts. Als wir den Stewart River überqueren, ist es schon 22.30 Uhr. Wir fahren in Ulrichs Geburtstag hinein, und genau um Mitternacht quälen wir uns mit dem RV gerade durch einen Weg, auf dem wir einen netten Übernachtungsplatz an einem See zu finden hofften, der dann aber doch zu eng und zu schlammig für die Weiterfahrt wurde.

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Samstag, 26.05.2007 - Durch die Wälder des Yukon nach Whitehorse

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Die Suche nach einem idyllischen Übernachtungsplatz haben wir in der Nacht dann aufgegeben und uns einen etwas geschützten Ort am Straßenrand gesucht - das geht auch einmal!

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Heute geht die Fahrt weiter durch die endlosen Wälder des Yukon Territory. Hinter Pelly Crossing kommen wir wieder an den Yukon, den Fluss, der dieser kanadischen Provinz den Namen gegeben hat, und bei den Five Finger Rapids schauen wir weit über das Tal, das er in die Landschaft geschnitten hat.

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Ansonsten ist die Strecke eher langweilig. Wir halten ständig Ausschau nach Tieren, aber meist ohne Erfolg, sieht man einmal von den kleinen Hasen (Snowshoe-Hares) ab, die offensichtlich nicht nur ganz Alaska, sondern auch den Yukon bevölkern. Highlight ist ein Waipitihirsch, den wir in einiger Entfernung an einem Hang entdecken.

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Am späten Vormittag sind wir in Whitehorse, einer kleinen Stadt mit etwas mehr als 20.000 Einwohnern - Yukon-Metropole und Sprungbrett in die Wildnis. Whitehorse hat einen Flughafen, und Condor bietet eine Direktverbindung nach Frankfurt an. Somit ist dieser Ort für viele Deutsche der Ausgangspunkt ihrer Yukon-Alaska-Reisen. Whitehorse Downtown ist nicht besonders spektakulär - und nachdem wir ein paar Souvenirläden heimgesucht und uns bei Subway mit einem Burger gestärkt haben, machen wir uns auf den weiteren Weg Richtung Skagway.

Hinter Whitehorse wird die Fahrt auf dem Klondike Highway interessanter. Wir kommen aus den dichten Wäldern heraus, und der Blick öffnet sich. Im Hintergrund tauchen schneebedeckte Berge auf.

 

Kuriosum am Rande: Hier gibt es die kleinste Wüste der Welt. Wer hätte das in dieser Gegend erwartet?

   

Einen kleinen Abstecher machen wir noch nach Carcross. Dieses idyllische und ruhige Dörfchen war einst ein quirliger Umschlagplatz für Passagiere und Fracht von der Eisenbahn auf die Raddampfer, die die Verbindung zu den Orten am Oberlauf des Yukon und zu den Goldvorkommen bei Atlin herstellten.

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Dann suchen wir uns kurz vor dem White Pass am Windy Arm, einem Ausläufer des Tagish Lake, einen Platz für die Nacht. Ulrich hat ein gutes Gefühl dafür entwickelt, wie geländegängig unser Auto ist, und so müssen uns auch enge Wege nicht schrecken. Leider versperrt ein Schneefeld die letzten Meter bis direkt an den See, aber der Platz ist trotzdem schön.
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Und um draußen am Wasser zu sitzen ist es sowieso zu kalt. Mit der richtigen Kleidung ist aber ein Spaziergang am See nicht zu verachten.

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Sonntag, 27.05.2007 - Über den South Klondike Highway nach Skagway

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Nachdem wir uns glücklich aus dem engen Weg, der zum See führte, wieder heraus gewühlt haben, geht es am Tutshi Lake entlang weiter Richtung Skagway, unserem heutigen Ziel.

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Am Wegrand stehen die Überreste der Venus Mine, die an hundert Jahre mehr oder weniger erfolgreiche Suche nach Gold hier erinnern.
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In dieser Gegend bildet sich der Yukon aus mehreren Quellflüssen. Einer von ihnen ist der Tutshi River, der sich an der Yukon Suspension Bridge durch eine enge Schlucht kämpft.

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Von der Hängebrücke aus kann man den reißenden Wildbach bewundern. Auf Stelltafeln wird die Geschichte der Goldsucher erzählt, die in Skagway mit Schiffen ankamen und ihre Ausrüstung von dort über die Berge zum etwa 100 km entfernten Carcross transportieren mussten, um sie auf Boote auf dem Yukon verladen zu können. Die Reicheren der Goldsucher gingen dazu mit Packpferden über den berüchtigten White Pass Trail, der sich an den steilen Felswänden entlang des Skagway Rivers hinzog. Allein 1897 verendeten über 3000 Pferde auf dieser Strecke. Die ärmeren der Stampeder mussten ihre Ausrüstung selber schleppen. Sie gingen über  den Chilkoot Pass, der nicht weniger unwegsam war.

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Auf dem White Pass verläuft die kanadisch- amerikanische Grenze. Hier ist es noch richtig winterlich. Es liegt viel Schnee, und dazu hängen die Wolken so tief, dass alles in ein kaltes weißes Licht getaucht ist. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie die Goldsucher in dieser unwirtlichen Gegend die Winter überstehen konnten, und wie sie es geschafft haben, Tonnen von Ausrüstung über diese Berge zu bringen.

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Entlastung brachte ihnen erst der Bau der "White Pass and Yukon Route Railroad", die entlang des White Pass Trails verlief. Heute befördert sie nur noch Touristen.
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Nachdem wir am südlichen Ende des White Pass die amerikanische Zollstation passiert haben, sind es nur noch wenige Meilen bis Skagway, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts die größte Stadt Alaskas war. Mehr als 20.000 Goldsucher landeten damals hier oder im benachbarten Dyea, um sich auf den Weg zum Yukon zu machen. Der alte Teil des heute kleinen Ortes steht als "Klondike Goldrush National Historic Park" unter Denkmalschutz. Links und rechts des Broadways reihen sich die Originalgebäude aus dieser Zeit. Heute bergen sie fast ausschließlich Souvenirläden, die gerade von den Passagieren der beiden Kreuzfahrtschiffe, die am Kai liegen, gestürmt werden. Im Sommer kann es vorkommen, dass gleichzeitig bis zu sechs große Kreuzfahrer hier festmachen. Skagway lebt mittlerweile einzig und allein vom Geschäft mit diesen Touristen. Für die hier Lebenden oder für andere Reisende ist das Angebot sehr eingeschränkt. Ich habe nur einen Lebensmittelladen gesehen, und es gibt auch nur eine Tankstelle.

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Wir schließen uns dem Strom der Kreuzfahrtpassagiere an und gehen auch shoppen. Das Wetter ist nicht gerade schön: Es nieselt und ein hässlicher Wind macht es besonders ungemütlich. Da haben wir sowieso keine Lust auf längere Outdoor- Aktivitäten.

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Nachdem wir uns am Hafen noch mit Fish 'n Chips gestärkt haben, fahren wir nach Dyea auf der anderen Seite des Taiya Inlets, des Meeresarms, an dem auch Skagway liegt. Hier wollen wir übernachten. Dyea war einmal genauso groß wie Skagway. Zu Hochzeiten lebten hier 2000 Menschen, heute sind nicht einmal mehr die Fundamente der Häuser zu erkennen. Die Natur hat das Terrain zurück erobert. Aber die Gegend ist schön und der Strand lädt zum Laufen ein. Leider ist es trotz Sonne empfindlich kalt, so dass wir es nicht lange draußen aushalten. Außerdem ist gerade Ebbe, und es gibt nicht viel Interessantes zu sehen.

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Einen angenehmen Übernachtungsplatz mit Blick auf Lynn Canal und Taiya Inlet finden wir dann an einem Campingplatz. Wir stehen zwar auf einer Picknickfläche vor dem eigentlichen Campground, aber es ist niemand da, der uns wegschicken könnte.

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Weil ich aber trotzdem schauen möchte, ob es nicht einen noch schöneren Platz gibt, fahren wir einmal über den Campingplatz - und Ulrich erwischt beim Hinausfahren einen Baum mit der hinteren Stoßstange. Sie hat jetzt eine deutliche Beule, und der Ärger darüber drückt ein wenig auf die gute Laune - zumal wir dann doch wieder auf den Picknickplatz zurückfahren :-))

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Montag, 28.05.2007 - Durch den Lynn Canal nach Haines

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Die Nacht war wieder sehr kalt. Aber das Wetter ist besser als gestern. Am Strand huscht frühmorgens ein Otter entlang.

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Wir haben genug Zeit für eine kleine Wanderung. Die Fähre, die uns nach Haines bringt, legt erst um 17.30 Uhr ab. In der Nähe unseres Übernachtungsplatzes beginnt der Chilkoot Trail.

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Chilkoot Trail:

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In den Jahren des Goldrausches landeten zehntausende von Glückssuchern in Dyea und Skagway. Alle mussten ihre Ausrüstung über die Küstenberge zum Yukon schaffen. Wer sich Maut und Packpferde leisten konnte, nahm die Route über den White Pass. Die anderen benutzten einen alten Handelsweg der Indianer über den Chilkoot Pass. Oben auf der Passhöhe an der kanadischen Grenze kontrollierte die Mounted Police die Ausrüstung. Jeder, der damals nach Kanada wollte, musste nachweisen, dass er Lebensmittel und Ausrüstung für mindestens ein Jahr mit sich führt. Das bedeutete für jeden Stampeder eine Tonne Gepäck. Um das alles über die Berge zu bringen, war der ca. 50 km lange Chilkoot Trail 30-40 mal zu bewältigen, eine fast unmenschliche Aufgabe. Trotzdem machten sich im Winter 1897/98 ungefähr 22.000 Goldsucher auf diesen Weg, unter anderen übrigens auch Jack London, der zwar kein Gold fand, aber durch seine Bücher weltberühmt wurde, in denen er die Erlebnisse am Chilkoot Trail schildert.

 

Man muss kein durchtrainierter Bergwanderer sein, um den Chilkoot Trail zu begehen, aber ein Spaziergang ist es - selbst ohne Gepäck - auch nicht.  Außerdem ist hier Bärengebiet, es gibt Schwarzbären und Grizzlies. An mehreren Stellen auf dem Trail finden wir ihre Hinterlassenschaften, jedoch Auge in Auge begegnen wir keinem. Wir sind nicht sicher, ob wir darüber glücklich oder traurig sein sollen. Wir würden ja liebend gern einmal einen Grizzly sehen - aber vielleicht doch besser vom Auto aus!?

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Nach einem kleinen Lunch "daheim" im Wohnmobil fahren wir langsam Richtung Skagway. Wir sind zeitig dran und stehen noch eine ganze Weile am Fährhafen und beobachten Hubschrauber, die in nicht enden wollender Reihe offensichtlich mit Kreuzfahrtpassagieren Rundflüge machen.

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Die Überfahrt nach Haines dauert nur eine Stunde durch den fjordähnlichen Lynn Canal. Haines ist schön zwischen hohen Bergen gelegen, bietet aber ansonsten nichts Aufregendes. Nachdem wir unsere Vorräte im Lebensmittelmarkt am Ort ergänzt haben, fahren wir die Haines Road Richtung Haines Junction, wo wir dann wieder auf den Alaska-Highway einbiegen werden. Wir finden einen Übernachtungsplatz mit Blick auf die Flats des Chilkat Rivers. Hier tummeln sich in jedem Winter zwischen Oktober und Januar ca. 3000 Weißkopfseeadler, um sich auf die hier laichenden Chum-Lachse zu stürzen. Jetzt ist kaum noch einer da, trotzdem ist der Platz wunderschön.

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Direkt neben dem Auto an einem Baum sehen wir frische Kratzspuren von einem Bären. Aber leider bleibt das wieder das Einzige, das wir von dem Tier zu Gesicht bekommen. 

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Dienstag, 29.05.2007 - Zurück auf den Alaska Highway

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Beim Aufwachen tropft Regen auf das Autodach, und die Wolken hängen sehr tief, so dass wir während der Weiterfahrt keinen besonders weiten Blick haben. Wir sind hier im südlicheren Teil Alaskas. Alles ist schon viel grüner als weiter im Norden. Und es scheint auch zivilisierter, die Gegend wirkt recht "ordentlich". Die Häuser und Grundstücke sind gepflegter als die, die wir bisher gesehen haben. Aber Großstadt ist hier natürlich immer noch nicht: Die einzige Tankstelle im Umkreis von ca. 50 Meilen hat dienstags geschlossen - und heute ist (natürlich) Dienstag!

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Nachdem wir einmal mehr die Grenze zwischen USA und Kanada passiert haben (Wir stellen dieses Mal unsere Uhren gar nicht um, schließlich bleiben wir nur einen Tag in Kanada.), geht es hinauf zum Chilkat Pass. Auch hier herrscht noch tiefster Winter. Obwohl der Pass nur etwas über tausend Meter hoch ist, wirkt die Gegend hochalpin.

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Es wachsen keine Bäume, sondern nur Moose und kleine Bodendecker. Es ist wunderschön - schade, dass Wolken und Nebel uns den Blick auf die umliegenden hohen Berge versperren. Nach und nach werden aber die Wolken etwas dünner, und an den Million Dollar Falls hört es sogar auf zu regnen. Von einem Boardwalk aus kann man hier sehen, wie sich der Takhanne River höchst dramatisch durch eine enge Schlucht wühlt.

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Während wir weiter nach Nordwesten kommen, verändert sich die Landschaft wieder. Bäume tauchen auf, und alles ist grüner als in den Bergen, aber der Frühling ist noch nicht so weit fortgeschritten wir in Haines. Dieser ständige Wechsel zwischen tiefstem Winter und weit fortgeschrittenem Frühjahr ist ja fast schon bezeichnend für unsere Reise.

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Gerade fahren wir durch ausgedehnte Feuchtgebiete. Wir sehen mehrere Schwanennester, auf denen gebrütet wird, und am Wegesrand gabeln wir ein Stachelschwein auf, das eine Weile neben dem Auto herläuft, sich dann aber in ein Abwasserrohr rettet.
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Unvermittelt ist es dann wieder sehr winterlich. Am Ufer des Dezadeash Lakes, an dem wir für einen Lunch anhalten, liegt noch viel Schnee. Davon lassen sich aber zwei Trompetenschwäne nicht abschrecken - sie unterhalten sich lauthals vor unserem Fenster.

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In Haines Junction können wir tanken, dumpen und Wasser nachfüllen, und nach einem kurzen Besuch in der Visitor's Information verlassen wir die Haines Road und biegen in den Alaska Highway ein. Unser heutiges Ziel ist der Kluane Lake, ein großer, tiefblauer See im Kluane National Park. Dieser Nationalpark ist eine World Heritage Site der UNESCO und beherbergt mit dem 5.959 m hohen Mt. Logan Kanadas höchsten Berg. Das Innere des Parks ist nur auf einigen wenigen Pfaden oder mit dem Boot erreichbar, aber am See entlang führt über ca. 40 Meilen der Highway.

Ein großer Teil des Sees ist noch zugefroren, und am Ufer schieben sich die Eisschollen zusammen. Wir finden einen traumhaften Übernachtungsplatz auf einem staatlichen Campground. Die Wolken haben sich mittlerweile verzogen, und die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel. Aber es bleibt empfindlich kalt - eine gute Gelegenheit für ein wärmendes Lagerfeuer. Natürlich gibt es eine Feuerstelle, und auch Holz steht zur Verfügung. Es muss nur noch gehackt werden! Unsere "Nachbarn" (zwei Männer aus Süddeutschland, die wir schon auf der Fähre von Skagway nach Haines gesehen haben) leihen uns ihre Axt. Sie haben ein Wohnmobil von Fraserway, da gehört so etwas zur Ausstattung.

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Bald brennt auch bei uns ein gemütliches Feuer, und die Spiegeleier können draußen gebrutzelt werden.

Nach dem Essen machen wir noch einen Spaziergang an dem hier völlig zugefrorenen See entlang.

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Mittwoch, 30.05.2007 - Tierbeobachtungen am Alaska Highway

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... und weiter geht es auf dem Alaska Highway. Wir passieren so interessante Orte wie Destruction Bay oder Burwash Landing und Beaver Creek. Ansonsten führt uns die Strecke wieder einmal durch schier endlose Wälder, also eher langweilig.

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Aber kurz hinter dem White River taucht dann ein Bär am Straßenrand auf und stellt sich bereitwillig dem Fotoshooting.

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Der Elch ein paar Meilen weiter ist nicht so erpicht darauf, abgelichtet zu werden.
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Zum Lunch stoppen wir kurz hinter Beaver Creek an einem Roadhouse, das gleichzeitig Restaurant, Apotheke, Post, Lebensmittelladen, Souvenirgeschäft, Dorftreffpunkt und sicher noch vieles mehr ist. Zur Dekoration gehören sogar Auto-Nummernschilder aus Deutschland.

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In Alcan passieren wir - auf dieser Reise zum letzten Mal - die Grenze zwischen dem Yukon in Kanada und Alaska in den USA. Im Grenzgebiet treffen wir wieder auf nistende Trompetenschwäne. Nachdem wir das Visitor's Center vom Tetlin National Wildlife Refuge besucht haben, geht es weiter nach Tok. Hier verlassen wir den Alaska Highway, um auf dem sogenannten Tok Cutoff nach Glennallen und dann auf den Glenn Highway zu fahren. Lange halten wir uns im Bereich der Mineral Lakes auf. Hier sehen wir mehrere Elche, sogar eine Kuh mit ihrem Kalb. Leider gibt es keine guten Haltepunkte in dieser Gegend, geschweige denn Übernachtungsplätze - schade!

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Es ist ziemlich spät geworden bei der Tierbeobachtung,  und die Suche nach einem Platz für die Nacht wird ein wenig stressig. Trotzdem bleiben wir nicht auf dem Porcupine Campground, den wir als erstes anfahren. Er liegt sehr trist im Wald und macht einen verfallenen Eindruck. Mehr Glück haben wir auf einem privaten Platz am Grizzly Lake. Hier ist es ganz schön. Es gibt zwar keine abgetrennten Stellplätze, aber wir haben eine nette Umgebung und eine schöne Aussicht auf den See.

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Donnerstag, 31.05.2007 - Über den Glenn Highway bis nach Anchorage

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Heute genießt Ulrich den Service eines richtigen Campgrounds. Die Duschen sind groß und sauber, und man kann das Wasser unendlich lange laufen lassen. Nachdem wir uns vom "Platzhund" verabschiedet haben, machen wir uns auf den weiteren Weg. Wir wollen heute bis in die Nähe von Anchorage fahren und morgen, an unserem letzten Tag in Alaska, dann spontan entscheiden, was wir noch tun wollen.

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Tok Cutoff und Glenn Highway bieten anfangs noch einmal schöne Ausblicke auf die Wrangell und die Chugach Mountains, aber je mehr man sich Anchorage nähert, umso erschlossener ist die Gegend. Es tauchen immer mehr Ferienhäuser und Lodges auf, und langsam müssen wir uns verabschieden von der Unberührtheit der Landschaft und der Einsamkeit, die unseren Aufenthalt in Alaska so faszinierend gemacht haben. Natürlich ist die Bebauung noch lange nicht mit Europa zu vergleichen. Die Häuser stehen nicht etwa in Sichtweite zueinander, das wäre zu dicht. Sie sind gut gegeneinander abgeschottet und liegen weitab der Straße. Oftmals verrät nur der Briefkasten vorn, dass hier jemand wohnt. Und auch immer noch sieht man mehr Flug- als Parkplätze!

Kurz vor Palmer verlassen wir den Highway, um einen Bogen über den Hatcher Pass zu fahren. Das soll eine besonders schöne Route sein. Leider ist dieses Unternehmen nicht von Erfolg gekrönt, denn der Pass ist noch gesperrt, und wir müssen wieder zurück fahren. Aber auch die Anfahrt zum Pass bis zu einer alten Silbermine, der Independence Mine,  ist sehr schön. Hier ist zur Abwechslung noch einmal richtiger Winter, und es liegt teilweise hoher Schnee. Auf dem Campground heute Abend  in Wassila am Lake Lucille können wir uns entscheiden zwischen einem abgeschirmtem Stellplatz zwischen Bäumen oder einem offenen mit Blick auf den See. Wir entscheiden uns für den Ausblick.

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Es ist wieder spät geworden. Das lange Tageslicht ist sehr angenehm, es verführt aber auch dazu, immer noch länger zu fahren, weil man das Gefühl für die Tageszeit verliert. In Anchorage steht die Sonne z.Zt. mehr als 19 Stunden pro Tag über dem Horizont.

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Freitag, 01.06.2007 - Der letzte ganze Urlaubstag

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Zunächst ist heute Morgen Koffer packen angesagt - kein leichtes Unterfangen in der Enge des Wohnmobils und bei all dem "Krempel", der sich in drei Wochen Urlaub zusätzlich zu dem, was wir mitgebracht haben, noch angesammelt hat. Bei vielen Dingen müssen wir uns mehr oder weniger schweren Herzens dafür entscheiden, sie wegzuwerfen bzw. sie im Wohnmobil zu lassen, seien es die beiden Campingstühle, die wir gekauft haben oder die sechs Rollen Toilettenpapier, die aus der Großpackung noch übrig sind. Auch viele Broschüren und Prospekte wandern in den Müll. Leider haben die Fluggesellschaften ja so dumme Gewichtsbeschränkungen für das Gepäck.

Am späten Vormittag sind wir endlich fertig, und als ich vorschlage, nach Talkeetna zu fahren und noch einen Rundflug zum Mt. McKinley zu machen, glaubt Ulrich zunächst an einen Scherz. Dann ist er aber schnell bereit, die gut 80 Meilen pro Strecke dafür in Kauf zu nehmen. Talkeetna ist ein kleiner Ort südöstlich vom Denali National Park. Er fungiert als Basecamp für Besteigungen des Mt. McKinley, und er beherbergt eine Vielzahl von Rundfluganbietern. Ein Ehepaar, das wir auf dem Denali Highway getroffen haben, hat uns K2 empfohlen, und wir fahren gezielt dorthin.

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Wir entscheiden uns für einen etwa 1 1/2 stündigen Flug mit Zwischenlandung auf dem Gletscher. Die passenden "Schneeschuhe" werden vom Veranstalter zur Verfügung gestellt.
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Wir fliegen mit einer de Havilland Turbo Beaver III. Außer uns sind noch sieben andere Leute an Bord. Jeder hat einen Fensterplatz und bekommt Kopfhörer mit Mikrofon zur Kommunikation mit dem Piloten. Alle Flugzeuge verfügen natürlich auch über Kufen, um auf Schnee und Eis landen zu können.

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Nach einer kurzen Schleife über Talkeetna und das umgebende Buschland geht es in die Alaska Range. Sehr beeindruckend fliegen wir zwischen Gletschern und schneebedeckten Bergen hindurch. Manche sind zum Greifen nah. Leider hat sich das Wetter verschlechtert. Das heißt erstens, dass die Sicht nicht sehr gut ist und zweitens, dass wir nicht auf dem Gletscher landen können - schade! Aber der Flug bleibt trotzdem sehr eindrucksvoll, und die Zeit vergeht sprichwörtlich "wie im Flug". Ein tolles Erlebnis!

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Nach erfolgreicher Landung schauen wir uns noch kurz Talkeetna an, ein kleines Örtchen zwischen Kunst und Kitsch. Es ist alles sehr touristisch.

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Unser Alaska-Abschieds-Diner nehmen wir in einer Lodge ein, die etwas außerhalb von Talkeetna liegt. Langsam beginnt unsere "Urlaubsende-Depression". Dieses Mal ist sie besonders schlimm. Lange hatten wir von diesem Urlaub geträumt, und es ist wirklich ein Traum geworden! Leider ein Traum, der viel zu kurz war. Drei Wochen sind bei weitem nicht ausreichend für ein Land wie Alaska. Wir haben zwar soviel gesehen und so viele Eindrücke gewonnen, dass es lange dauern wird, das alles zu verarbeiten - wir haben aber auch große Lust bekommen, noch mehr zu sehen oder uns für einige Gegenden mehr Zeit zu lassen. Da bleibt nur, zu sparen für den nächsten Traumurlaub in Alaska.
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Auf der Rückfahrt nach Anchorage auf dem Parks Highway können wir letzte Bilder in uns aufnehmen. Den Lobpreisungen in den Reiseführern macht dieser Highway Ehre nur auf einem kleinen Stück, wo er von imposanten Berggipfeln gesäumt ist.

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Ansonsten ist er eine relativ enge Straße, die fast durchgehend bewohnt ist. Wir bemerken es wieder an den Briefkästen - und daran, dass plötzlich eine Elchkuh am Straßenrand steht. Zahlreicher wird das Wild dann noch in den Vororten von Anchorage. Eine Elchkuh trabt auf dem Gehweg neben dem Auto her, und eine andere läuft uns aus einem Wäldchen heraus direkt vor die Stoßstange. Eine weitere wartet lieber im Gebüsch, bis wir weg sind.  Und auf dem Campground, auf dem wir unsere letzte Nacht in Alaska verbringen wollen, ist gerade Bärenalarm! Man muss nur in die Städte fahren, um das Wildlife genießen zu können ...

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Samstag, 02.06.2007 - Abschied von Alaska _____________________________________________________

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Heute müssen wir früh aufstehen. Im Auto ist noch einiges zu tun, und spätestens um 11.00 Uhr muss es abgegeben sein. Der letzte Morgen in Alaska ist also nicht gerade gemütlich. Dafür bekommen wir noch einen Abschiedsgruß von dem schon gestern gesuchten Baby-Bären, der hinter unserem Auto durch das Gebüsch streift.

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Endlich haben wir alles eingepackt, das Auto ist halbwegs sauber, und wir können starten. Zunächst fahren wir zum Flughafen. Wir wollen dort schon einmal unser Gepäck deponieren, bevor wir das Auto abgeben. Leider gibt es keine Gepäckaufbewahrung, und einchecken können wir auch noch nicht. Also bleibe ich notgedrungen mit den Koffern am Flughafen, und Ulrich bringt das Auto allein zurück.

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Ich nutze die Zeit, um Tagebuch zu schreiben. Außerdem gibt es Wireless Lan, so dass ich langsam wieder Kontakt mit der Zivilisation aufnehmen kann. Schon seit gestern haben wir auch wieder ein Handynetz. Gern würde ich aber weiterhin auf all das verzichten und lieber noch ein paar Wochen durch die Wildnis fahren. Die drei Wochen sind viel zu schnell vergangen!

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Ulrich braucht recht lang, um das Auto wieder loszuwerden. Es gibt ein paar Probleme mit der Rechnung, die aber geklärt werden können. Die zerbeulte Stoßstange müssen wir auch nicht bezahlen, und am Ende kriegen wir sogar noch etwas Geld heraus – warum auch immer. Als er wieder zurück am Flughafen ist, können wir auch schon bald einchecken, und um 16.45 Uhr startet unsere Maschine Richtung Seattle.

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Ein Traumurlaub geht zu Ende, und wir trennen uns nur schwer. Alaska hat all unsere Erwartungen weit übertroffen.

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